Zwischen Smartness und Schmatzen
Digital Signage–Lösungen decken inzwischen ein schier unglaubliches Anwendungsspektrum ab und ziehen mit immer ausgefalleneren Ideen die Aufmerksamkeit auf sich. Wir zeigen, mit welchen Tools man auf Interessensfang gehen kann und welche neuen Technologien Einzug halten könnten.
Bis 2030 eine jährliche Wachstumsrate von 7,7 %, im gleichen Zeitraum soll der Markt auf 45,33 Milliarden US-Dollar anwachsen: Die Prognosen meinen es gut mit der Digital Signage-Sparte und prophezeien der «digitalen Beschilderung» wenig überraschend eine rosige Zukunft. Die Nachfrage aus verschiedenen Branchen, vornehmlich dem Transportgewerbe, dem Einzelhandel und dem Gesundheitssektor, steigt stetig.
Definition
Es sei hier einleitend nochmals kurz erklärt, worum es sich beim zukunftsträchtigen Digital Signage handelt: Grob geht es bei der Technologie um Digitalanzeigen (Wanddisplays, Stelen, Ständer-Displays etc.), die aus der Ferne verwaltet werden. Diese Bildschirme können mit wechselnden Inhalten gespeist werden und finden hauptsächlich im Entertainment oder als verkaufs-, werbe- oder kommunikationsförderndes Mittel ihre Anwendung. Digital Signage-Lösungen in einer eher simplen Form sind am ehesten in Form von den Informationstafeln (Ankunfts- und Abfahrtszeiten) an Flughäfen oder Bahnhöfen bekannt. Im «modernen» Antlitz ist die Technologie aber um einiges dynamischer, interaktiver und kann mittlerweile einiges mehr, als nur Transportinformationen abrufen.
Zwischen Krawatten und Kommunikation
Im Business-Kontext beispielsweise können unter Zuhilfenahme von ferngesteuerten Displays Set-ups umgesetzt werden, welche die gesamte Belegschaft auf den gleichen Informationsstand bringt, Angestellte mit einbezieht und gleichzeitig die Arbeitsatmosphäre auflockert. An zentralen Knotenpunkten, so etwa im Eingangsbereich oder in der Caféteria einer Unternehmung, können dynamische Infoboards aufgestellt werden. Diese bilden dann die Wettervorhersage, News, Staumeldungen, Updates der Geschäftsleitung, den Social-Media-Feed oder Grafiken und Diagramme über den Geschäftsgang ab und informieren über anstehende Events.
Unternehmensspezifische Weisungen (Sicherheitsbestimmungen, Corona-Regeln, Dokumentklassifizierungen etc.) können ebenfalls regelmässig eingespielt werden und sorgen dafür, dass Mitarbeiter sich die Massnahmen innerhalb der Firma vergegenwärtigen.
Der Kommunikation innerhalb des Unternehmens sind Digital Signage-Lösungen in Form von digitalen Türschildern zuträglich: Die Belegung von Sitzungs- und Konferenzräumen lässt sich auf diese Weise in Echtzeit aktualisieren und gewährt so allen Angestellten Einsicht in die gegenwärtige (und geplante) Besetzung der Zimmer.
Und schliesslich bieten Displays Kunden, Lieferanten, externen Servicemitarbeitern oder all jenen mit einem weniger ausgeprägten Orientierungssinn beim Eintritt in das Firmengebäude eine kleine Hilfestellung zur Wegleitung an.
Gesteigerte Effizienz
Wie sehr Digital Signage hilft, eine kohärente Arbeitsatmosphäre zu schaffen und dabei gleichzeitig die Produktivität steigern kann, zeigt sich beim Blick auf die Insel: Dort hat der Lebensmittelkonzern Danone in mehreren englischen und irischen Niederlassungen Digital Signage-Lösungen integriert. Das Ergebnis? Dank der Installation von Bildschirmen in den Fabrikgebäuden, an den Schreibtischen, in den Kantinen etc. und die dadurch gewonnene Möglichkeit, spezifische Inhalte an bestimmte Teams weiterzugeben, hat Danone eine engere Mitarbeiterbindung erreicht. Und damit wöchentlich einen betrieblichen Effizienz-Zugewinn von mindestens zwei Stunden verbuchen können.
Dank Kontakt zur Kost
Wenn es darum geht, sich den Bauch vollzuschlagen, kann man dank der Möglichkeit zur direkten Interaktion mit Digital Signage-Lösungen ebenfalls eine Trumpfkarte spielen. In ausgewählten Filialen diverser Gastronieunternehmen, so unter anderem des Fast-Food-Riesen McDonald’s oder der Fast-Casual-Kette Vapiano, finden sich Bestellsäulen, die einem überdimensionalen Mobiltelefon gleichen und meist eine Alternative zum Ordern an der Theke darstellen. An den Bildschirmen lassen sich Menüs zusammenstellen, die dann wiederum am Tresen abgeholt werden können. Das Restaurant profitiert mit der Hinzunahme eines solchen Terminals gleich doppelt: Zum einen präsentiert man sich gegenüber der heisshungrigen Kundschaft als fortschrittliches Unternehmen. Und zum anderen entlastet diese Vorgehensweise die Mitarbeiter an der Kassenfront. Denn: Meterlange Schlangen, die bisher schnell durch Entscheidungsunwillige entstanden sind, sollten damit passé sein.
