Dr. Pingelig: Herzlich willkommen

Es ist zwar nicht direkt ein Problem der pingeligschen Zeichensetzung, doch für einmal soll es an dieser Stelle thematisiert und erklärt werden. Denn wie heisst es doch so treffend: Du hast nur eine Chance, einen ersten guten Eindruck zu machen. Ganz in diesem Sinn sollte es vermieden werden, mit einem bösen Schreibfehler auf die eigene sprachliche Inkompetenz hinzuweisen.

Ob auf Webseiten, im Eingangsbereich von Geschäften, auf dem Willkommensgruss von Oberwalliser Gemeindeschildern, auf Speisekarten von renommierten Gilderestaurants oder auf Pizzaflyern: die Resilienz des grossgeschriebenen «Willkommen» gegen alle Rechtschreibefanatiker scheint immer mehr überhandzunehmen.

In der Fügung Herzlich willkommen wird «willkommen» adjektivisch gebraucht: Seid herzlich willkommen. Das Verb «seid» wird dabei in der Kurzform weggelassen. So wie: «Sei total fröhlich und ausgelassen», nicht: «Sei Total fröhlich und ausgelassen».

Das fälschlicherweise grossgeschriebene «Willkommen» kann man auf Webseiten leicht korrigieren, hingegen sollte die Werbe­technikbranche bei Schildern oder Beschriftungen aller Art eine Auge auf die Rechtschreibung haben.

Grossgeschrieben wird es nur, wenn es als Substantiv eingesetzt wird: Sie hatten den Rückkehrern ein herzliches Willkommen beschert. Sonst kannst du auch in Versalien schreiben: HERZLICH WILLKOMMEN.

Aus Ralf Turtschis Buch «Zeichen setzen!», 248 Seiten,
2 Sprachausgaben, für CH und DE/AT, Preis: CHF 48.–.
Bestellungen und Infos: zeichen-setzen.ch oder ­publisher.ch/shop; iPad-­Version für CHF 38.– in der Publisher-Kiosk-App.