Mit Kreativität und klarer Kante
Die Sonderegger AG kreiert für ihre Kunden mit viel Liebe zum Detail und einer schier irrsinnigen Portion Einfallsreichtum wahrhaftige kleine oder grosse Kunstwerke. Ein Einblick in das Unternehmen.
Von Power, Pep und Pferdestärken
Die Schaltzentrale der Sonderegger AG, die bereits 1966 gegründet wurde, liegt im beschaulichen Bronschhofen. Der Ostschweizer Betrieb war in seiner Anfangszeit hauptsächlich um die Erstellung von Couverts für Röntgenbilder besorgt, beschäftigt heute 30 Mitarbeiter und bietet Kunden aus allen erdenklichen Branchen und Teilen des Erdballs eine Vielzahl von Produkten und Dienstleistungen an – besonders in punkto Veredelung. Das Angebot erstreckt sich von individuell gestalteten Couverts, Visitenkarten oder Banderolen bis hin zur ausgefuchsten Premium-Verpackung für Kundengeschenke.
Nebst den klassischen und periodischen Aufträgen wendet das Unternehmen, die einen Katzensprung vom Armeefahrzeugplatz der Schweizer Armee beheimatet ist, ihre «Pferdestärken» und Energie wann immer möglich dafür auf, bei der Beratung, Konzeption und schlussendlichen Durchführung von Vorhaben einen Schritt weiter zu gehen: So schlüpft das Team der Sonderegger AG anfangs so oft wie möglich in die Rolle des «Tüftlers» und versucht stets, sich bei den Projekten herauszufordern und an der Grenze des Möglichen zu bewegen.
Da einige Anfragen oder Produktvorstellungen überaus ausgefallen und mit bestehenden Systemen nicht produziert werden können, werden für die Herstellung der Artikel bei Sonderegger darüber hinaus gar eigens Maschinen hergestellt oder aus bestehenden Modulen zusammengebaut, die das bewerkstelligen können. «Wir machen eigentlich alles, was Drucksachen anbelangt – ausser Drucken», fasst es Geschäftsführer Bruno Sonderegger schmunzelnd zusammen.
Einstellungssache
Um ein Resultat zu erzielen, dass an der Grenze des Machbaren liegt und einen bleibenden Wow-Effekt hinterlässt, muss, so Sonderegger, «das Unmögliche probiert werden. Ausserdem setzt es massig Kreativität und den Willen voraus, bestehende Prozesse und Normen zu durchbrechen». Ein Nachweis für die Bereitschaft der Sonderegger AG, neue Wege zu gehen, findet sich beispielsweise in der Belegschaft: Das gesamte aktuelle Team stammt aus druck- und papierfremden Branchen – hat aber doch den Weg in die Sonderegger AG gefunden. Und: Die operative Tätigkeit funktioniert trotzdem einwandfrei.
Für Bruno Sonderegger, der die Zügel der Unternehmung in den nächsten Jahren sukzessive an Sohn Dimitri abgeben wird, ist in dieser Hinsicht vor allem entscheidend, dass auch neue Mitarbeiter die richtige Mentalität mitbringen: «Das Team muss bereit sein, Ideen mitzutragen und die Unternehmenskultur zu leben.» Mit dieser Kultur meint Sonderegger vor allem eine Haltung, die neben der erwähnten Kreativität und Unkonventionalität vornehmlich die Freude an Innovation und das unermüdliche Streben nach den besten Lösungen für die Zukunft verkörpert. Dass diese Werthaltungen auch in der neuen Generation der Sonderegger AG gelebt werden, bezweifelt Bruno Sonderegger keine Sekunde: «Wir können sagen, dass Dimitri die ‘Sonderegger-DNS’ längst in sich trägt und mit offensivem Druck nach vorne schon heute massgeblich zur positiven Entwicklung beiträgt.»
Nicht vergessen, woher man kommt
Die Sonderegger AG – schon immer in der Ostschweiz ansässig – war zu ihrer Anfangszeit in unmittelbarer Nähe zur psychiatrischen Klinik «Institution Heimstätten Wil» beheimatet und hält bis heute die Beziehung mit der karitativen Einrichtung aufrecht.
Nicht verwunderlich also, dass auch der soziale Gedanke bei Sonderegger eine gewichtige Rolle spielt: Der Kreativbetrieb gibt beispielsweise schwer vermittelbaren Schulabgängern die Gelegenheit, im Berufsleben Fuss zu fassen: «Es muss möglich sein, diese jungen Menschen zu integrieren und ihnen eine Tätigkeit zu geben, bei welcher sie abends zufrieden auf das Geleistete zurückblicken können», so Bruno Sonderegger, der bereits etliche Schulabgänger zum erfolgreichen Lehrabschluss begleitet hat. «Sicherlich erfordert es viel Geduld und Zeit – aber es macht mich stolz, Leuten helfen zu können, die im Leben nicht so viel Glück hatten», berichtet Sonderegger, der anfügt: «Schlussendlich gehört auch das einfach zu unserer Kultur.»
