Fogra Inspirational Colours: Neue Möglichkeiten dank Farbmessung
Die Fogra forscht gegenwärtig an neuen, ultraportablen Farbmessgeräten, die das Farbmanagement revolutionieren könnten. Nachfolgend werden Einblicke in die bisherigen Befunde und Einschätzungen des Instituts gegeben.
Das Forschungsinstitut Fogra mit Sitz in Aschheim bei München forscht – wie der Name es nahelegt – in engem Dialog mit und unter Berücksichtigung der Anforderungen von Unternehmen im Druck- und Medienkosmos kontinuierlich an neuen Technologien.
Eines der neueren Phänomene, an denen die Fogra derzeit experimentiert, sind die sogenannten Inspirational Colours. Verstanden werden darunter kompakte und einfach verwendbare Farbmesssysteme, die für eine zuverlässige und professionelle Farbidentifizierung eingesetzt werden können.
Wer hat’s erfunden?
Stein des Anstosses und gleichzeitig der Motivator, die Farbmanagementgeräte – darunter etwa der Colorix Colorcatch Nano – näher unter die Lupe zu nehmen, ergaben sich im Rahmen des Fogra Colour Management Symposiums 2020. Dort stellte Gennaro Marfucci (RGF Consulting Team) ein solches System in der Präsentation «Hohe Qualität zum kleinen Preis: Farb- und Qualitätskontrolle für alle Oberflächen mittels kamerabasierter Messgeräte» zum ersten Mal vor. Die Idee weitergesponnen und das Projekt gestartet – in Abstimmung mit der Fogra – hat schliesslich Mario Drechsler von Highendmedia.
Ein neuer Tausendsassa
Die tragbaren und einfach zu verwendenden Messgeräte ermöglichen neben einer verlässlichen Farbidentifizierung und der Farb- sowie Qualitätskontrolle (anhand einer Referenz) auf einer Vielzahl von Oberflächen auch die Farbkommunikation ohne Spezialisten – und sind gerade deshalb für Laien, Designer, Brandowner oder Handwerker ungemein wertvoll.
Ferner ist das Anwendungsspektrum der Systeme riesig: Die Geräte können im Design (Farbempfehlungen, Farbharmonie, inspirierende Farbpaletten), für Markenprodukte, in der Herstellung oder bei der Reproduktion von Drucken eingesetzt werden, um nur einige Möglichkeiten zu nennen. Für gewöhnlich bestehen die Systeme aus einer Kombination von Hardware (Gerät an sich, zur Farbidentifizierung) und Software (Apps o. ä., für Farbkommunikation).
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Bis zum heutigen Tag hat die Fogra drei solcher Messsysteme genauer unter die Lupe genommen. Konkret wurden vom bayerischen Forschungsinstitut die Produkte Colorix Colorcatch Nano, Datacolor ColorReader Spectro und Nix Spectro2 untersucht. Eine detaillierte Aufstellung der Geräteeigenschaften, Gemeinsamkeiten und Unterschiede finden sich auf Tabellen 1 und 2. Weitere Geräteversionen bzw. Hersteller sind herzlich willkommen.
«Mit der Positionierung dieser Messgeräte in die etablierten Kategorien betreten wir Neuland. Es wird sicher neue Kategorien geben, nicht nur für die ultraportablen Messgeräte, sondern auch für solche mit und ohne Kamera. Insbesondere die kamerabasierten Systeme bieten die Möglichkeit der Festlegung wichtiger Bildbereiche mit den korrekten Farbwerten.»
Dr. Andreas Kraushaar, Fogra
Erforschung
Im Zuge der Geräteforschung wurden von der Fogra nicht nur die Features, Eigenheiten oder Gemeinsamkeiten der Systeme gegenübergestellt. Genauso hat das Münchner Institut Tests durchgeführt, um allen voran die Wiederholbarkeit und Genauigkeit der Messungen zu bestimmen. Für die Definition von Letzteren verwendete die Fogra den mit 72 Farbfeldern versehenen MediaWedge v3.0 auf Substraten mit unterschiedlichen Glanzstufen (matt, halbmatt und glänzend) sowie verschiedenen OBA (optischer Aufheller)-Werten.
Als Referenz wurden die Werte von vier in der Industrie gebräuchlichen Spektralphotometern in Messmodus M1 und M2 verwendet. Dabei gilt es zu beachten, dass ultraportable Messgeräte normalerweise natürlich nicht für diese Art von Tests benutzt werden.
Zur Bestimmung der Repeatability, also der Wiederholbarkeit der Messungen mit dem Ziel identischer Werte, mass die Fogra jeweils zehn Proben auf Referenz-Substraten. Dabei verfolgte sie zum Zeitpunkt der Messung, eine Stunde danach und einen Tag danach die Performance einerseits im kurzfristigen Rahmen (Vergleich der Ähnlichkeit innerhalb der zehn Messungen) sowie mittelfristig (Ähnlichkeit zwischen den einzelnen Zeitstempeln).
Geräteevolution
Da die Messgeräte wie erwähnt ein ungemein breites Anwendungsspektrum abdecken, haben sie auch grosse Hürden zu bewältigen: Alleine aufgrund der zukünftig angepeilten Verwendbarkeit auf verschiedenen Oberflächen, Strukturen oder Materialien (etwa Papier, Karton, Textil, Plastik, Metall, Lack, Kosmetika, Flüssigkeiten etc.) werden die Entwickler der Tools vor nicht unerhebliche Herausforderungen gestellt.
Dementsprechend ist gemäss Mario Drechsler zu erwarten, dass bei den Messgeräten gerade softwareseitig einige weitere Innovationen ins Haus stehen. Weil bei manchen ultraportablen Farbbestimmungs-Tools der Farbton mittels Kamera bestimmt wird, ist darüber hinaus neu auch eine weitergehende, bildbasierte Analyse von unterschiedlichen Messbereichen möglich. Insgesamt bewertet die Fogra Nix Spectro 2 und Co. so als bereits jetzt hilfreiche Tools, in denen noch viel Potenzial schlummert.
Fogra Inspirational Colours
Für die Inspirational Colours plant das Forschungsinstitut für Medientechnologie Fogra eine Projekt-Webpage. Bei Fragen oder Anregungen zum Thema steht Dr. Julie Klein (klein@fogra.org) gerne zur Verfügung.
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Autor
Patrick Schenk
- Rubrik Publishing
- Dossier: Publisher 6-2022
- Thema Color-Management
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