Print und Mensch im Wechselspiel

Hochwertig, überraschend, berührend: Technologien für ansprechende Druckveredelungen gibt es inzwischen wie Sand am Meer. In diesem Beitrag fokussieren wir uns auf die Finishing-Verfahren, die mit einer interaktiven Note punkten.

Es hat etwas Befriedigendes und Spannendes an sich, wenn wir uns Printprodukte zu Gemüte führen, die dank Veredelung ein funkelndes Farbenspiel, olfaktorische oder haptische Erlebnisse auf Zellstoff oder Karton bannen.

Beispiele von Printerzeugnissen und Finishing-Techniken, die einen solchen Wow-Effekt erreichen, gibt es zur Genüge – man denke an UV-Spotlackierungen, Lasercuts, Folienprägungen und Co. Noch besser im Gedächtnis des Betrachters bleiben aufgewertete Printprodukte wohl nur, wenn sie nicht bloss eine Wohltat für die Augen und Nase oder ein sinnliches Spiel für die Hände sind, sondern diese Komponente mit einer interaktiven Note verbinden. Im Folgenden werden einige Beispiele von «aktivierenden» Veredelungen gezeigt.

Hokus Pokus auf Zellstoff
Angesichts des Triumphzuges von digitalen Welten, Social Media und smarten Endgeräten mögen einige analoge Erinnerungen aus der Kindheit fast in Vergessenheit geraten sein oder nur noch verstaubt wahrgenommen werden. Und doch: Wenn man sich die Mühe macht, sich wieder unbeschwerte Kindheitsstunden voller Gummi-Twist-Spiele, Strassenmalkreide, Schwimmbadpommes und Tuschkasten-Kunst vor dem geistigen Auge zu vergegenwärtigen, sind das wohl fast ausschliesslich positive Andenken.

Mit Blick auf Druckveredelungen bietet sich etwa ein Zauberfarben-Finish an, um die eigene Kindheit hochleben zu lassen. Konkret handelt es sich bei dieser Veredelungstechnik um wasserlösliche Farbpigmente, die in aufgedruckten schwarzen Inks eingebaut sind. Wenn dann – wie anno dazumal am Stubentisch – der benetzte Pinsel fein über das eigentlich schwarz-weisse Bild geschwungen wird, kommen die lebhaften Farben zum Vorschein und es tun sich unweigerlich Parallelen zum Wasserfarben-Malen aus buben- oder mädchenhaften Zeiten auf.

Die Zauber- oder Spezialfarbe kann grundsätzlich in den Basistönen Gelb, Rot, Grün und Blau verwendet werden. Um den Überraschungseffekt dieser Technologie nicht vorwegzunehmen, muss über den gesamten Produktions- und Weiterverarbeitungsvorgang selbstredend darauf geachtet werden, dass die Druckfarben nicht mit Wasser in Berührung kommen. Für die Spezialfarben-Veredelung eignen sich beinahe alle Materialien mit einer Grammatur über 80 g/qm.

Der Spieltrieb ist geweckt: Ein Magazin-Cover mit Rubbelflächen-Finish.
© Stainer Schriften und Siebdruck

Hefte raus: Klassenarbeit!
Zurück in die eigene Kindheit – oder besser: Schulzeit – versetzt fühlt man sich wohl ebenfalls bei Machwerken mit einem Tafelfarben-Finish. Auf das Druckerzeugnis wird ein Lack aufgetragen, das ihm die Anmutung einer Kreidetafel verleiht. Da die Lackschicht immer wieder neu beschriftet werden kann, ist diese Art von Veredelung ein beständiger Begleiter und Gedankenstütze des Endkunden – für das vertreibende Unternehmen ist die Lösung also ideal, um nachhaltig und längerfristig im Gedächtnis des Konsumenten zu bleiben.

