Vom «netten» Tausendsassa

Ende März 2022 hat der Berliner Type- und Grafikdesigner Jan Fromm mit Nice ein Schriftsystem veröffentlicht, das sich durch Klarheit genauso wie durch seine Lebendigkeit auszeichnet und mannigfaltig eingesetzt werden kann.

Bilder: Einblicke in den Variantenreichtum der Nice-Familie
Quelle: Fontwerk GmbH

Die Schriftsippe, die im Zeitraum von 2013 bis 2022 konzipiert und designt wurde, liefert eine ungemein grosse Fülle an typografischen Möglichkeiten: So beherbergt der Font mit der Nice Micro (empfohlen für 6 bis 9pt), Nice Text (9 bis 16pt), Nice Headline (bis 48pt) und Nice Poster (über 48pt) gleich vier unterschiedliche optische Grössen und 56 Einzelschnitte. Ausserdem gesellen sich zur Superfamilie, die von der Berliner Fontwerk GmbH produziert und vertrieben wird, zwei variable Fonts.

Für (fast) jeden Zweck
Analog zum nahezu ausufernden Schriftenumfang der Nice passt, dass sich der Font auch in punkto Verwendungszwecke für ein grosses Bouquet an verschiedenen Anwendungen eignet: Dazu gehören unter anderem die Sparten Werbung & Verpackung, Buchgestaltung, Fashion, Logo, Branding & CI (Corporate Identity) oder auch die redaktionellen Gefilde rund um das Verlagswesen. Standardmässig ist die Nice-Superfamily in den Formaten OTF und WOFF 2 verfügbar.

Zwischen Tradition und Moderne
Trotz ihrer barocken Wurzeln ist die Nice eine kontemporäre, lebendige und dabei niemals langweilige Schrift. Das verdankt sie dem Stil von Jan Fromm und unter anderem der Tatsache, dass er bei deren Konzeption nur die Komponenten älterer Schriften, die der Ausdrucksstärke zuträglich sind – etwa die Verspieltheit des Kursiven oder die fein subtile Schrulligkeit – belassen hat. Bausteine typisch traditioneller Schriften, die hingegen mit den heutigen Lesegewohnheiten konkurrieren – man denke an zu grosse Versalien oder ausladendes Formenreichtum – wurden dagegen konsequent aus der Nice getilgt. Die so entstandene Schrift ist daher nicht nur besonders dynamischer Natur, sondern auch sehr gut wahrnehmbar.

Lebhaft und prägnant
Mit dem Fokus auf Lebendigkeit, Klarheit und Lesbarkeit trägt die Schriftenfamilie klar die typische Handschrift ihres Spiritus Rector Jan Fromm, der heute als multidisziplinärer Designer freiberuflich an eigenen Projekten arbeitet. Neben der im März vorgestellten Nice, die übrigens als erste Typeface ausserhalb von Fromms Label veröffentlicht wurde, zeichnet der Berliner Kaffeeliebhaber unter anderem für die Erstellung der Fonts Camingo, Komet, Capito und Rooney verantwortlich. Auf letztere greift der grösste Marktplatz für digitale Schriften MyFonts.com bereits seit zehn Jahren zurück.

Grosse Zukunft
Fromm, der an der Potsdamer Universität für angewandte Wissenschaften Kommunikationsdesign studierte, hat mit Blick auf die Nice-Familie noch einiges vor: Um das ohnehin schon breit gefächerte Anwendungsspektrum der Nice nochmals zu vergrössern, sind in Zukunft etwa Ergänzungen wie Condensed-, Extended-Breiten oder Spracherweiterungen in Kyrillisch, Griechisch oder Vietnamesisch geplant. Zudem sind auch Stile wie Sans, Mono, Slab, Semi Sans oder Script als künftige Erweiterungen denkbar. 

Fontwerk GmbH
Die Berliner Fontwerk GmbH wurde 2019 als unabhängiger Designverlag gegründet und versteht sich gleichsam auf das Fertigen von modernen Schriften sowie innovative Dienstleistungen rund um die Bereiche Typedesign und Fonttechnik.


Jan Fromm hat in Potsdam Kommunikationsdesign studiert. Seine Liebe für Buchstaben und dessen Formgebung wurde von der niederländischen Typografie-Legende Lucas de Groot entfacht. Heute ist Fromm als freischaffender Designer tätig.

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