«Es ist zwingend erforderlich, dass ein Umdenken stattfindet!»

Aussenansicht des Standorts in Hettlingen.

Die Epple Druckfarben AG hat als international agierendes Unternehmen die Zeichen der Zeit bereits früh erkannt und Umweltschutz wie Umweltverträglichkeit tief in der eigenen Philosophie verankert. In der Schweizer Niederlassung im zürcherischen Hettlingen bietet das 11-köpfige Team mit und um Betriebsleiter Dirk Derendinger unter anderem Sonder-, UV-, Weiss- und Spezialfarben sowie diverses Druckzubehör für den Offsetdruck an und kann mit der eigenen, neuen PURe-Farbserie eine Produktreihe vorweisen, die Umweltverträglichkeit wie keine zweite verkörpert und auch abseits ökologischer Parameter «durchs Band ein spezielles Produkt» ist.

Herr Derendinger, was gab den Anstoss für die möglichst umweltverträgliche Orientierung Ihres Unternehmens? Wann ist das geschehen?
Dass das Umweltbewusstsein ein zentraler Eckpfeiler unserer Unternehmensideale ist, war eigentlich schon immer so. Konkret mit einem Produkt zum Ausdruck gebracht haben wir diese Werthaltung bereits in den 80-er und 90-er Jahren, während der damaligen Ölkrise. Uns ist seinerzeit als erster Hersteller die Entwicklung einer mineralölfreien Bogenoffsetfarbe gelungen, die auf nachwachsenden Rohstoffen basiert. Aus diesem Ansatz haben sich dann nach und nach neue Ideen und Herangehensweisen entwickelt. Verantwortung der Natur gegenüber ist demnach seit jeher in unsere Firma eingebunden.

Was sind die Vorteile von PURe? Inwiefern hebt sich PURe von anderen Druckfarben ab?
Die PURe-Serie ist als komplettes Farbsystem für Akzidenz- und Verpackungsdrucker wirklich etwas absolut anderes, derzeit gibt es auf dem Markt kein vergleichbares Produkt. Das PURe-Farbsystem ist extrem auf Nachhaltigkeit und nachwachsende Rohstoffe ausgelegt, es enthält beispielsweise kein Soja, kein Palmöl oder keine metallischen Trockenstoffe wie Kobalt oder Mangan und ist zusätzlich frei von Photoiniziatoren. Durch eine spezielle Bindemittelkombination trocknet die Farbe ausgesprochen schnell und der Auftrag kann bereits 2–3 Stunden nach dem Druck weiterverarbeitet werden.

Was war die Motivation für die Kreation von PURe?
Der ursprüngliche Grundgedanke für die Entwicklung des PURe-Farbsystems war, sich von der Abhängigkeit eines Rohstoffes zu lösen. Als wir das Potenzial dieser Technologie erkannt haben, wurde PURe geboren.

Nebst der Herstellung von emissionsarmen Tinten – welche umweltfreundlichen Methoden/Verfahren nutzen Sie im eigenen Unternehmen?
Wir sehen uns als Familienunternehmen bei Epple den nachfolgenden Generationen verpflichtet. Umweltschonende Verfahren liegen uns bei der Entwicklung unserer Produkte seit jeher besonders am Herzen. So haben wir bereits 2004 ein Umweltmanagementsystem nach DIN EN ISO 14001:2005 eingeführt, das unsere Bemühungen im aktiven Umwelt- und Klimaschutz unterstützt. Heute gibt uns die Berechnung der CO2-Bilanzen unserer Produkte die Möglichkeit, die Materialauswahl und Prozesse im Hinblick auf Klima- und Ressourcenschutz ganz gezielt zu optimieren. Daher können wir unsere Farben bei Bedarf mithilfe des CO2-Fuss­abdrucks weltweit auch mit ausgeglichenen Emissionen «klimaneutral» anbieten.

