Automatisierte Bildoptimierung

Lohnt sich der Einsatz von Systemen und Lösungen auch dann, wenn nur wenige Bilder verarbeitet werden? Genügt die Qualität und die Verarbeitungsgeschwindigkeit von preislich günstigen Applikationen?

Zum Thema der industrialisierten Bildoptimierung sind im Publisher bereits 2017, in den Ausgaben Nr. 1 und 2, zwei Artikel erschienen. Die damals vorgestellten Lösungen lohnen sich aber nur dann, wenn täglich sehr viele Bilder verarbeitet werden, wie zum Beispiel in Verlagshäusern, grossen Medien­unternehmen oder Zeitungen. Wie sieht aber die Situation aus, wenn nur wenig Bilder verarbeitet werden müssen? Tatsächlich gibt es für diese Zielgruppe finanziell tragbare Lösungen. Die Leistungen bezüglich Qualität und Geschwindigkeit wollen wir am Beispiel von zwei Applikationen untersuchen. Der Ablauf einer automatisierten Bildoptimierung ist grundsätzlich immer gleich. Die Bilder werden individuell analysiert und anschliessend optimiert. Das Optimieren beinhaltet in der Regel Korrekturen und Anpassungen der Belichtung, des Kontrastes, der Schärfung, des Bildrauschens, der Lichter- und Schattenmodulation und der Farbigkeit.

Photolemur

Photolemur ist eine Applikation von Skylum, einem ­US-Softwarehersteller mit Schwerpunkt in der Bildbearbeitung. Die Preise zwischen 35 und 55 USD sind extrem günstig.

Nun, die Bedienung und die Möglichkeit für Vorgaben sind sehr einfach gehalten. Im Startdialog können Bilder  per Drag-and-Drop oder via Öffnen geladen werden. Per Doppelklick wird die Analyse aktiviert und das Ergebnis der Bildoptimierung visuell angezeigt.

Bei den Einstellungen sind lediglich drei Optionen möglich: «automatische Objektivkorrektur», «Gesichtsverschönerung» und «Augenvergrösserung». Weiter kann das Ergebnis mit so genannten «Styles» beeinflusst werden. Im Programm sind einige fix integriert, weitere können dazu gekauft werden. Schliesslich lässt sich noch die Stärke der Korrektur stufenlos verändern.

Von der Funktionalität her gesehen, richtet sich das Programm an ein breites Publikum ohne spezifisches Fachwissen. (www.photolemur.com)

PQF Photo Optimizer

Diese Applikation wurde von PQF Imaging in Wattwil entwickelt. Im Vergleich zu allen mir bekannten Programmen verfolgt diese Software einen völlig anderen Weg. Die Ausführung der eigentlichen Bildoptimierung wurde nicht neu erfunden. Für diese Arbeitsschritte werden die Werkzeuge von Camera Raw im Photoshop eingesetzt.

Die Bedienung ist einfach und erfordert prinzipiell nur die Verlinkung mit Ein- und Ausgabeordner. Nach der Wahl der Bildkategorie wählt das Programm bei der Verarbeitung automatisch das passende Verfahren für jedes einzelne Bild und führt die Optimierung durch. Die Verarbeitung der Bilder erfolgt mehrstufig und mehrheitlich nicht-destruktiv.

Die Bildoptimierung umfasst folgende Schritte:

  • Daten- und Bildanalyse
  • nicht-destruktive Bildoptimierung
  • destruktiver Finish in Photoshop
  • (Schärfung und tiefenbetonte
  • Entrauschung)
  • Speicherung (Feindatenbild, ­Lowresbild, XMP)

Im Anschluss an die so genannte Erstverarbeitung können individuelle bzw. kreative Optimierungen durchgeführt werden, welche schwerlich oder unmöglich zu automatisieren sind. Wie zum Beispiel bewusst verlangte Farbstimmungen.

Preislich liegt die Applikation bei rund 700 Franken, was im Vergleich zu anderen Lösungen immer noch sehr günstig ist.

Weil die Anwendung viele Einstellungsmöglichkeiten erlaubt, ist ein entsprechendes Fachwissen notwendig. Deshalb ist gemäss Auskunft von PQF eine ausführliche Programmschulung im Kaufpreis inbegriffen.
(www.pqf-imaging.com)

Geschwindigkeit

Beim Photolemur liegt die Verarbeitungsgeschwindigkeit pro Bild im Bereich von einigen Sekunden. Der PQF Photo Optimizer braucht pro Bild rund eine Minute.

Bildqualität

Das Billigstprogramm Photolemur liefert in vielen Fällen eine deutlich verbesserte Bildqualität. Bei starken Über- und Unterbelichtungen fallen die Optimierungen aber eher bescheiden aus. Weil praktisch keine Einfussmöglichkeiten auf die Verarbeitung vorhanden sind – mit Ausnahme verschiedener Styles – muss man sich mit den gelieferten Ergebnissen begnügen.

Beim Photo Optimizer resultiert grundsätzlich eine hervorragende Bild­qualität, bedingt durch das deutlich aufwendigere Verfahren.

Fazit

Photolemur ist für ein breites Publikum, eher im «Amateurbereich», recht hilfreich, z.B. für Fotobücher usw.

Beim PQF Photo Optimizer kann ich, als routinierter Fachmann für die Bildreproduktion nur sagen:

Ich bin begeistert!

Die Zeiteinsparungen und das Preis-­Leistungs-Verhältnis sind überzeugend. Einer automatisierten Bildoptimierung für Betriebe mit kleinem Budget steht nichts mehr im Weg.

  • Autor Fritz Maurer
    Fritz Maurer ist gelernter Reproduktionsfotograf und seit vielen Jahren in der Bildbearbeitung tätig sowie in der Aus- und Weiterbildung von Fachleuten in der grafischen Industrie. Er arbeitet als unabhängiger Experte für Schulungen, Colormanagement und Bildbearbeitung.
  • Rubrik Imaging
  • Dossier: Publisher 2-2019

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