Mit Blitzlicht die Stimmung erhalten

In stimmungsvoller Atmosphäre ist nur mit Blitz ein knackig scharfes und rauschfreies Bild möglich. Blitzlicht zerstört aber jede Atmosphäre. Mit Stativ und Photoshop gelingen geblitzte Stimmungsbilder.

Von Bild A die Personen, von Bild B die Stimmung.

Fotos von Festlichkeiten sind in der Regel immer mit einem Makel behaftet. Entweder sind Personen im Blitzlicht scharf zu sehen, dafür ist die Stimmung im Keller. Oder dann wird die Stimmung ohne Blitzlicht erhalten, dafür sind die Personen unscharf oder zu dunkel abgebildet. Hohe ISO-Werte sind ein Kompromiss, der immer mit mehr oder weniger Bildrauschen einhergeht, auch so ein Makel. Die Alternative: Bei gestellten Aufnahmen arbeite ich mit dem Stativ und kombiniere zwei Aufnahmen mit Photoshop zu einem knackig scharfen Bild.

Im Beispiel oben sollen die beiden Gastgeber des Landgasthofes Löwen, Langnau am Albis, in der Gaststube abgebildet werden. Im Löwen gibts übrigens weitherum die besten Cordon bleus. Für das erste Bild richte ich zwei Studioblitzköpfe in der Gaststube ein, die ein Zangenlicht erzeugen (siehe Schema rechts). Es geht in diesem Bild einzig um die beiden Darsteller, die Beleuchtung des Hintergrundes kann vernachlässigt werden. Die schwarze Arbeitskleidung soll Zeichnung aufweisen und das Zangenlicht soll für eine schöne Körper- und Kopfmodulation sorgen. Die Blitzsynchronisationszeit bei der Kameraeinstellung M (manuell) beträgt 1/250 Sekunde. Blende 7 und ISO 100 sind die anderen Einstellungen. Die richtige Belichtung wird durch die Einstellungen der Blitze erreicht. Ein paar Posen später ist das Bild im Kasten und durch die beiden Köche abgesegnet.

A: Vorhänge zu hell, Holzwand und Decke zu dunkel, Tische und Servietten zu hell ausgeleuchtet, Unschöne Schatten, Lampe ohne Leuchtkraft
B: Aussensituation überbelichtet, Die Bildstimmung ohne Blitz ist im Vergleich zu A harmonisch ausgewogen.

Das zweite Bild fotografiere ich ohne jede künstliche Beleuchtung und ohne Protagonisten aus der haargenau gleichen Position mit dem Stativ. Das Stativ erlaubt mir, mit relativ geschlossener Blende zu arbeiten, damit ich eine genügende Schärfentiefe erhalte. Diesmal fotografiere ich mit Zeitautomatik bzw. Blendenvorwahl A (oder auch Av). Die Belichtungszeit, welche die Kamera errechnet, beträgt 0,6 Sekunden. Im Foto B oben kommt die warme Grundstimmung des Raumes schön zur Geltung. Einzig die hellen Fenster zeigen, dass draussen noch Tageslicht herrscht.

Mit dieser Skriptfunktion lassen sich mehrere Dateien direkt in Photoshop als Ebenen laden. Interessant ist die Ausrichten-Funktion (beim Häckchen), die Ebenen ausrichtet, die von Hand fotografiert wurden und deshalb nicht deckungsgleich sind.
Das Setting in der Gaststube mit dem Zangenlicht. Die beiden Personen werden von vorne links mit einer Softbox ausgeleuchtet. Gegenüber sorgt ein Schirm für das streifig einfallende Licht. Die Kamera steht auf dem Stativ auf 1,5 Meter Höhe. In Innenräumen mit Blitzlicht zu fotografieren, ist mitunter schwierig, weil die Fenster das Licht unterwünscht reflektieren.

Komposition in Photoshop

Die beiden Fotos nenne ich Köche und Raum, ich öffne sie in Photoshop als zwei Ebenen. Im Menü Datei > Skripten > Dateien in Stapel laden, kann ich die beiden gefragten Bilder in Photoshop als einzelne Ebenen laden. Mit der Funktion Quellbilder nach Möglichkeit automatisch ausrichten werden Fotos deckungsgleich ausgerichtet, falls man nicht mit Stativ arbeiten konnte. Die beiden Bilder ordne ich so an, dass die Ebene Köche.jpg über der Ebene Raum.jpg zu liegen kommt. Ich aktiviere mit einem Klick die Bildebene Köche.jpg.

