Der VWP schaut nach vorne

Um den Verband für Werbetechnik und Print (VWP) hat die Coronakrise keinen Bogen gemacht. Im Gespräch mit dem Präsidenten und Vizepräsidenten des VWP, Florian Tanner und Ruedi Meier sprachen wir darüber, wie es der Werbetechnik in diesen schwierigen Zeiten ergeht und was in den nächsten Jahren ansteht. 

Wie drastisch hat sich die Coronakrise auf die Verbandsarbeit und die Branche ausgewirkt?

Florian Tanner: Als wichtiges geschichtliches Momentum würde ich diese Krise sicherlich bezeichnen, doch nicht als die grösste Herausforderung für den Verband überhaupt. Viel einschneidender war beispielsweise der Wandel der Computertechnologien. Zu Beginn der Coronakrise haben wir glücklicherweise zügig reagieren und unseren Mitgliedern rasch Informationen zur Verfügung stellen können. Und wir haben über unser Forum die Möglichkeit für einen Dialog zum Thema angeboten. Mir ist von mehreren Firmen zu Ohren gekommen, dass man sich zu Beginn zwar ziemlich sorgte, doch von wirtschaftlich strengen Problemen, habe ich nichts wahrgenommen. 

Ruedi Meier: Das sehe ich genauso. Man kann sicher sagen, dass diese Coronakrise nicht die grösste Veränderung in den 81 Jahren seit Bestehen des Verbands war. Für einige Firmen aber war es eine grosse Herausforderung. Es gibt in dieser Situation, wie sehr oft, Gewinner und Verlierer. Wir vom Verband haben zudem versucht, die Branche zu unterstützen und ein wenig Druck von den Unternehmern zu nehmen, zum Beispiel indem wir Zahlungsfristen für den Mitgliederbeitrag verlängerten. Zusätzlich haben wir auf Administratives verzichtet, darum können wir auch nicht sagen können, wie viele Unternehmen Kurzarbeit beantragt haben. Dies wäre zwar interessant, bringt aber unsere Branche an sich nicht weiter.

Woran könnte es liegen, dass die Branche nicht so hart betroffen ist?

Florian Tanner: Die Breite des Dienstleistungsangebots ist in solchen Situationen elementar. Wenn ein Unternehmen zu stark spezialisiert ist, kann sich das negativ auswirken. 

Ruedi Meier: Meiner Ansicht nach wird die Krise die Branche im Grossen und Ganzen nur streifen und wenig starke Spuren hinterlassen. Andere Branchen, die zuvor schon in einer eher kritischen Phase waren, wurden wahrscheinlich deutlich härter getroffen. 

Florian Tanner: Wir sollten die Krise eher als Chance sehen, unter anderem um den Binnenmarkt zu stärken: Qualität vor Preis, was schon lange hätte passieren sollen.

Wird es auch in Zukunft einen Markt für Produkte zum Schutz vor Covid-19 geben?

Ruedi Meier: Ich glaube nicht, dass das langfristig ein gutes Geschäftsmodell darstellt. Ich hoffe, wir können irgendwann auch wieder zur Normalität zurückkehren. Wichtig war es, schnell zu reagieren, um Zusatzgeschäfte zu machen und in der Coronakrise weggefallene Aufträge zu kompensieren. 

Inwiefern hat die Krise Auswirkungen auf die Bildung?

Ruedi Meier: Momentan ist das noch schwer zu sagen. Während des Lockdowns konnten viele Betriebe keine Lernenden rekrutieren, auch wurden Schnupperlehren ausgesetzt. Es liegt aber im Interesse jedes Unternehmens, dort nun rasch anzusetzen und dies nachzuholen. Zudem kann man per heute sagen, dass die Anmeldungen für Ausbildungen in der Werbetechnik recht gut und im Siebdruckbereich eher verhalten sind.

Florian Tanner: Insgesamt schätze ich die Schwankungen jedoch eher als kurzfristig ein. Wichtiger erscheint mir, dass viele Personen nach der Lehre abwandern, wodurch die Branche an einem chronischen Fachkräftemangel leidet. Gerade deshalb brauchen wir vielfältige Möglichkeiten der Weiterbildung. 

Welche Neuigkeiten gibt es auf dem ­Gebiet der Weiterbildungen?

Ruedi Meier: Dazu haben wir uns bereits lange vor der Coronakrise Gedanken gemacht. Wie Florian eben schon sagte, orientieren sich viele Lernende nach dem Abschluss oder nach wenigen Jahren im Beruf neu. Im Ressort Bildung suchten wir schon seit Längerem nach Lösungen, wie man diese Situation verbessern könnte. Im Weiterbildungsbereich gab es bis anhin nur die Weiterbildung zum Werbetechniker ED. Eine höhere Fachprüfung, die mit einem eidgenössischen Diplom abschliesst. Zwischen der Grundausbildung und diesem Diplom war eine Weiterbildungslücke. Diese Berufsprüfung richtet sich an all diejenigen, die sich als ausgezeichnete Fachkräfte z.B. in Richtung Ausbilder oder Atelierleiter weiterentwickeln wollen. Wir gehen davon aus, dass wir die Genehmigung für diese Berufsprüfung zum 1.1.2021 erhalten und die Ausbildung dazu erstmalig im Herbst 2021 anbieten können. Im Gegensatz zur höheren Fachprüfung, stehen hier die Bildung der fachspezifischen Kompetenzen im Vordergrund. 

Florian Tanner: Als Leiter der Lehrgänge an der Schule für Gestaltung Zürich vertrete ich die Seite der Lehrgangsanbieter. Die Möglichkeiten der Weiterbildungen werden ab Herbst 2020 erarbeitet und in unseren Medien verteilt. Die detaillierten Rahmenbedingungen werden den interessierten den Entscheid zur berufsbegleitenden Bildung erleichtern.

Wie sieht die Vision des VWPs für die ­Zukunft aus?

Florian Tanner: Wir werden unsere Vision 2025 im nächsten Jahr präsentieren. So viel aber kann man vorab schon sagen: Der Verband will die junge Generation ansprechen und fördern. Deshalb werden wir einerseits die Nachwuchsförderung intensivieren, andererseits aber auch die Verjüngung des Vorstandes vorantreiben. Wir haben zudem die Hoffnung, dass die Stärke des Binnenmarkts erkannt wird und nicht zu viel auf das Ausland gesetzt werden muss. Und wir hoffen, dass es keine zweite Coronawelle gibt, denn als Dienstleistungsbranche sind wir abhängig von einer gesunden Volkswirtschaft.

Vielen Dank fürs Gespräch! 

Die Gesprächspartner

Florian Tanner ist Präsident des Verbands ­Werbetechnik+Print, Inhaber der Tanner ­Werbetechnik, Berufschullehrer und Lehrgangs­leiter der Weiterbildung für Werbetechniker an der SfGZ.

Ruedi Meier ist Vizepräsident des Verbands Werbetechnik+Print, Co-Leiter des Ressort Bildung und Präsident der Schulkommission der Schule für Gestaltung Zürich.


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