Werden sich emissionsarme Drucktinten Ihrer Meinung nach auf Dauer durchsetzen oder eher ein Nischendasein fristen?
Absolut. Weil wir vom Potenzial von zukunftsträchtigen und schadstoffarmen Technologien wie PURe überzeugt sind, wurde bei uns Anfang 2020 die PURe Ink-Systems AG gegründet, die sich ausschliesslich auf die Entwicklung und Vermarktung der PURe-Farbreihe fokussiert. Darüber hinaus nehmen wir aber auch wahr, dass in den vergangenen Jahren von Endkundenseite immer öfter die Frage nach umweltfreundlichen Produkten aller Art, seien es Papiere, seien es beispielsweise Druckfarben ohne Palmöl, aufgekommen ist. Der Trend hat sich im Übrigen auch im vergangenen, ersten Pandemiejahr nicht verändert.

Denken Sie, dass in der Druckbranche hinsichtlich Umweltschutz ein grundlegendes Umdenken stattgefunden hat oder noch stattfindet?
Ja, ein Umdenken ist in unserem Geschäftszweig zwingend erforderlich und Änderungen sind notwendig. Man sieht, dass sich auch gesellschaftlich eine neue Sichtweise einstellt. Ob dieser Wandel auf freiwilliger Basis geschieht oder von staatlicher Seite forciert wird, wird sich zeigen.

Aktuell mag die Corona-Pandemie das vorherrschende Thema sein, doch das Virus geht vorbei und die Frage nach der Umweltfreundlichkeit wird wieder mehr Beachtung finden. Die Schädigung bzw. der «Raubbau», der in den vergangenen Jahren praktiziert wurde, hinterlässt bleibende Spuren und kann nicht weiter funktionieren. Trotz alledem haben wir in den vergangenen 20–30 Jahren schon grosse Fortschritte erzielt und vieles ist umweltfreundlicher geworden.

Vereint Geschwindigkeit und Umweltfreundlichkeit: Die PURe-Farbserie.

Sind Wirtschaftlichkeit bzw. Gewinnstreben und Umweltschutz denn überhaupt vereinbar?
Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz sind auf jeden Fall vereinbar. Allerdings müssen wir uns von der Mentalität «Geiz ist geil» lösen, da Rohstoffe und Ressourcen begrenzt und Nachhaltigkeit nicht gratis ist. Die Nachfrage nach umweltschonend produzierten Artikeln steigt stetig.

Wie steht es während der Corona-Pandemie um die Schweizer Druckereibranche? Wie sehr hat das Virus Ihre Unternehmensstrategie verändert?
Die Veränderung der Druckbranche ist ja schon lange im Gange, nicht erst seit der Corona-Pandemie. Man denke nur an die Konsolidierung oder den Zusammenschluss grösserer Druckereien. Der Offsetdruck ist ohnehin seit Jahren in Bedrängnis: Er steht durch den stetig wirtschaftlicher und leistungsfähiger werdenden Digitaldruck in den Medienhäusern zunehmend unter Druck.

Für Epple hat sich allein wegen der Pandemie – von den firmeninternen Schutzmassnahmen mit Masken, Desinfektionsmittel und Absperrungen abgesehen – grundlegend nichts verändert. Wir haben weiterhin den Anspruch, unkompliziert und in speditiver Manier Produkte von hoher und gleichbleibender Qualität herzustellen. Natürlich hat die Nachfrage nachgelassen, dies gerade im Akzidenzbereich: Bei abgesagten Shows und Veranstaltungen werden selbstredend weniger Programmführer oder Flyer benötigt. Diesen Nachfragerückgang konnten wir zum Glück durch unsere Verpackungssparte ein wenig kompensieren.

In der Branche an sich herrscht aber meiner Meinung nach eine grosse Verunsicherung, wie sich der Markt weiterentwickelt und was man tun kann, um zu überleben.

Was raten Sie den Unternehmen der Druckbranche?
In unserem Sektor muss man sich sicherlich mit der Thematik der Digitalisierung und den entsprechenden Problemstellungen befassen. Eine zentrale Frage, die Druckdienstleister für sich beantworten müssen, ist sicherlich auch, welchen Mehrwert ihr Druckprodukt schafft oder künftig bieten soll.


Betriebsleiter Dirk Derendinger ist überzeugt, dass umweltfreundliche Tinten das Format der Zukunft sind.

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