Das Beste aus zwei Welten
Bei den jüngeren, meist digital-affineren Semestern bemerkt Bruno Sonderegger ausserdem – trotz der allgegenwärtigen Digitalisierung – mit Freude, dass «junge Kreativschaffende wieder darauf aufmerksam werden, was es heisst, mit traditionellen Kommunikationsmitteln zu werben». Überhaupt wird Sonderegger, angesprochen auf die Herausforderung, sich seinen analogen Produkten in einer zunehmend digitalen Welt zu behaupten, nicht bange.
Der Geschäftsführer zeigt sich von der Zukunftstauglichkeit der physischen Artikel überzeugt: «Wenn Leidenschaft für das eigene Produkt ein Thema ist und man kohärent kommunizieren will, warum benutzt man nicht das Medium, welches das am besten kann? Eine Einladung per Post beispielsweise vermittelt unterbewusst Echtheit, da ich die Karte in die Hand nehmen kann und Geschriebenes schwierig zu fälschen ist – zudem schwingt beim Schreiben eine persönliche Note mit.»
Ein Plädoyer für Analog bedeutet jedoch nicht, dass Sonderegger sich Neuem verwehrt. Vielmehr ist es für den Geschäftsführer das passende Zusammenspiel aus beiden Methoden, die das Medium all seine Stärken entfalten lässt: «Ideal ist, wenn man die analoge Printkommunikation mit den heutigen technischen Möglichkeiten paart.»
Für die zukünftige Ausrichtung von Print- oder Medienunternehmen rät Sonderegger denn auch folgerichtig zu einer ehrlichen Einschätzung des Unternehmens: «Man muss sich die Frage stellen, wo analoge Kommunikation wirklich Sinn macht und effizienter als die digitale Variante ist.» Diese Frage gelte es «gnadenlos ehrlich zu beantworten» – und den eigenen Betrieb dementsprechend auszurichten.
Ein Eingang, der Ideale offenbart
Ihre Trumpfkarte kann eine «hybride» Werbemethode aber ohnehin nur dann spielen, wenn alle Teilstücke einer Kommunikationsstrategie logisch zusammenhängen und einen roten Faden aufweisen. Bei einer mangelhaften Abstimmung der Werbetools droht, dass die Botschaften oder Werthaltungen des Betriebs nicht verstanden werden. «Man kann nicht nicht kommunizieren», zitiert Bruno Sonderegger in diesem Kontext den österreichischen Philosophen Paul Watzlawick resp. dessen erstes Axiom und meint weiter: «Deshalb stellt sich nicht die Frage, ob man kommuniziert, sondern welche Werte man kommuniziert – und das ist auch eine Frage der Haltung.»
Für den Kopf der Sonderegger AG ist deshalb klar, dass die Ideale einer Unternehmung nicht erst beim ersten Meeting oder im Verlauf der Projektbearbeitung wahrgenommen werden, sondern potenzielle Kunden einen ersten Eindruck bereits nonverbal und binnen weniger Sekunden erhalten. Konsequenterweise ist auch das Betriebsgebäude in Bronschhofen, in welchem die Sonderegger-Crew seit 2012 beheimatet ist, so konzipiert, dass es auf den ersten Blick möglichst positiv auffällt. Sonderegger meint zum gestalterisch ausgefuchsten, ausdrucksstarken und doch simpel gehaltenen Grundstück: «Architektur ist für mich wie ein Couvert – eine Reflexion der Inhalte, die ich nach aussen trage.»
Der Weg ist das Ziel
In Bronschhofen wird derweil weiter an neuen, überraschenden Verpackungen, Spielereien und Briefschaften getüftelt. Nicht ohne Stolz zeigt Bruno Sonderegger einige seiner Exponate – da tummeln sich Präsentboxen mit Papier d’Armenie und Feuerzeug, hochwertig veredelte und verpackte Gaumen- und Kehlenfreuden oder beeindruckende Visitenkarten mit Premium-Anmutung. Ein konkretes Lieblingsprojekt hat Sonderegger nicht: Allgemein gesehen erachtet es der Geschäftsführer aber als ungemein belohnend, wenn bei einem Projekt «einfach der Prozess gestimmt hat, die Zusammenarbeit fruchtbar war, der Kunde sich riesig über das Endprodukt freut und man auch sieht, was geleistet wurde.»
Neben dem Endprodukt an sich ist für den «Paper Ambassador» der Weg zum verzückenden Ergebnis ebenfalls bedeutend: Die Tatsache, dass die während der Projektbearbeitung gewonnen Erfahrungen, der Austausch mit Kunden und das kreative Tüfteln fast schon über dem finalen Produkt stehen, fasst Bruno Sonderegger mit dem berühmten Zitat von US-Kletterpionier Yvon Chouinard zusammen: «Es ist nicht entscheidend, dass man den Gipfel erreicht, sondern wie man den Gipfel erreicht!»
Die Sonderegger AG ist der internationale Spezialist für anspruchsvolle Druckveredelungen und -verarbeitungen. Dank einer einzigartigen Kultur und Mentalität entsteht Innovation in einem Umfeld, welche für diese Art des Denkens förderlich ist. Mit Leidenschaft werden aussergewöhnliche Projekte im Bereich von Veredelung, Laserstanzung und -gravur, Prägung, Heissfolie sowie Konzeption und Design für renommierte Kunden mit den höchsten Ansprüchen umgesetzt.
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Autor
Patrick Schenk
- Rubrik Print
- Dossier: Publisher 4-2021
- Thema Digitaldruck
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