Auf Stippvisite in der magischen Welt
Sascha Safdar-Götz ist auf mystische und märchenhafte Charaktere spezialisiert und kreiert als Fotograf atemberaubende Bilder, die Einblick in verwunschene, geheimnisvolle oder paradiesische Gefilde gewähren.
Wer die Werke von Sascha Safdar-Götz sieht, taucht unweigerlich in einen anderen Kosmos ab. In eine Welt, in der alles ein bisschen anders, vielleicht einen Hauch magischer, spannender und möglicher erscheint. Man erhält Einblick in das Universum des verrückten Hutmachers, der ungestümen, mit dem Bogen aber zielsicheren Merida, der Laserschwert-schwingenden Rey oder der orientalischen Sultan-Tochter Jasmin. Und dennoch: Die Fotos aus dem «Mystic Moments»-Portfolio wirken nicht so, als kämen sie aus irgendeiner Märchenwelt – sondern vermitteln den Eindruck, als wären sie direkt dem Wald von nebenan entsprungen.
Von Blockaden und Begierde
Dass bei den Fotos von Safdar-Götz die Realität mit der Fantasie ein wenig verschmilzt, ist ein absolut gewolltes Stilmittel und gleichzeitig eines der Alleinstellungsmerkmale seiner Bilder. Bis die Prinzessinnen, Kämpferinnen und Magierinnen aus der Disneywelt und ähnlichen Sphären jedoch in dieser beeindruckenden Form über die Mattscheibe flimmern konnten, waren für Safdar-Götz einige Täler und schwere Zeiten zu überwinden. Lange Jahre existierten beim Saarländer, der sich selbst als «verträumten Typen» bezeichnet, auch gar keine Ambitionen, Fotos von den sagenumwobenen, fiktiven Charakteren zu machen:
Anfänglich hegte Safdar-Götz, bereits seit seiner Jugend an den digitalen Medien interessiert, den grossen Wunsch, Regisseur zu werden und Filme zu drehen – gelernt hatte er, auch aufgrund schwieriger familiärer Verhältnisse, mit Einzelhandelskaufmann dann aber «etwas Normales». Und die Träume? Die wurden hintangestellt.
Neue Wege, neue Passion
Kurz vor 30 wurde bei Safdar-Götz dann das zweite Burnout diagnostiziert und er fasste den Entscheid, «endlich etwas zu ändern, meinen Träumen hinterherzujagen» – und Fotograf zu werden. «Ich dachte mir: Hollywood-Regisseur werde ich wohl keiner mehr – die Fotografie war naheliegend, befand sich gerade im Boom und die Technik wurde günstiger», so der Saarländer, der sich direkt am Tag nach dem Burnout-Befund eine Kamera leistete und so mit dem Knipsen begann.
Dass Safdar-Götz seinen Fokus nach einiger Zeit dann auf die mystische und märchenhafte Fotografie richtete, war einer zufälligen Begebenheit zu verdanken. «Eine Freundin hatte ein Schneewittchen-Kleid genäht und mich gefragt, ob ich dieses inszenieren würde.» Safdar-Götz sagte zu, ohne wirklich Feuer und Flamme für das Projekt zu sein. Als dann alles – die Location, das Kleid, das Make-up des Models etc. – bereit war, schoss der Mystic Moments Photography-Gründer erste Probeaufnahmen und war von der Inszenierung «so ergriffen und fasziniert», dass von diesem Punkt an seine Vision war, «Fantasie-Charaktere in unsere Welt zu holen.»
Alte Liebe rostet nicht
Für die kleinen und grossen Fotografie-Vorhaben – einige Projekte haben über zwei Jahre Vorbereitungszeit in Anspruch genommen – hat sich der Saarländer früh mit einem kleinen, fähigen Team und kompetenten Partnern umgeben, die sich etwa um die Kleider oder das Make-up der Models kümmern. «Gemeinsam macht es einfach mehr Spass», meint Safdar-Götz dazu, der inzwischen auch eine Fotoschule führt. Die Modelsuche, Bildbearbeitung und natürlich das Fotografieren übernimmt er seit jeher selbst.
Beim Knipsen der mal anmutigen, mal verträumten, mal düsteren Märchendamen und -herren wird der Fotograf seit knapp vier Jahren von Nikon begleitet. Ein ganz spezielles Verhältnis hat er etwa zur – angesichts des Innovationstempos bei Technik – bereits ein wenig altmodisch wirkenden Nikon D850. «Ich bin kein Technikfreak und muss auch nicht immer das Neuste haben. Ins Herz geschlossen hat Safdar-Götz die digitale Spiegelreflexkamera aufgrund ihrer Einfachheit: «Ich weiss genau, wie die Kamera funktioniert und wie ich was in Szene setze. Die D850 ist mein treuer Begleiter, lässt mich nicht im Stich – ist einfach zuverlässig. Und so stelle ich mir Technik vor.»
