Swiss Photo Day 2022: Zwischen Passion und Performance

Nach dem überwältigenden Erfolg des Swiss Photo Days 2021 steht die nächste Ausgabe des digitalen Live-Events bereits vor der Tür. Der PUBLISHER hat mit Céline Weyermann, der Frau hinter dem Event, über die vergangene Ausgabe, die Leidenschaft für Fotografie und den nächsten Swiss Photo Day gesprochen.

Der Swiss Photo Day 2022 wird – wie das letztjährige Event – im Däniker Arthaios stattfinden.
© Michael Feuz

PUBLISHER: Céline, ihr werdet diesen November nach dem grossen Erfolg des ersten Swiss Photo Days eine zweite Runde drehen. Der Veranstalter des Events seid ihr – Das Bild GmbH. Wer seid ihr genau?
Céline Weyermann: Das Bild GmbH gibt es seit rund zehn Jahren und wird von mir und meinem Mann geleitet. Entstanden sind wir eigentlich als klassische Werbeagentur, mit unseren Büros und Studios waren wir lange in der Zofinger Altstadt beheimatet. Nach einiger Zeit haben wir festgestellt, dass wir für gewisse Aufträge vielleicht fast zu kreativ sind – wir können uns da manchmal wirklich kaum bremsen (lacht) – und fassten entsprechend neue Ziele ins Auge.

Wir wollten mehr Projekte durchführen, die wirklich komplette Eigenproduktionen sind, wo wir – egal, ob Planung oder Umsetzung – mehr Freiheiten haben und uns niemand vorschreibt, wie es zu sein hat.

Vor rund sieben Jahren haben wir dann auch angefangen, uns in den Videobereich einzuarbeiten, weil das gerade gross im Kommen war. Entsprechend haben wir daraufhin viele Kampagnen im Corporate-Bereich, etwa Imagefilme, Werbespots, Erklärvideos oder ähnliches, produziert.

Heute arbeiten wir einerseits für grosse, internationale Firmen, welche komplexe Projekte im Multimediabereich mit Fokus auf neue Technologien realisieren möchten. Andererseits fokussieren wir uns auf unsere Eigenproduktionen, bei denen wir als 6 bis 8-köpfiges Team unsere ganze Kreativität ausleben und all unser Können demonstrieren dürfen.

Verschiedene Speaker sorgen beim Swiss Photo Day für ein kurzweiliges und abwechslungsreiches Programm, das für alle Fotografie-Interessierten etwas bereithält.
© Swiss Photo Day / Lara Kaiser

Eine solche Eigenproduktion ist der Swiss Photo Day. Wie seid ihr auf die Idee des Events gekommen?
Durch die Erfahrungen im Film- resp. Livestreaming-Bereich und Berührungspunkte mit der Fotografie. Uns ist aufgefallen, dass ein digitaler Live-Event mit TV-Charakter in der Fotobranche fehlt – die Möglichkeiten, ein solches Ereignis durchzuführen, hatten wir aber. Da dachten wir uns: Warum machen wir es nicht selber? Warum sollen wir warten, bis ein anderer auf die Idee kommt? Also haben wir uns an die Planung gemacht. Anfänglich wussten wir gar nicht, wie gross das Event werden sollte – und eigentlich war vorgesehen, dass wir den Swiss Photo Day in den Zofinger Räumlichkeiten durchführen. Dort sind wir dann aber schnell an unsere Grenzen gestossen. Heute haben wir unsere Büros im Däniker Arthaios – dort haben wir auch den ersten Swiss Photo Day abgehalten.

Das Thema der letztjährigen Swiss Photo Days war «Fotografie im Wandel». Wie seid ihr darauf gekommen? Was war euch wichtig – und warum?
Das Programm selbst ist zusammen mit den Partnern entstanden. Da waren die Fokuspunkte, welche die Ambassadoren oder Speaker in ihren Vorträgen setzten wollten und die Produkte, die sie vorstellen wollten, massgebend. Die Thematiken zu analog und digital haben auf alle Fälle prima zum Motto des letztjährigen Events gepasst.

In der Fotografie gibt es selten richtig oder falsch, sondern eher «gefällt» oder «gefällt mir nicht». Deshalb war uns vordergründig wichtig, die ganze Bandbreite – all die verschiedenen Facetten der Fotografie – abzudecken und nicht etwa nur Porträtfotografen anzusprechen. Wir wollten allen, die eine Passion fürs Fotografieren haben – vom Landschafts- über den Berg- bis hin zum Architekturfotografen – ein abwechslungsreiches und interessantes Event liefern.

Impressionen vom vergangenen Jahr: Blick hinter die Kamera.
© Swiss Photo Day / Lara Kaiser

Das Programm für 2022 hat wiederum viele spannende Punkte. Gibt es für dich ein Highlight?
Für mich persönlich sticht heraus, dass tatsächlich alle Partner, die wir letztes Jahr dabei hatten, wieder an Bord sind – und wir sogar zusätzliche Mitstreiter gewinnen konnten. Das ist für mich ein Zeichen. Für die Zuschauer wird das Event so noch abwechslungsreicher und wir können noch einen grösseren Bereich der Fotografie-Sparte abdecken.

