Wenn Störendes auf Knopfdruck verschwindet

Mit Luminar Neo bringt Skylum nur rund ein Jahr nach der Veröffentlichung von Luminar AI eine neue Bildbearbeitungsanwendung mit KI-Unterstützung auf den Markt. Ein Einblick.

Kurz vor Jahresende 2021 hat Softwarehersteller Syklum eine Early-Access-Version seines neuesten Streichs, des KI-gestützten Bildbearbeitungsprogramms Luminar Neo, einer breiten Anhängerschaft zum ausgiebigen Testen bereitgestellt. So konnten alle Vorbesteller der Software, die bereits im September 2021 angekündigt wurde, eine abgespeckte Vor-Ausführung auf Herz und Nieren prüfen.

Quelle: Taneli Lahtinen/Unsplash.com

Kreativ mit KI
Das als Nachfolger von Luminar AI positionierte Neo basiert im Grundsatz auf dem gleichen Fundament wie sein Vorgänger: Fotos können über verschiedene Quellen in einen Katalog geladen werden und in einem weiteren Schritt mit vielfältigen, von Künstlicher Intelligenz unterstützen Reglern und Tools bearbeitet werden. Neben den bekannteren Editing-Werkzeugen wie Farbharmonisierung, Bildschärfung oder Farbsättigung konnten und können mit AI auch – und hier kommt die KI-Komponente besonders zum Tragen – Himmelsgestirne wie Sonnen in ein Bild platziert oder bei Landschaftsfotos das Firmament ausgetauscht werden.

Frühjahrsputz beim Interface
Die Benutzeroberfläche von Neo weist, trotz der gleichen Funktionsweise wie AI, bei einer ersten Betrachtung bereits einige Unterschiede auf. Sofort ins Auge stechen der «Neo»-Schriftzug am oberen linken Bildschirmrand und ein kleines Herz, das die Early-Access-Nutzer um Feedback bittet.

Bei genauerem Hinsehen fallen dann noch weitere Punkte auf: Das Interface von Neo ist einiges aufgeräumter als das seines Vorgängers. Beim jüngsten Syklum-Spross sind nur noch zwei Hauptreiter zu finden: Anstelle von Katalog, Vorlagen, Bearbeiten und Exportieren sind nur noch die Felder zum Katalog und dem Foto-Editing zu finden. Dass sich das Interface doch entscheidend von der AI-Benutzeroberfläche differenziert, muss natürlich keine Angelegenheit von Dauer sein – zum Zeitpunkt der Beitragsverfassung (Ende Januar) befindet sich Syklum noch im Finalisierungsprozess der Release-Version.

In neuem Licht
Mit Blick auf den Funktionsumfang preist Skylum primär drei neue Bearbeitungsmöglichkeiten an, die unter Zuhilfenahme von KI für imposante Ergebnisse sorgen und dem Bearbeiter im gleichen Zuge Zeit sparen:

Belichten AI soll eine natürlich wirkende Neubelichtung eines Bildes ermöglichen. Mit dreierlei Reglern können die nahe wie die ferne Helligkeit angepasst und gleichzeitig auch die Tiefe der Belichtung beeinflusst werden – und das funktioniert bereits in der frühen Version sehr gut. Bei ersten Testdurchläufen sind jeweils Machwerke herausgekommen, die sehr authentisch und keinesfalls gekünstelt wirken.

Eher in die Schublade «praktisch» einzuordnen sind die beiden neuen Funktionen, die sich unter dem Menüpunkt Radieren verbergen: Einerseits gibt Neo die Möglichkeit, Fotos per Knopfdruck aufzuwerten, falls diese mit verdreckten oder verstaubten Sensoren geschossen wurden. Das Entfernen von störendem Schmutz klappt in der Early-Access-Version ebenso sehr zuverlässig.

Andererseits verspricht der Skylum-Spross mit dem Button Stromleitungen entfernen mit nur einem Mausklick landschaftsverschandelnde Hochspannungsleitungen oder Stahlseilen den Garaus zu machen. Was in der Theorie vielversprechend klingt, hat zumindest in der getesteten Vorab-Ausgabe noch nicht zur vollsten Zufriedenheit funktioniert: Die KI des Tools erkennt wohl die zu radierenden Leitungen, je nach Distanz und Grösse des Hochspannungsmastes werden aber nur Fragmente des Kabels automatisch entfernt.

Die Neubelichtung mittels KI funktionierte bereits in der Early-Access-Version zuverlässig.
Quelle: Azamat Zhanisov/Unsplash.com

Mit Speed – und (noch) einigen Stotterern
Das Bearbeiten von und Experimentieren mit Fotos bereitet mit Neo aber nichtsdestotrotz schon viel Spass – dabei sind viele Instrumente, so zum Beispiel das Histogramm, Abwedeln & Nachbelichten oder Gesicht AI in der gestrafften Early-Access-Version noch gar nicht vertreten. Dass die Fotomanipulation mit Neo ein unterhaltsames Unterfangen ist, liegt unter anderem auch an der neuen Core-Engine der Software. Im Vergleich zu AI gehen Bearbeitungen generell schneller und flüssiger von der Hand, umfangreichere KI-Berechnungen – beispielsweise gerade die erwähnten neuen Tools Stromleitungen entfernen und Staubflecken entfernen – sind genauso wie Bildexporte aber immer noch mit einigen Sekunden Wartezeit verbunden.

Nützlich ist auch die Neuerung, dass der Bearbeitungsbereich nun zweigeteilt ist: Unter Werkzeuge finden sich die unterschiedlichsten Editing-Tools, während die Lasche Bearbeitungen Einsicht in den Verlauf der Manipulationen gewährt und das Nachjustieren bei bereits vorgenommenen Bearbeitungsschritten ermöglicht. Das Protokoll bleibt dabei permanent vorhanden – also auch nach dem Schliessen einer Datei.

Blick vom Stand auf den Titlis: Die KI hinter Neo schafft es, einen Grossteil der Stahlseite zu entfernen (unten).

Zeig der Welt deine Kreativität
Nutzer, die bereits Erfahrungen mit Luminar AI gesammelt haben, dürften an Neo auch Gefallen finden. Die finale Version des neuen Programms wird die Möglichkeit bieten, Bearbeitungen mittels Ebenen vorzunehmen – eine Funktion, die in AI schmerzlich vermisst wurde. Weiter bietet Skylums neuster Streich die Luminar Share-App an, die Daten von Neo auf das Smartphone überträgt und von dort aus deren Veröffentlichung via Social-Media-Kanälen ermöglicht.

Erhältlich ist Luminar Neo seit Februar 2022 für umgerechnet 71 Franken. Skylum bietet alternativ auch höherpreisige Bundles an, die beispielsweise zusätzlich ­Luminar AI und/oder Aurora HDR beinhalten. 

Syklum
Der Softwarehersteller Syklum (bis 2017 Macphun) wurde 2008 in der Ukraine gegründet und ist neben den Anwendungen Luminar AI und Luminar Neo auch für die Veröffentlichung der Bildbearbeitungs-Suite Aurora HDR (2015) bekannt. Zu den weiteren Softwares, die Skylum im Verlaufe der letzten Jahre lanciert hat, gehören unter anderem ­Snapheal, Focus, Tonality oder FX Photo Studio. skylum.com

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