Wallendes Haar, tosender Applaus
Mit Safdar-Götz’ verlässlichem Kompagnon und anderen Nikon-Kameras sind so schon zahlreiche faszinierende Märchen-Machwerke entstanden. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm zum Beispiel seine erste Pocahontas-Serie: «Da hab ich es für mich persönlich das erste Mal geschafft, die Realität mit der Fabel verschmelzen zu lassen – und es sind erstmalig viele Leute auf meine Arbeit aufmerksam geworden.» Gerade die durch seine Fotos gewonnene Aufmerksamkeit sieht Safdar-Götz als wichtigen Feedback-Faktor an. «Applaus oder Aufmerksamkeit ist meine Belohnung. So sehe ich, dass sich der Aufwand gelohnt hat und mein Bild gut geworden ist.»
Wirkungsvolle Erzählungen
Was genau aber ein tolles Foto ist, liegt natürlich im Auge des Betrachtes. Für Safdar-Götz, der als Fotografie-Abteilungsleiter einer Saturn-Filiale erste Berührungspunkte mit der Kunst des Knipsens hatte, soll ein gelungenes und in Gedanken hängen bleibendes Werk vor allem eines: Eine Geschichte erzählen. «Wenn das Foto das tut, dann begeistert es und man hat es – zumindest für dieses eine Bild – geschafft, die Zuschauer mitzunehmen und zu verzaubern.»
Ein Anspruch, dem man realistischerweise in den wenigsten Fällen gerecht werden kann, wie auch Safdar-Götz bemerkt: «Ich weiss aus der Erfahrung: Bilder, die wirklich eine tiefgreifende und berührende Story erzählen, sind nicht alltäglich. Bei mir selbst gibt es jährlich etwa eins, zwei Fotos, die diesen bleibenden Effekt erzielen.»
Trumpfkarte Authentizität
Mit Stolz auf all seine bisherigen Machwerke zurückblicken kann der Autodidakt aber dennoch. Dies vielleicht auch, weil der 39-jährige mit seinen aussergewöhnlichen Märchen- und Mystik-Bildern die Nische ausfindig gemacht hat, in der er sich wohl fühlt und nicht verbiegen muss, sondern sich treu bleiben kann: «Ich habe meinen Stil gefunden und bin nicht auf Vergleiche angewiesen.»
Auch in Sachen Post-Produktion respektive Bildbearbeitung hat sich bei Sascha Safdar-Götz im Laufe der Zeit ein Wissensfundus und Intuition entwickelt, die ihm das Leben leichter machen. Für die Retusche in Photoshop und Lightroom folgt er wohl einem Grundsatz-Workflow, hat dank seines Erfahrungsschatzes aber ein gutes Fingerspitzengefühl dafür, wann ein Bild «fertig» ist. Anschliessend gilt es, eine Nacht darüber zu schlafen – und wenn am nächsten Morgen beim vortags bearbeiteten Foto keine Mängel mehr festzustellen sind, ist der Weg für die Aufnahme frei, den Auftraggeber oder die inzwischen beinahe 47 000 Instagram-Follower zu verzaubern.
Blick nach vorne
Und: Safdar-Götz’ Bilder könnten in naher Zukunft noch begeisternder werden. «Ich will noch aussergewöhnlichere Fotos erschaffen – gerade im Bereich Disney, der mich ja auszeichnet.» Zu diesem Zweck beschäftigt sich der Fotograf derzeit intensiv mit dem Programm Cinema 4D. Das Ziel? Die Kulissen aus den märchenhaften Filmen in der Anwendung nachbauen, sodass die Machwerke aus dem Hause Mystic Moments noch immersiver werden und die Grenzen zwischen Realität und Fantasie, so Safdar-Götz, «weiter verschmelzen zu lassen». Man darf also gespannt sein, in welcher Form Mulan, Tinkerbell, Cinderella und Co. demnächst zu sehen sind – und uns für einen kleinen Augenblick in ihre magische, paradiesische und sorgenfreie Welt entführen.
Sascha Safdar-Götz ist 1983 im saarländischen Neunkirchen geboren. Im Fotografie-Bereich ist Safdar-Götz seit 2012 tätig. 2018 eröffnete er die Fotoschule «Mystic Moments Akadamie», wo er seine Passion für die verwunschenen und märchenhaften Aufnahmen weitergibt. mysticmoments.photography
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Autor
Patrick Schenk
- Rubrik Imaging
- Dossier: Publisher 3-2022
- Thema Fotografie
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