Weiterbildung auf den Praktiker zugeschnitten
Wer in der Medienproduktion weiterkommen will, dem stehen viele Wege offen. Doch gibt es kaum eine höhere Weiterbildung, die sich auf die Umsetzung anspruchsvoller Kommunikationsprojekte spezialisiert und sowohl auf betriebswirtschaftliche, technische wie auch inhaltliche Fragen eingeht.
Wer in der Medienproduktion arbeitet, muss sich ständig mit neuen Techniken und weiteren Medien beschäftigen. Davon betroffen sind nicht nur jene Fachleute, die in der grafischen Branche eine Lehre machten und sich danach weiterbildeten, sondern auch all jene, die auf einem anderen Weg zu ihrem Beruf in der Medienproduktion kamen. Die früher eindeutigen Abgrenzungen zwischen den einzelnen Berufen sind mehr oder weniger verschwunden, eine klare Bezeichnung fehlt. Doch welchen Stoff muss man intus haben, damit man auch künftig in der Umsetzung von Kommunikationsprojekten eine führende Rolle übernehmen kann? Der Verband der Schweizer Druckindustrie VSD hat zusammen mit dem SAWI und der FH Yverdon den CAS für Crossmedia-Management aufgebaut und zweimal durchgeführt.
Dieser wurde nun durch das Institut für Multimedia Production der HTW Chur weiterentwickelt, das Konzept dazu stammt von Prof. Ines Jansky, die auch diesen Studiengang leitet. Wir wollten von ihr wissen, was ein langjähriger Praktiker aus der Medienproduktion mit Ambitionen zu einer Führungsrolle von dem CAS Digital Communication Excellence erwarten darf.
Im Vordergrund steht die Lust auf Veränderung
Ist der CAS vor allem eine Weiterbildung für Frauen oder Männer, die an einer Fachhochschule studiert haben?
Ines Jansky: Wir wollen mit unserem neuen Angebot eine Lücke schliessen und wenden uns bewusst an ein breites Publikum. Die Teilnehmenden müssen keinen Studienabschluss vorweisen, sollten aber ein paar Berufsjahre in Marketing, Kommunikation, Projektmanagement, Verkauf, Produktion oder ähnlichen Bereichen vorweisen können. Viel wichtiger als Ausbildung und Erfahrung ist uns die Lust an der Veränderung und der Wunsch, Kollegen und Mitarbeiterinnen später damit zu «infizieren».
Wie können Produktionsfachleute den theoretischen Vorsprung wettmachen? Wird ein bestimmter Wissensstand vorausgesetzt?
Eine Mischung von unterschiedlichen Berufserfahrungen erachten wir sogar als ideale und belebende Voraussetzung für die gemeinsame Gestaltung der Weiterbildung. Möglicherweise müssen sich Produktionsleute anfangs etwas stärker mit strategischen Grundlagen auseinandersetzen als z. B. Marketingleute. Dafür bringen sie aber Know-how und Fragen in die Runde, von denen alle bei der Entwicklung ihrer digitalen Produkte bzw. Prototypen profitieren können.
Bausteine für ein Digitalprojekt zusammentragen
Wie wird der Einsatz von praktischem Wissen bewertet und wie kommt dieses im CAS zur Geltung?
Die einzelnen Module des CAS werden nicht durch Klausuren geprüft. Sie sind Bausteine für ein Digitalprojekt, das von den Teilnehmenden entwickelt und von allen Modulleitenden bewertet wird. Hier stehen die Praxistauglichkeit und die kritische Sicht der Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Vordergrund: Kann ich so ein Projekt in meinem Unternehmen wirklich umsetzen?
Den Perspektivenwechsel wagen
Welche Befähigungen erhält ein(e) CAS-Absolvent(in), der/die über eine mehrjährige Praxis (in der Medienproduktion) verfügt?
Die Mischung der Studierenden mit unterschiedlichem Fachhintergrund ermöglicht erst einmal einen Perspektivwechsel. Ein Medienproduzent oder eine Produzentin beschäftigt sich im CAS u. a. auch mit strategischen Entscheidungen, in die er/sie vorher vermutlich nicht so stark einbezogen war. Sie lernen, Mitarbeiter und Kollegen zu motivieren und Veränderungen zu initiieren. Durch die zahlreichen Gäste der Modulleitenden werden zudem hochaktuelle Tools, Methoden und Ideen vorgestellt, die Inspiration liefern sollen.
Wie sieht der ideale Arbeitsplatz (Jobbeschrieb) aus, die er nach dieser Weiterbildung einnehmen könnte?
Wir sehen die Absolventen in ganz unterschiedlichen Rollen, z. B. als Enabler, Integratoren, Wegbegleiter, Change-Agent oder Guide für digitale Prozesse. Wir werden ihnen im CAS den Rücken stärken, so dass sie Veränderungsprozesse in ihren eigenen Unternehmen aber auch in neuen Aufgabenbereichen in Gang setzen und Mut und Spass dafür vermitteln können.
Das Gespräch wurde von Hannes Zaugg geführt.
Ines Jansky ist Professorin am Bachelorstudiengang Multimedia Production der HTW Chur. Sie hat sich auf die Erarbeitung von digitalen Kommunikationskonzepten spezialisiert und dazu den CAS Digital Communication Excellence aufgebaut.
Digital Communication Excellence
Die Fachhochschule Chur (HTW) bietet ab kommenden Herbst (Oktober 2019) den CAS Digital Communication Excellence an, der von Prof. Ines Jansky geleitet wird. In fünf Modulen (Communication & Leadership, People, Methods & Technologies, Content, Production) werden von erfolgreichen Praktikern Wissen und Erfahrungen vermittelt, zudem wird ein breites Netzwerk für die künftige Arbeit zur Verfügung gestellt. Die Wissensvermittlung erfolgt in neuartiger Weise: mit Online-Vorlesungen (die nach zeitlicher Möglichkeit besucht werden), Webinaren, Skype-Coachings und lediglich 10 Präsenztagen, wobei bei allen Formen die Praxis von morgen im Vordergrund steht. htwchur.ch
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Autor
Ines Jansky
Ines Jansky ist Professorin am Bachelorstudiengang Multimedia Production der HTW Chur. Sie hat sich auf die Erarbeitung von digitalen Kommunikationskonzepten spezialisiert und dazu den CAS Digital Communication Excellence aufgebaut. - Rubrik Weiterbildung
- Dossier: Publisher 2-2019
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