Mit der Fujifilm X-T30 durch Portugal
Wer reist und fotografiert, hat verschiedene Probleme zu bewältigen. Das Wetter, unbekannte Ziele, die Zeit, die Route oder die Ausrüstung bergen Überraschungen. Ich habe die neue Leichtigkeit des Seins entdeckt.
Als ich die Fujifilm X-T30 zum ersten Mal in den Händen hielt, ergriff mich so ein Jö-Gefühl. In der Tat ist sie die kleine Schwester des Flaggschiffes X-T3, mit weitestgehend deren Funktionen ausgestattet und mit der gleichen Abbildungsqualität. Die spiegellose Kamera hat einen CMOS-4-APS-C-Sensor und liefert Bilder in einer maximalen Grösse von 6240 × 4160 Pixel, was knapp 26 Megapixel entspricht. Die X-T30 wiegt mit Akku und SD-Karte 380 g, mit dem Reiseobjektiv 18–55 mm (Äquivalent für X-T30: 27–82 mm) 700 g. Das entspricht etwa der Hälfte von dem, was eine Kamera in dieser Leistungsklasse üblicherweise auf die Waage bringt. Und tatsächlich, die Kamera baumelt leicht am Riemchen, ein ganz anderes Feeling, als jenes mit diesen groben Teilen, die an breiten Trägern in lautem Gelb oder Weiss ihr Logo hinausschreien. Ich fühle mich leicht – so quasi undercover. Ich werde als harmloser Amateur eingestuft und kann mich so viel besser Personen nähern, um sie zu porträtieren. Je grösser die Ausrüstung, desto eher weigern sich die Leute auf der Strasse, damit vom Papparazzo fotografiert zu werden. Das Leichtgewicht fühlt sich wunderbar an: kaum zu spüren und trotzdem habe ich ein wahres Leistungswunder. Mit 30 Bildern/Sek. (JPG) bzw. 17 Bildern/Sek. (RAW) schaffe ich problemlos auch sehr bewegte Szenen, zum Beispiel einen Volleyball-Smash am Strand bei Sonnenuntergang im Gegenlicht.
Rein äusserlich finden sich auf dem Body oben drei Einstellräder. Vorn und hinten liegen zwei weitere Räder, mit denen je nach Funktionszuweisung Einstellungen vorgenommen werden können. Mit dem Fokushebel kann der Fokuspunkt nachgeführt werden. Die Q-Taste rechts auf dem kleinen Griffwulst erlaubt einen Schnellzugriff per Screen auf die wesentlichen Menüfunktionen. Es ist wirklich alles da, was ein Profiherz so erfreut.
Die Funktionalität der X-T3 in die kleinere X-T30 zu verbauen, hat natürlich irgendwo seine Grenzen. So liegt die Kamera nicht optimal in der Hand und beim Festhalten berührt der Daumen schon mal unbeabsichtigt eine Taste, die dann etwas ausführt, was nicht gewollt ist. Physisch gesehen liegt die Kamera wohl feingliedrigen Menschen eher. Die Einstellräder und Tasten liegen nah beieinander, daran muss man sich etwas gewöhnen.
Im fotografischen Reisealltag hat sich das erwähnte Objektiv (18–55 mm, f 1:2,8–4) als solide Variante bewährt. Es zeigt praktisch keine Vignettierung und bildet von der Mitte bis ganz aussen in allen Bereichen präzise und scharf ab. Hier zeigt sich die Kundenintelligenz: Ein teurer Body mit einem Kit-Objektiv macht garantiert schlechtere Bilder als eine günstigere Kamera mit einem hochwertigen Objektiv.
Auf der Fn-Taste sind die ISO-Einstellungen programmiert. Besonders nützlich finde ich die drei Automatikbereiche Auto1, Auto2 und Auto3. Hier lassen sich die gewünschten ISO-Bereiche einrichten, in denen sich die Kamera bewegen darf – beispielsweise 160–1600 ISO. Wenn im manuellen Modus die Zeit und die Blende festgesetzt sind, legt sie den ISO-Wert variabel für die richtige Belichtung an. Im Schnappschuss-Modus (Vollautomatik) bietet die Kamera zusätzliche Optionen, auch bei schlechtem Licht noch gute Bilder machen zu können. In Klöstern und Kirchen möchte man vielleicht mit Blende 10 und 1/250 Sekunde arbeiten, sich aber nicht mit der ISO-Zahl manuell herantasten müssen.
Wie weit der Fotograf Bildrauschen akzeptiert, ist persönlich motiviert. Bildrauschen entsteht nicht nur bei hohen ISO-Zahlen, sondern auch, wenn ein Bild unterbelichtet und in Lightroom gepusht wird, also auch bei 200 ISO. Meine Obergrenze liegt bei der X-T30 je nach Motiv bei rund 6400 ISO. Sobald das Bild zu rauschen beginnt, verliert man automatisch an Brillanz und Schärfe. Wenn die schlechten Lichtverhältnisse absehbar sind, zum Beispiel bei Dämmerung, nehme ich deshalb lieber ein kleines Reisestativ mit, um den ISO-Wert tief zu halten und dafür die Belichtungszeit zu verlängern.
Fotografen/-innen, die sich nicht über den Body definieren, sind mit der X-T30 gut bedient. Die X-T30 ist prädestiniert für Reisen und für unterwegs, mit ihrer Leichtigkeit und ihrer Leistungsfähigkeit kann ich sie für den nächsten Weihnachtswunschzettel bestens empfehlen. Der Strassenpreis für die X-T30 mit Akku und Objektiv 18–55 mm, f 1:2,8–4, liegt bei etwa CHF 1050.–.
Mit im Reisegepäck war ausserdem ein Fujinon 55–200 mm (Äquivalent für X-T30: 82–300 mm), f 1 : 3,5–4,8), Strassenpreis ca. CHF 650.–. Zusätzlich kamen ein Manfrotto-Stativ Beefree sowie ein Neutraldichtefilterset von HAIDA zum Einsatz.
Weitere Fotos findest du als Ergänzung im PDF «20 Tipps für gute Reisefotos» unter der folgenden PubliLink-Nummer oder auf der Website agenturtschi.ch.
Fujifilm X-T30
Die kleine Schwester der X-T3 kanns auch.
Das Leichtgewicht im Retrolook, kombiniert mit dem hochwertigen Fujinon-Objektiv, 18–55 mm, f 2.8–4, bringt eine Top-Leistung. Das Gehäuse wird in Schwarz oder Silber angeboten. Sucher und Display arbeiten hell und präzise. Die Griffzone für den Daumen ist knapp bemessen. Die Kamera kann im Vollautomatikbetrieb arbeiten. Wers manuell mag, hat alle Optionen für Einstellungen à gogo. ISO-Automatik mit vordefinierten Bereichen. Die Q-Taste lässt einen Schnellzugriff auf die wichtigsten Menüfunktionen zu.
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Autor
Ralf Turtschi
Ralf Turtschi ist Inhaber der R. Turtschi AG. Der Autor ist als Journalist und Fotoreporter für die Gewerbezeitung, unteres linkes Zürichseeufer und Sihltal, unterwegs. Er ist als Dozent beim zB. Zentrum Bildung, Baden,
tätig, wo er im Diplomlehrgang Fotografie der Masterclass Fotografie und an der Höheren Fachschule für Fotografie unterrichtet. - Rubrik Imaging
- Dossier: Publisher 5-2019
- Thema Fujifilm, X-T30, Kamera, Testbericht
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