Neue Pantone-Fächer mit knapp 300 zusätzlichen Farbtönen

Pantone erweitert sein Farbsystem Pantone Matching System (PMS) ­regelmässig – jetzt ist es wieder so weit: Die bisherige Palette der Pantone-­Plus-Fächer aus dem Jahr 2016 wird jetzt um 294 Töne auf total 2161 Farben erweitert. Mit den Neuzugängen will Pantone den aktuellen Farbtrends ­entgegenkommen und entsprechende Lücken schliessen.

Die neuen Farben erweitern die Bibliothek vor allem im Bereich der Neutraltöne, bei denen Pantone eine besonders starke Nachfrage festgestellt hat; also um Schwarz-, Grau-, Beige-, Braun-, Blau- und Olivtöne. Diese werden chromatisch geordnet in die Fächer integriert und sind mit einem quadratischen Symbol in der oberen Ecke gekennzeichnet. Die neuen Fächer der Serie 2019 sind ab sofort im Publisher-Shop erhältlich. Für eine befristete Zeit gibt es ein separates Formula Guide Supplement mit den 294 neuen Farbtönen.

Da das Thema Farbe im Publishing eh schon komplex ist und Pantone eine sehr breite Produktpalette pflegt, tauchen in diesem Zusammenhang immer wieder Fragen auf. Hier darum eine FAQ-Sammlung, welche Licht (und Farbe!) ins Dunkel bringen soll:

Was sind die Stärken des Pantone-Systems?

Während andere Branchen mit RAL, HKS etc. arbeiten, hat sich in der grafischen Industrie Pantone als De-facto-Standard für die Farbkommunikation etabliert. Eine Pantone-Nummer vermittelt verbindlich, welche Farbe gemeint ist, und die Pantone-Fächer sind die gedruckte Referenz dazu. Die entsprechenden Bibliotheken stehen zudem für die gängigen Softwarelösungen zur Verfügung. Da das System auf Volltonfarben basiert, deckt es einen sehr grossen Farbraum ab. Speziell für Farben ausserhalb des CMYK-Farbraumes kommt man an Pantone fast nicht vorbei; Logofarben sind in der Regel in Pantone definiert: So ist in der Schweiz beispielsweise die Farbe Postgelb als Pantone 116 C definiert und sogar als Marke geschützt.

Was sagen die Pantone-Farbnummern aus?

Die 2161 Vollton-(Sonder-)Farben des Pantone Matching System werden in der Regel mit einer drei- oder vierstelligen Zahl, gefolgt von einem C oder U, referenziert. Die Buchstabenendung bezieht sich auf das Papier, auf das die Farbe gedruckt ist: C steht für gestrichenes (coated) Papier oder Glanzpapier, U für ungestrichenes (uncoated) Papier. Eine kleine Auswahl an Farben trägt einen Namen, darunter die 18 Basisfarben; beispielsweise Pantone Reflex Blue C oder Pantone Orange 021 U.

Wer braucht welche Fächer?

Der Formula Guide Solid Coated ist quasi der Pantone-Fächer schlechthin. Er zeigt alle 2161 Farben chromatisch geordnet je mit dem Rezept, wie diese aus den 18 Pan­tone-Basisfarben zu mischen sind. Damit ist dieser Fächer vor allem für Offsetdruckereien unverzichtbar. Da auf gestrichenem Papier (C) ein grösserer Farbraum realisierbar ist als auf mattem (U), zeigt der Coated-Fächer den vollen Farbumfang des Pantone-Systems. Praktischerweise zeigt ein Ikönchen bei jeder Farbe, ob diese auch im CMYK- oder RGB-Farbraum erreicht werden kann. Leider sind die entsprechenden CMYK- und RGB-Werte in diesem Fächer nicht mit aufgeführt.

Hier kommt der nächste Fächer ins Spiel, die Pantone Color Bridge. Diese zeigt neben jeder Pantone-Volltonfarbe in einem zweiten Feld die nächstmögliche CMYK-Simulation und dazu die Werte für die CMYK-, RGB- und HEX-Farbmodelle. Für Anwender in der Vorstufe ist daher die Color Bridge Coated oder allenfalls das Set Coated&Uncoated erste Wahl.

Wer sich in Sachen Pantone komplett ausrüsten will, wählt das Set Portable Guide Studio, das neben den beiden Formula Guides (C&U) und den beiden Color Bridges auch die beiden Pantone-CMYK-Fächer den Pastels&Neons-Fächer sowie den Metallics-Fächer enthält (siehe grosse Abbildung links). Auch beliebt ist das Set Pantone Essentials, welches nur um die letzten beiden Fächer reduziert ist.

