Konzeptionell rückwärts denken!: Ein Interview mit Rüdiger Maaß

Der PUBLISHER hat mit Rüdiger Maaß über Druckveredelung und die Web-Seminarreihe «Interactive Print mit Digitaldruckveredelung – Wertschöpfung für Printprodukte» gesprochen. Das Thema ist sowohl hochaktuell als auch ein Dauerbrenner, doch bei den Prozessbeteiligten scheint es immer noch grosse Wissenslücken zu geben.

Präsenzseminare sind aufgrund der aktuellen Covid-19-Situation noch immer schwierig, wie handhaben Sie dies? 
Rüdiger Maaß: Wir versuchen ein interaktives Gesamtpaket zu gestalten. Aufgrund von Covid-19 gibt es momentan keine sinnvolle Möglichkeit für die Durchführung von Präsenzseminaren. Mit dem jetzigen Projekt wollen wir sicherstellen, dass möglichst viele Vorteile der Präsenzseminare auch im digitalen Format zur Verfügung stehen. Darum erhalten die Teilnehmer im Vorfeld zum jeweiligen Web-Seminar eine Musterbox, die dann im Seminar besprochen wird. Die Teilnehmer können ihre Fragen dann auch per Chat oder persönlich stellen.

Druckveredelung ist ein «Dauerbrenner» – Wissen die Prozessbeteiligten nicht schon alles zu dem Thema?
R.M.: Das könnte man meinen, aber das Gebiet hat sich speziell in den letzten fünf Jahren extrem weiterentwickelt. Die Hersteller haben es jedoch leider verpasst, intensive Aufklärung zu betreiben. Auf allen Ebenen fehlen Informationen zum Thema Digitaldruckveredelung. Das fängt bei den Kreativen und Designern an, die ihrer Kreativität nur dann freien Lauf lassen können, wenn sie die verschiedenen technischen Optionen kennen. Bei den Werbeagenturen und Verlagen sieht es ähnlich aus. Den Vertriebsmitarbeiter sind in der Regel nur die Techniken des eigenen Unternehmens bekannt – nicht aber die gesamte Bandbreite.



Worauf sollte Ihrer Meinung nach die zukünftige Wissensaneignung ausgelegt sein, auf welche Aspekte sollte besonders Wert gelegt werden?
R.M.: Wir merken immer wieder, dass die technische Kompetenz und das Wissen um die Möglichkeiten nicht ausreicht. Stattdessen muss es darum gehen, die Effekte der Druckveredelung konzeptionell auf die Umsetzung der Kommunikationsziele anzuwenden. Wir sprechen immer von «konzeptionell rückwärts denken» – also nicht überlegen, welche Technik eingesetzt, sondern welche Reaktion bei den Empfängern erzeugt werden soll und darauf passend zu klären, wie das technisch möglich ist. Insofern bin ich überzeugt, dass wir die Druckveredelung viel mehr in den Kontext der Customer Journey und der Customer Experience stellen müssen. Letztlich mit dem Ziel, voll individualisierte, hochemotionale und multisensorische physische Touchpoints zu schaffen.



Welche Digitaldruckveredelungen sind aussergewöhnlich und zur Zeit im Trend? 
R.M.: Aktuell sind 3D-Lackierungen in Kombination mit Metallisierungen im Trend. Aber genau das ist die Fragestellung. Geht es darum, eine Veredelungstechnik zu hypen oder darum, erfolgreiche Printmedien zu schaffen? Die Branche muss umdenken – weg von der Technik der Druckveredelung, weg vom reinen Printprodukt hin zum Touchpoint-Print-Medium, welches eine komplexe Aufgabe zu erfüllen hat.



Lässt sich das Thema Digitaldruckveredelung mit Nachhaltigkeit verbinden?
R.M.: Zum Thema Nachhaltigkeit müssten wir wahrscheinlich ein ganzes Interview machen – das ist ein sehr komplexes Thema. In Bezug auf die Druckveredelung gibt es zwei Ansatzpunkte: Erstens haben veredelte Printprodukte für den Empfänger meist einen Mehrwert und werden daher oft intensiver und länger genutzt. Und zweitens ist zu klären, welche der eingesetzten Technologien auch Nachhaltigkeitsansprüchen, z.B. dem Recycling, gerecht werden. Hier gibt es schon eine Reihe von Detailinformationen – diese müssen aber für die Anwender und Auftraggeber noch «strukturiert» und verstehbar gemacht werden.


Vielen Dank für das Gespräch!

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