Konformität im Digitaldruck richtig prüfen

Im achten und letzten Teil der Color Management-Serie, die zusammen mit der Fogra entstanden ist, beleuchtet der PUBLISHER den Print Check – ein Prozess­standard für Digitaldruckerzeugnisse.

Möchte man die Qualität eines im Offset erstellten Druckauftrags überprüfen, findet man die hierfür nötigen Grundlagen im ProzessStandard Offsetdruck PSO (ISO 12647-2). Die Prüfung erfolgt dabei anhand eines Rückstellmusters (OK-Bogen) oder, falls relevant, auch anhand einer Auflage. Hier werden die Farbgenauigkeit (Volltonfärbung, Tonwertzunahme und Spreizung), Detailschärfe (Passergenauigkeit) und Homogenität (Farbabfall in Druckrichtung) überprüft. Wie aber kontrolliert man die Qualität eines im Digitaldruck erstellten Printauftrags? Hierfür dient der im Rahmen des ProzessStandard Digitaldruck PSD entwickelte «Print Check».

Zusammenfassung der Attribute, welche für den PSD Print Check ausgewertet werden müssen. Die Anforderungen an den Bericht werden dabei auf ein Minimum begrenzt.

Was ist der Print Check?
Der Print Check wurde in der Fogra als integraler Bestandteil des ProzessStandard Digitaldruck (siehe PSD-Handbuch, Kapitel 6) entwickelt und berücksichtigt die in der ISO/TS 15311 spezifizierten Vorgaben. Weitere Details zu dieser technischen Spezifikation (TS) mit dem Namen «Graphic technology – Requirements for printed matter utilizing technologies for the commercial and industrial production» sind in «Fogra News 27» (engl.) nachzulesen.

Bildqualität messbar machen – auch ohne Kontrollelemente?
Da es aktuell an einem ganz einheitlichen, prozessunabhängigen Regelwerk zur Bewertung eines Druckproduktes anhand dessen Bildqualität mangelt, erfolgt die Qualitätsanalyse des Bildes mittels einiger ausgewählter, bereits existierender Metriken. Zur Bestimmung der wichtigsten Qualitätsattribute sind geeignete Druckkontrollelemente und Testtafeln vonnöten. Hierfür wurde seitens der Fogra die «Fogra Image Quality Test Suite» entwickelt, in der wichtige Testelemente zusammengefasst sind.

Während eine solche Sammlung von Testseiten für eine Systemprüfung (ähnlich der Maschinenabnahme im Offsetdruck) geeignet ist, ist sie für die Kontrolle jedes Druckauftrags nicht mehr praktikabel, wenn nicht gar ein Ding der Unmöglichkeit. Im kleinformatigen Digitaldruck hat man zudem oft nicht genügend Platz, um Testtafeln an einen bestehenden Druckjob hinzuzufügen. Kommt es jedoch zu einem Streitfall, sind Testelemente unerlässlich, um eine objektive Bewertung des Printerzeugnisses überhaupt zu ermöglichen. Es zeigt sich: Weder das Drucken von speziellen Testseiten bei jedem Printjob noch der gänzliche Verzicht auf Kontrollelemente sind für den hochqualitativen Druck wirklich tauglich.

Die Wichtigkeit von Farbe, Homogenität und Detailschärfe
Mit dem Ziel, eine akzeptable Vorgehensweise mit möglichst geringen Kosten und angemessenem Mehraufwand zur Prüfung der erreichten Qualität zu etablieren, wurde im ProzessStandard Digitaldruck die Verwendung des Fogra-Medienkeils CMYK V3 (oder Multicolor V1 für Multicolor-Druckaufträge) für jeden Druckauftrag vorgeschrieben.

