Gestatten mein Name ist MYIRO

MYIRO vervollständigt die bestehende Messgeräte-serie von Konica Minolta. Das Kompaktgerät wurde im Frühjahr 2020 vorgestellt. Es ist handlich und wird mit Messschiene sowie optionaler Umfeldblende in einem sportlichen Transportbag geliefert. Im Vergleich zu x-rite i1Pro 2 und i1Pro 3 sind aktuell erst wenig Applikationen verfügbar, die das MYIRO unterstützen: nur BasICColor display 6 und die MYIROtools von Konica Minolta. Wir haben den MYIRO unter die Lupe genommen.

Die Inbetriebnahme, in unserem Fall mit der MYIROtools Basic Software ist schnell erledigt. Die Konfiguration über WLAN benötigt die entsprechenden IP Adressen, ist aber ebenfalls ohne grössere Anstrengung realisierbar. Das lästige Kabel fällt somit weg, was das Arbeiten sehr erleichtert. Auch als Stand-alone-Messgerät mit integriertem Speicher ist es nutzbar. Vollgeladen liefert der integrierte Akku Strom für die Messung von rund 4000 Messfeldern im Scanmodus. In unserem Fall wurden die Daten sowohl wireless als auch via usb in die Applikation übertragen. Die MYIROtools sind in der verwendeten Basic-Version angedacht für Digitaldrucker, die schnell und einfach ihr System auf gestrichenes Material abstimmen möchten. Es handelt sich dabei um eine vorkonfigurierte Applikation. Nun zur Anwendung. Zu diesem Zweck testeten wir die Software bei uns mit einem Xerox Phaser 7800 in drei klar trennbaren Schritten: Profilierung, DeviceLink-Erstellung und Qualitätskontrolle (Bild 1).

1 MYIROtools-Übersicht

Alle Schritte sind bezüglich Einstellungen fix und können durch den Nutzer nicht individuell angepasst werden. Die Schritte sind geführt und somit auch ohne Vorkenntnisse im Color Management (CM) realisierbar. Im ersten Schritt der Profilierung kann

man zwischen einer RGB- oder einer CMYK- Profilierungsvariante wählen. In unserem Fall schickten wir kontrollierte CMYK-PDFs auf das Drucksystem und wählten daher die CMYK-Profilierung (Bild 2).

2 CMYK-Drucksystem-Profilierung
3 Ansicht während des Messvorgangs

Der geführte Dialog zeigt die für diesen Prozess notwendigen Schritte, die einzeln abgearbeitet werden – als erstes die Wahl des zu verwendenden Charts, dann die Verbindung zum Messgerät (wireless/usb), die Verbindung zum Drucksystem und der Speicherort der Daten. Ist alles abgearbeitet, kann das ausgedruckte Chart vermessen werden (Bild 4).

4 Profilauswahl (Papier-, Systemprofil)

Die Messbedingungen für den Datenexport, in unserem Fall M1 (Bild 5) konform zur ISO 12647-2:2013 für PS1 und somit Fogra51, werden festgelegt. Dies erfolgt nach der Messung, da das System die Rohmessdaten in M0, M1 und M2 erfasst, wodurch ein erneuter Scan bei Änderung der Messbedingungen entfällt. Danach erfolgt die Wahl des Profiltyps. Auch da sind alle in dieser Programmversion verfügbaren Va- rianten bereits vordefiniert, sodass der Be- nutzer nur seine Auswahl zu treffen hat und damit die Profilierung abschliesst (Bild 6).

5 Profilauswahl (Papier-, Systemprofil)
6 Profilierung Abschluss

Wir haben uns dann dem Thema Device-Link zugewandt, da wir testen wollten, wie beliebige Daten für den jeweiligen Drucker

arbraum optimiert werden können. Auch dieser Ablauf ist vordefiniert (Bild 7). Die Auswahl besteht zwischen, Standard, Simulation, OfficePrint und RGB-Produktion. Für unser Beispiel nutzten wir die Auswahl Simulation. Die Umwandlung der Daten erfolgte für diesen Test in AdobeAcrobat mit dem erstellten DeviceLink (cmyk-cmyk).

7 DeviceLink-Einstellungen (Bsp. Simulation)

Der letzte Punkt ist die Qualitätskontrolle (Bild 8). Auch in diesem Bereich ist, wie gewohnt, alles vordefiniert. Zuerst wird der Medienkeil und das Messgerät bestimmt. Die Messung wird ausgeführt (Bild 9) und der Anwender kann sich zwischen dem alten (Fogra39 – ISOcoated_v2) oder dem neuen (Fogra51 – PSOcoated_v3) ISO-Standard für gestrichene Papiere entscheiden (Bild 10). Es besteht in der Basic-Version keine Möglichkeit, zusätzliche Standards wie zum Beispiel PSOuncoated_v3_FOGRA52 einzubinden.

8 Qualitätskontrolle Europa
9 Messung ugra/FOGRA Medienkeil 3.0
10 Validierung bezogen auf den Standard Fogra39 oder Fogra51

Der Rapport zeigt dann, wie gut die Kalibration gelungen ist. In unserem Fall (Bild 11) ist das Ergebnis noch nicht zufriedenstellend. Das Drucksubstrat ist ungenügend und die erreichten Werte zwar innerhalb der Toleranz aber grenzwertig. Deshalb sollte man es keinesfalls nur bei einem Versuch mit einem Profil belassen. Durch Wiederholung der Prozesse konnten wir deutlich bessere Resultate erreichen. Leider fehlen in der Basic-Version jedoch Möglichkeiten, selbst in die Einstellungen einzugreifen, um die Qualität noch gezielter beeinflussen zu können. Da dieses Tool aber speziell für Einsteiger konzipiert wurde, geht das in Ordnung. Dennoch warten wir gespannt auf die «enhanced» Version der MYIROtools, die für Herbst 2020 angekündigt ist. Das Messgerät an sich ist schnell, handlich und einfach in der Bedienung. Durch die darin integrierte Platzierung der Weisskachel entfällt das lästige Suchen danach (natürlich nur wenn man das Gerät konsequent wieder in der vorgegebenen Position verankert). Gleichwohl muss die Weisskachel in den einzelnen Prozessschritten aber oft auf dem Messkopf angebracht werden, was im Ablauf nicht immer einfach zu handhaben ist. Alles in allem eine gute kostengünstige Variante, um sein Drucksystem, leider nur auf den gestrichenen Standard, zutrimmen.

11 Rapport – Konformität

Eddy Senn, Inhaber der PBU Beratungs AG beschäftigt sich seit
über 30 Jahren mit den Prozessen, Datenaufbereitung, Farbraumtransformation, Kalibration, Druck (digital und analog) und damit eng verbunden, den unterschiedlichsten QS-Systemen, auseinander. Zudem hat er über 30 Jahre Erfahrung und die Mitarbeit als Experte in Internationalen Gremien, wie z.B. der ISO/TC130.

Kommentieren

72 − = 69

*Pflichtfelder

Ihre Persoenlichen Daten werden nicht veroeffentlicht oder weitergegeben.