Wann muss ich meine alten Farbfächer ersetzen?

Wie jedem Druckprodukt setzt auch den Pantone-Farbfächern die Alterung zu: Pigmentverblassung und Papiervergilbung führen zu Farbveränderungen. Pantone empfiehlt daher, die Fächer nach 12 bis 18 Monaten zu ersetzen. Wer seine Fächer pfleglich behandelt und vor Licht geschützt lagert, kann diese Frist sicher noch etwas dehnen. Das Herstellungsdatum des Fächers kann man ausfindig machen, indem man am Ende der Einleitung des Fächers das Copyright anschaut. Am besten nutzt man aber auch das Feld auf der Rückseite des Fächers, wo man das Datum der Erstverwendung notieren kann.

Was ist ein Supplement?

Wie es der Name schon verrät, ist es ein Zusatz. Solche Supplements kommen zum Einsatz, wenn es neue Farben gibt. Bei der jetzigen Änderung ist es beispielsweise so, dass der Formula Guide ein Supplement erhält, welches die neu dazugekommenen Farben enthält. Aber nicht für jede Änderung gibt es Supplements. Der ebenfalls betroffene Color-Bridge-Fächer kann nicht mit dem Supplement vervollständigt werden und muss komplett neu gekauft werden, sofern man mit Sicherheit alle Farben im Haus haben will.

Wofür ist der CMYK-Fächer gedacht?

Der CMYK-Fächer zeigt ausschliesslich Prozessfarben in CMYK. Er ist völlig losgelöst vom Pantone-Farbsystem, hat also keinerlei Verbindung zu den Pantone-Farben. Dass der Fächer trotzdem als Pantone-Fächer verkauft wird, ist im ersten Moment etwas verwirrend. Pantone zeigt damit eine schöne Auswahl an CMYK-Farbwerten auf.

Wie komme ich zu den aktuellen Pantone-Farben in meiner Adobe Creative Suite?

Mit den neuen Fächern lanciert Pantone auch eine Pantone Extension for Adobe Creative Cloud. Diese umfasst die aktuelle Bibliothek 2019 und soll den Umgang mit Pantone-Farben in Adobe Photoshop, InDesign und Illustrator vereinfachen. Dieser Komfort ist allerdings nicht umsonst zu haben: Nach einer 30-Tage-Testphase kostet die Extension 4.99 Dollar pro Monat. Auch Käufer eines neuen Fächers dürfen das Tool nur die ersten sechs Monate kostenlos nutzen. Damit sind wir bei der nächsten Frage!

Was sind die Schwächen des Pantone-Systems?

Das Geschäftsmodell von Pantone beruht darauf, das eigene Farbsystem zu vermarkten, das heisst vor allem auch, Lizenzen zu vergeben. Folglich ist das ganze System urheber- und markenrechtlich strengstens geschützt und damit proprietär. Farb- und Umrechnungstabellen zu anderen Systemen sind daher nicht frei verfügbar. Diese Monopolstellung gibt vermehrt Anlass zu Kritik, gerade auch, was die Preisgestaltung betrifft.

Was sind die Alternativen?

Im Bereich der Sonderfarben geniesst Pantone im Druckbereich einen hohen Stellenwert. Zur Farbwahl im CMYK-Farbraum ist der neue Fächer des Vereins freieFarbe eine kostengünstige Alternative. Hier sind die Farben gemäss der HLC-Systematik angeordnet, also sortiert nach Farbton, Helligkeit und Sättigung. Er zeigt 1032 im Vierfarbdruck darstellbare Farbtöne in regelmässiger HLC-Abstufung und erlaubt so eine intuitiv-systematische Farbauswahl. Eine Brücke zu Pantone gibt es hier jedoch aus urheberrechtlichen Gründen nicht!

  • Autor Martin Spaar
    Martin Spaar ist Gründer des PUBLISHER und hat diesen kontinuierlich zum führenden Magazin im Bereich Publishing und Digitaldruck im deutschen Sprachraum ausgebaut. Anfang 2019 hat er die Zeitschrift an das junge Team der Pantara GmbH übergeben. Jedoch bleibt er dem PUBLISHER als Autor weiterhin verbunden und ist über freie Mandate auch sonst aktiv in der Schweizer Publishing-Szene unterwegs.
  • Rubrik Design & Praxis
  • Dossier: Publisher 5-2019
  • Thema Farben, Pantone

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