Letztes Jahr haben uns Partner und Sponsoren verständlicherweise oft auch kritische Fragen gestellt – beispielsweise, ob das Ganze auch funktioniert oder wie das Event schlussendlich daherkommt. Da ist es für uns – vielleicht nicht programmtechnisch, aber dennoch – sicherlich auch ein Highlight, dass bis auf kleinere Pannen alles funktioniert hat und wir das Vertrauen unserer Partner bestätigen konnten. Ansonsten: Ich freue mich vor allem auf die Community. Es war letztes Jahr schon unglaublich zu sehen, wie viele Fragen gestellt und wie viele Chat-Nachrichten hin- und her gesendet wurden. Ich finde es schön, diese Verbindung in die «Aussenwelt» zu haben, zu sehen, wo Fragen sind oder wo die Zuschauer aufblühen – obschon die Leute nicht bei uns im Studio sitzen.

Welche Lehren habt ihr aus dem letztjährigen Event gezogen? Was macht ihr in dieser Ausgabe anders?
Wir waren mit dem Swiss Photo Day 2021 wirklich sehr zufrieden. Aber: Verbessern kann man sich immer – und das ist auch unser Ziel.

Wir haben für den Swiss Photo Day 2022 zwei professionelle Übersetzerinnen engagiert, die das Event dieses Mal simultan auf Französisch übersetzen. Das ist sicherlich eine der grössten Änderungen. Schliesslich veranstalten wir den Swiss Photo Day und wollen, dass sich Zuschauer aus der Romandie auch willkommen fühlen. Das macht die Veranstaltung technisch wohl nochmals ein bisschen ambitionierter.

Es ist aber ohnehin unser Anspruch, das Event stets weiterzuentwickeln und – im Kontrast zu herkömmlichen Formaten, die jedes Jahr dasselbe machen – unseren Teilnehmern an jedem Swiss Photo Day ein einmaliges Highlight zu bieten. Dabei wollen wir insbesondere die Interaktivität und die Möglichkeiten, von Zuhause aus «mitzumachen», ausbauen. Ein weiteres Learning aus dem vergangenen Jahr: Wir möchten noch mehr darüber erfahren, wo die Themengebiete liegen, für die die Zuschauer richtiggehend brennen.

Hast du, neben einem reibungslosen Ablauf, weitere Erwartungen an das diesjährige Event?
Letztes Jahr wurden wir überrumpelt: Ich wollte 3000 Leute erreichen – und mir wurde intern wie extern gesagt, dass das fast unmöglich sei. Zum einen, weil es ein Event dieser Art noch nie gegeben hat und zum anderen, weil 3000 Zuschauer für den Schweizer Fotomarkt – irgendwo ja doch eine Nische – eine beachtliche Zahl ist. Als wir dann fast 7000 Live-Zuschauer gezählt haben, konnten wir das alle kaum glauben.

Wir möchten nicht komplett auf die Performance abdriften: Klar sind die Zahlen wichtig und wir werden uns auf die eine oder andere Weise auch daran messen lassen müssen. Für uns ist es aber weitaus bedeutender, dass wir die Leute, die wir nun haben – unsere Community – pflegen und dann in einem gesunden Mass ausbauen können. Das gilt auch für unsere Partner resp. Speaker: Hinter dem Event, den Inhalten und den Brands stehen immer Menschen – und die sollen sich auch wohlfühlen.

Dieses Jahr lautet das Motto «Zwischen Passion und Performance». Was bedeutet der Claim für dich? Und was können die Zuschauer erwarten?

Es ist etwas, das – gerade als Fotograf – wohl jeder spürt: Diesen Druck, für deine Kunden oder Kollegen zeitkritisch etwas abliefern zu müssen, dennoch die Freude nicht daran zu verlieren und seine eigene Note in die Bilder zu bringen. Wie geht man mit dieser Situation um? Schliesslich fangen die meisten Leute mit der Fotografie an, weil es ihnen Spass macht, sie vielleicht auf einer Wanderung ein tolles Bild schiessen oder davon fasziniert sind, Leute auf der Strasse abzulichten. Es wird sicherlich spannend zu hören sein, wie die Fotografen und Speaker auf unserer Bühne diese Hürde genommen haben – und welche Tipps und Tricks sie auf Lager haben.

Auch das Thema Social-Media ist aus meiner Warte extrem relevant. Gerade Instagram hat den Status dieser Fotografen-Plattform inne, wo jeder immer alles zeigt. Da frage ich mich: Hört das irgendwann auf? Dieser Drang zur Weiterentwicklung, zur Verbesserung – also eben dieser Performance-Teil – endet dieser einmal? Sind wir gerade in einer schnelllebigen Phase oder geht es immer so weiter? Wie sieht die Fotografie in zehn, 20 Jahren aus – und was macht das mit den Leuten?

Hier freue ich mich auf die Gespräche und ich glaube, auch die Community kann sich darauf freuen, dass zur Abwechslung nicht nur über rein technische Themen gesprochen wird, sondern auch die Leute hinter der Kamera auf einer persönlichen Ebene kennengelernt werden können.

Vielen Dank für das Gespräch!

Céline Weyermann
Céline Weyermann ist eidgenössisch diplomierte Marketingmanagerin und hält bei Das Bild GmbH die Position der Projektleiterin inne. Die passionierte Fotografin hat 2017 den Swiss Marketing Award in der Kategorie «integrierte Kommunikation» gewonnen.
das-bild.ch

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