Von Licht, Leibern und Ländlichem

Seit Mitte Dezember 2020 ist Luminar AI ­erhältlich. Der jüngste Spross aus dem Hause Skylum rühmt sich damit, die erste Foto-Editing-Software zu sein, die zu 100 % auf künstlicher Intelligenz basiert.

Was der erste Blick verrät
Das Interface von Luminar AI kommt unaufgeregt und entspannt daher. Man wird, gerade als Einsteiger, nicht von zahlreichen überladenen Dialogfenstern, Optionen und Effekten erdrückt, der Fokus wird stattdessen auf das Wesentliche – die Bildbearbeitung – gelegt. Der Begutachtung und dem Editieren des zu verbessernden Bildes gesteht Luminar denn auch grosszügig den Löwenanteil der Benutzeroberfläche zu.

Der gleichen simplen und aufgeräumten Linie folgt auch die Menüaufteilung. Standardmässig gibt es auf der Leiste rechts oben lediglich vier Hauptmenüs: Katalog zum Fotoimport und zur Übersicht, Vorlagen für das Applizieren von automatisch vorgeschlagenen Presets, Bearbeiten mit dem der Nutzer, meist mithilfe von Schiebereglern, punktuelle Verbesserungen vornehmen kann und das Exportieren-Tool.

Morgenstund und Abendrot
Um Fotos zu editieren, wird zunächst der Speicherort festgelegt und anschliessend werden einzelne Bilder oder ganze Ordner importiert. Nachdem man sich für ein Foto entschieden hat, rückt man zur Lasche Vorlagen vor. Dort analysiert Luminar AI das ausgesuchte Machwerk eigenständig und schlägt mehrere zum Bild passende Presets vor.

Das Preset «sauberes Licht» macht das Bild schlagartig ­lebhafter. © Véronique Croket/federfotografie

Im Falle des Beispielfotos des Wägitalersees erkennt die Anwendung automatisch, dass es sich um ein Landschaftsfoto handelt und empfiehlt entsprechend Presets für idyllische Gefilde. Diese Vorlage hat beim Seebild mit einem Klick sattere Farben, einen höheren Detailgrad und klare Kontraste erwirkt. Ausserdem wurde der Dunst minimiert. In einem nächsten Schritt kann das Werk unter Bearbeitung individuell editiert werden, wobei Skylum dem Nutzer auch die Möglichkeit lässt, die Vorlagen zu überspringen und direkt zur punktuellen Bearbeitung zu gelangen.

Mit GoldenEye und Adoniskörper
Das Bearbeiten-Verzeichnis ist wiederum sauber gegliedert und in die vier Subkategorien Wesentliches, Kreativ, Porträt und Pro unterteilt. Zum Repertoire der Palette Wesentliches gehören Grundsatz-Funktionen wie Bildaufbau, Helligkeitssteuerung, Strukturierung, Schwarzweiss oder Bildrauschen entfernen. Die künstliche Intelligenz ist in diesem Toolbereich insofern hilfreich, als dass Sie beispielsweise automatisch zum gewählten Fotoformat einen passenden Bildausschnitt auswählt oder eigenständig die Bildstruktur verbessert.

Bei der Lasche Kreativ lässt sich unter anderem eine Filmkörnung hinzufügen oder die Bildstimmung verändern. Die angepriesene künstliche Intelligenz kommt hier besonders bei den Werkzeugen Augmented Sky AI und Himmel AI zum Tragen. Der Kreative hat nicht nur die Möglichkeit, verschiedene Wolken, Vogelschwärme oder Blitze in das Bild zu pflanzen, sondern kann das Firmament auch im Handumdrehen komplett austauschen und – wie im Schilthorn-Panorama – aus einem Foto mit freundlicher Stimmung eins mit einer düsteren Atmosphäre schaffen.

Mit Luminar im Handumdrehen die Stimmung gewechselt. Unten das bearbeitete Bild, oben das Original.
© Original: Véronique Croket/federfotografie

Für das eigene Abbild
Im Porträt-Modus erkennt Luminar AI unterschiedliche Körperteile und erlaubt unter anderem die ­Änderung der Augenfarbe oder die Verminderung von Augenrändern. Auch können dank KI erkannte Schönheitsfehler behoben oder Figurveränderungen in der Bauchregion vorgenommen werden.

Abschliessend ist die Professional-­Palette für die fachmännische Verfeinerung des ­Bildes zu erwähnen, wo sich Funktionen wie Abwedeln & Nachbelichten, Klonen & Stempeln finden und zudem Kontraste ausbalanciert sowie Bildfarben harmonisiert ­werden können.

Das aus Luminar 4 bekannte Ebenen-Tool sucht man in der AI-Variante übrigens vergebens. Als Ersatz bietet Luminar AI stattdessen die Funktion Lokale Masken für die partielle Anwendung von Bildeffekten an.

Die Lizenz für ein Gerät bietet Skylum für umgerechnet 85 Schweizer Franken an, ­alternativ kann die Anwendung im Abo-Modell zu einem jährlichen Preis von umgerechnet 53 Franken bezogen werden. ↑

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