Unterhaltung, während man ausharrt
Kommt es in der örtlichen Poststelle, der Bankfiliale oder beim Detailhändler des Vertrauens dennoch zu Verzögerungen am Schalter resp. der Kasse, kann Digital Signage ebenfalls Abhilfe schaffen: Während Kunden darauf warten, dass ihre Ticketnummer aufgerufen wird, können sie sich an Monitoren mit Quizzes die Zeit vertreiben. Gespiesen werden diese Rätsel-Maschinen wahlweise mit Fragen zum Allgemeinwissen oder zur eigenen Unternehmung. Der daraus erwachsende Vorteil ist offenkundig: Die Digital Signage-Lösung weckt den Spieltrieb des Wartenden, erhöht seine Aufmerksamkeit und generiert mit der verlängerten Verweildauer idealerweise mehrere «Touch Points», also Berührungspunkte mit dem Unternehmen. Als erfreulicher Nebeneffekt bleibt die Firma, die dem Klienten durch die Rätsel ein wenig «Infotainment» geboten hat, auf jeden Fall positiv in Erinnerung.
Ich bin dann mal draussen
Bildschirme, Displays und Monitore der Digital Signage-Sparte bieten sich auch ausserhalb der Geschäftsmauern an, um die Aufmerksamkeit von potenziellen Kunden dort auf sich zu ziehen, wo mögliche Abnehmer ohnehin tagtäglich vorbeigehen – an Bahnhöfen, Bushaltestellen, hoch frequentierten Strassenabschnitten oder vor Einkaufszentren. Die Unterkategorie von «extern» installierten Digital Signage-Lösungen läuft unter dem Sammelbegriff «DOOH»: Digital-Out-of-Home, also der Aussenwerbung. DOOH-Tools sind – neben der hohen Sichtbarkeit – insofern für Unternehmen attraktiv, da sie meist in der Nähe von Konsumstationen aufgestellt sind und den Kaufentscheid eines Kunden so nachhaltig beeinflussen. Ausserdem profitiert die DOOH-Technik von der Tatsache, dass die Gesellschaft immer mobiler und aktiver wird und deshalb im öffentlichen Raum ideal erreichbar ist.
Bahnbrechendes vor dem Auge
Die (Kunden)interaktion unter freien Himmel kann sich in Zukunft noch immersiver und ansprechender präsentieren: Unter Zuhilfenahme der neusten Technologien (die je nach Definition auch in die Sparte Digital Signage gehören) soll binnen der nächsten Jahre etwa möglich sein, auf präparierte Augmented Reality-Gläser Informationen zur Orientierung der bebrillten Person zu projizieren. Anderweitig ist denkbar, Augmented Reality dafür einzusetzen, den Lernhunger von Wissbegierigen zu stillen: Wer mit seinem AR-Gerät durch die Stadt schlendert, erhält beim Blick auf Schulen, Firmengebäude oder Essensstände etwa Informationen zum Baujahr des Gemäuers, ergänzenden Input zur dort ansässigen Firma oder die Menükarte des Verköstigungsortes direkt auf seine Brille.
Von Emporheben und Erklärungen
Abschliessend wagen wir einen Blick in die etwas nüchterne und ältere, aber nicht minder interessante «RFID»-Technologie. Die «radio frequency identification» – oder zu Deutsch die «Identifizierung mithilfe von elektromagnetischen Wellen» – gestattet den kontaktlosen Informationsaustausch zwischen den beiden RFID-Hauptbestandteilen Transponder und Lesegerät. Das RFID-Verfahren düfte einigen in Form von NFC, einer speziellen Art von RFID, bereits bekannt sein. Praxistauglich umgesetzte RFID-Lösungen mit Verblüffungseffekt finden sich aktuell oft in der Gestalt von «Lift & Learn»: Wenn ein Kunde ein auf dem Verkaufspodest platziertes Produkt zur näheren Betrachtung hochhebt, erkennt die RFID-Technologie die Distanzveränderung und triggert eine Aktion (Anzeige von aktuellen Promotionen, weiterführenden Informationen etc.) auf einen nahegelegenen Monitor. Der in den Fokus genommene Artikel kann alternativ auf ein speziell als «Infoterminal» ausgewiesenes Podest gestellt werden, das ergänzende Inputs zum Produkt enthält.
Blick nach vorne
Es zeigt sich: Die Digital Signage-Sparte kann schon heute mit interessanten Installationen und ausgefuchsten Tools aufwarten und wird künftig für Marketing, Kommunikation und Entertainment ein noch dominierendes Thema werden. Unterstrichen wird dieser dieser Trend beispielsweise auch von der Tatsache, dass der Suchmaschinenriese Google kürzlich mit der Übernahme der Neverware Cloudready-Plattform in Digital Signage investiert hat. Man darf also gespannt sein, was die Zukunft bringt.
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Autor
Patrick Schenk
- Rubrik Werbetechnik
- Dossier: Publisher 2-2022
- Thema Digital Signage
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