Während die Platzierung des Fogra-Medienkeils im digitalen Grossformatdruck sicher keine Herausforderung darstellt, kann dies im digitalen kleinformatigen Produktionsdruck aus Platzmangel im Druckbogen durchaus problematisch sein. Für diese Fälle empfiehlt der PSD den Druck einer geeigneten Testseite jeweils vor und nach dem Printauftrag, wobei stets auf identische Einstellungen seitens der Ansteuerung («job settings») zu achten ist. Stellt der Druckeinkäufer die Qualität des Erzeugnisses infrage, kann so die davor gedruckte Testseite zur objektiven Bewertung der Bildqualität herangezogen werden. Um einer ausufernden Sammlung von Rückstellmustern vorzubeugen, reicht es, den Fogra-Medienkeil auszumessen und die Messwerte zu archivieren. Mit dem Fogra-Medienkeil wird wohl die Auswertung der Farbtreue ermöglicht, es bleibt aber noch zu klären, wie Streifenbildung (Banding), Fehlpasser oder verstopfte Düsen evaluiert werden sollen.

Letzten Endes führt diese Frage wiederum zu dem eingangs erwähnten Balanceakt, also einem Spagat zwischen objektiver Niveaubeurteilung und nötigem Aufwand. Im PSD wurde dies dahingehend beantwortet, dass Homogenität und Detailschärfe visuell zu überprüfen sind. Durch eine solche Vorgehensweise kann die Erstellung eines umfangreichen Bildqualitätsreports für jeden Druckauftrag vermieden werden. Gleichzeitig werden Massnahmen für die Qualitätskontrolle beibehalten und Vorkehrungen für eine regelmässige oder auch individuelle Rückmeldung zur Beschaffenheit getroffen. Die Ratio hinter den Anforderungen des Print Check ist es, die erreichte Qualität zu kommunizieren und dabei den strengen Anforderungen von Druckeinkäufern sowie den Erwartungen von Markeninhabern gerecht zu werden – national wie international. Aus Fogra-Sicht ist das Print Check-Qualitätsprotokoll deshalb die beste Antwort, sobald ein Produkt auf dem Prüfstand steht.

Print Check-Inhalte
Da die Druckbildqualität immer ein Resultat der gewählten Ansteuerung (RIP) sowie der Materialkombination ist, bezieht sich der PSD Print Check jeweils auf eine Zusammenstellung primärer Systemkomponenten. Als solche zählen jene, die einen massgeblichen Einfluss auf das durch sie bedingte visuelle Erscheinungsbild haben, namentlich Substrat, Controller und Colour Management Software, Drucker, Referenzdruckbedingung, Art der Abmusterung und erreichte Qualitätsstufe. In der Tabelle oben sind die Anforderungen für das Qualitätsprotokoll des Print Check zusammengefasst.

Klein und Gross
Der Print Check ist ein integraler Bestandteil der PSD-Zertifizierung, seit diese 2012 eingeführt wurde. Die Ergebnisse sind in den jeweiligen Beschaffenheitsprotokollen und Zertifikaten beschrieben und lassen sich auf der Fogra-Website finden. Der PSD Print Check wird seit 2021 von der PSD Colour Data-Zertifizierung ergänzt: Hier steht die Farbgenauigkeit im Fokus und es reicht eine Zusendung der Messwerte des Medienkeils sowie der nötigen Systembeschreibungen. Alle Infos hierzu sowie ein Video zur Übersicht und Gegenüberstellung der PSD-Zertifizierungen finden sich hier.

Anwenderforum UV-Druck 2022
Unter dem Motto «LED the future start!» lädt die Fogra am 6. und 7. September zum 12. UV-Druck Anwenderforum nach München. Zentrale Fokuspunkte des zweitägigen Events, zu welchem arrivierte Strahlungstrocknungsspezialisten genauso wie UV-Druck-Neueinsteiger eingeladen sind, bilden die Trendthemen Health, Safety und Environment. Zudem erhalten die Teilnehmer Informationen zu aktuellen und künftigen Praxislösungen und können der Keynote «Carbon Footprint von Druckprodukten» beiwohnen. Zur Anmeldung

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