Bildkombi mit Maske

Die Maskenfunktion am Fuss der Ebenenpalette erzeugt eine Maske, mit der ich Bildstellen unsichtbar machen kann. Überall, wo ich in der Maske mit dem Pinsel schwarz male, wird das Bild des darunter liegenden Fotos sichtbar. Die Maskenfunktion arbeitet nicht destruktiv, das heisst, ich bearbeite nur die Maske und nicht das Bild. Anfänger sollten aber aufpassen, dass die Maske aktiviert ist und nicht das Bild, damit nicht dummerweise in das Bild gemalt wird. Demzufolge kann ich beliebig mit Schwarz in die Maske malen. Und wenns mal nicht passt, male ich eben mit Weiss darüber. So wird die Maskenfunktion wieder rückgängig gemacht. Schwarz auf der Maske bedeutet, dass das darunterliegende Bild zum Vorschein kommt. Weiss auf der Maske heisst, dass obere Bild sichtbar wird. Die Farben Schwarz und Weiss wähle ich ganz unten in der Werkzeugpalette. Zuerst arbeite ich flächig mit einem grösseren Pinsel. Um die Details herauszuschaffen, verkleinere ich die Grösse und die Deckkraft. Die Härte des Pinsels sollte nicht 100 % betragen, da man sonst harte Übergänge vom ersten zum zweiten Bild erzeugt.

Oben: Die beiden Fotos werden mit der Maske partiell ­ineinander gesoftet.
Unten: Mit einem Klick wird dem Foto eine Maske hinzugefügt.
Mit dem Pinselwerkzeug wird die Maske ausgemalt. Bei den Farbfeldern unten muss Schwarz im Vordergrund sein. Weiss im Vordergrund macht die Maskenmalerei wieder rückgängig.
Oben: Bei verringerter Deckkraft wird die Maske transparent. Vor allem entlang der Bildkanten ist eine Deckkraft von etwa 30 % ein ­grosses Plus.
Unten: Die Grösse und Härte (besser: die Weichheit des ­Randes) werden hier eingestellt.
Hier ist das Fenster rechts mit dem schwarzen Pinsel maskiert, das linke Fenster hingegen nicht. Man kann mit der Maske schnell und einfach die Unterschiede anschauen, die die beiden Bilder in der Stimmung bereithalten.

Der Vorteil einer Kombination von zwei deckungsgleichen Bildern liegt darin, dass eine Maske mit weichem Rand, die halbtransparent aufgetragen wird, ein hohes Mass an Toleranz erlaubt. Selbstverständlich kann man mit einer Auswahl die Maske begrenzen, um zum Beispiel gerade Fensterkanten besser auszumalen. Die Transparenz in der Maske erlaubt bei diesem Beispiel auch, das Leuchten der Tischlampe herauszuarbeiten.

Wer schon vor der Aufnahme solche Szenarien durchdenkt, kann mehr aus den Fotos herausholen. Photoshop richtet auch Aufnahmen aufeinander aus, die nicht mit dem Stativ aufgenommen wurden. Voraussetzung ist allerdings, dass die Fotos statisch und gestellt sind. Dynamische Fotos wie beispielsweise ein Hochzeitstanz sind so schwerlich aufzupeppen. 

Ralf Turtschi ist Inhaber der R. Turtschi AG, visuelle Kommunikation, 8800 Thalwil. Der Autor ist als Journalist und Fotoreporter für die Gewerbezeitung, unteres linkes Zürich- seeufer und Sihltal, unterwegs. Er ist als Dozent beim zB. Zentrum Bildung, Baden, tätig, wo er im Diplomlehrgang Fotografie der Masterclass Fotografie und an der Höheren Fachschule für Fotografie unterrichtet. Kontakt: agenturtschi.ch, turtschi@agenturt- schi.ch, Telefon +41 43 388 50 00.

  • Autor Ralf Turtschi
    Ralf Turtschi ist Inhaber der R. Turtschi AG. Der Autor ist als Journalist und Fotoreporter für die Gewerbezeitung, unteres linkes Zürichseeufer und Sihltal, unterwegs. Er ist als Dozent beim zB. Zentrum Bildung, Baden,
    tätig, wo er im Diplomlehrgang Fotografie der Masterclass Fotografie und an der Höheren Fachschule für Fotografie unterrichtet.
  • Rubrik Design & Praxis
  • Dossier: Publisher 3-2020
  • Thema Blitzlicht, Stimmung, Innenraum

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