Lass Sonne in dein Leben!
Interaktion und verblüffende Effekte auf dem Bedruckstoff verspricht auch die sogenannte photochrome Farbe. Die Finishing-Technik, der eine UV-sensitive Ink zugrunde liegt, verwandelt die Farbe bei Sonnenlichteinstrahlung in intensiv-dramatische Tönungen. Mit photochromer Farbe bedruckte Objekte sollten trotz ihrer Wandlung bei Kontakt mit dem heissen Himmelsgestirn nicht zu lange der Sonne ausgesetzt werden, da sie sonst zu Schaden kommen.

Nervenkitzel, auch ohne Jackpot
Aktivierende Veredelungen können aber nicht nur verblüffen, sondern richtiggehend für Nervenkitzel sorgen, wie sich am nächsten Exponat zeigt: Die Rubbelfläche, eine blickdichte, im Siebdruck auf das Druckerzeugnis applizierte Lackschicht, regt die Neugierde wie kaum eine andere Print-Aufwertung an und weckt beim Empfänger unmittelbar den Drang, sich mit Münzstücken zu bewaffnen und das hinter der Schicht Verborgene freizubekommen.

Druckartikel mit Rubbelflächen-Veredlung – die übrigens nicht immer silber oder gold sein muss – haben dabei auch nicht zwingend wie die schlichte Millionenlos-Karte vom Kiosk um die Ecke zu wirken: Mit der Aufwertungs-Technik lassen sich überraschende Effekte zaubern.

Hinter dem Lack muss auch kein schnöder Gewinncode oder die Anzahl an erhaltenen Rabattprozenten stehen – wie wäre es, wenn sich unter der Schicht witzige Bilder oder Sprüche verstecken?

Für die Rubbellack-Veredelung eignet sich vornehmlich gestrichenes Papier. Beim Versand und der Verpackung von Print-Erzeugnissen mit Rubbelfläche ist Achtsamkeit geboten, da die Lacke für Beschädigungen sehr anfällig sind.

Wisch und weg: Bei der Veredlung mit wasserlöslicher Farbe sind gespannte Blicke
garantiert.
© Stainer Schriften und Siebdruck

Wasser marsch!
Auch Druck-Machwerke, die mit wasserlöslicher Farbe veredelt wurden, versprechen beim Endkonsumenten neugierige Blicke und staunende Gesichter: Naheliegenderweise handelt es sich bei der Veredelungstechnologie um eine Siebdruck-Spezialfarbe, die partiell oder vollflächig auf das Druckerzeugnis aufgetragen wird und sich mittels Wasser-Beträufelung oder einem feuchten Tuch rückstandsfrei wieder entfernen lässt.

Die Farbe kann auf beinahe jede Oberfläche appliziert werden, entsprechend ergeben sich fast unzählige Anwendungsbeispiele. Zuallererst drängen sich freilich Lösungen auf, in denen das eigene Produkt unter einer Matschschicht verborgen ist und nach der kundenseitigen Säuberung in seiner ganzen Pracht bestaunt werden kann. Auf die gleiche Weise können sich Werbebotschaften mit Dreck- oder Schmutz-Wortspielen visualisieren lassen.

Bei der Veredelungsmethodik mit wasserlöslicher Farbe sind ebenfalls Druckprodukte mit geheimnisvoller Note denkbar: Man stelle sich zum Beispiel ein Printartikel mit einer Botschaft vor, die anfänglich nicht zu entziffern ist und erst in benetzter Form zum Vorschein kommt.

Wabbelndes und Wippendes
Im Kosmos der Printprodukt-Aufwertung ist das sogenannte «Wackelbild» schon lange bestens etabliert, als sehr interaktives Medium darf es in unserer Aufzählung aber dennoch nicht fehlen. Mit Lentikulardruck bedachte Erzeugnisse sorgen für einen faszinierenden Tiefeneffekt oder vermitteln alternativ den Eindruck von Bewegung auf dem Bild. Die auf diese Weise geschaffenen, dynamischen Effekte sind ideal, um beim Kunden die Spielfreude zu wecken, ihn auf der Drucksache verweilen zu lassen und so die Präsenz des Unternehmens zu stärken. 

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