Wie nachhaltig kann der PUBLISHER sein?

Im Rahmen eines Semesterprojekts mit Studierenden des Lehrgangs Höhere Fachschule Medientechnik der Schule für Gestaltung Zürich wurde der PUBLISHER auf seine Nachhaltigkeit überprüft und Verbesserungsvorschläge erarbeitet. Wir stellen die Ergebnisse vor.

Fotos: Alexandra Rothlin

Die neu konzipierte Höhere Fachschule Medientechnik an der Schule für Gestaltung Zürich richtet sich an Personen, die sich fachlich und persönlich weiterentwickeln wollen und eine erfolgreiche Karriere in der Kommunikationsindustrie anstreben. Lehrgangsleiter Urs Bernet ist überzeugt, dass sich die Rahmenbedingungen in der Kommunikationsindustrie laufend verändern: «In einem zunehmend komplexen Umfeld müssen Mitarbeitende Herausforderungen mit hohen fachlichen, methodischen und sozialen Kompetenzen wirkungsvoll begegnen können. Dieser hohe Anspruch setzt vernetzte Denkweisen, das Erkennen von Zusammenhängen sowie Interesse an technischen Innovationen und Entwicklungen voraus».

Studierende unterstützten den PUBLISHER zur Positionierung als nachhaltiges Printprodukt.

Im zweiten Semester des ersten Lehrgangs leitete René Theiler vom Verband der Schweizer Druckindustrie (VSD) ein Praxisprojekt zur Evaluation der Nachhaltigkeit einer Fachzeitschrift. Als Partner stand der PUBLISHER zur Seite und gab den Studierenden einen transparenten Einblick in die eigenen Prozesse.

Die Aufgabenstellung
Im Rahmen dieses Semesterprojektes erhielten die Studierenden den Auftrag die Fachzeitschrift PUBLISHER bei der Positionierung als nachhaltiges Printprodukt zu unterstützen. Dazu evaluierten sie zuerst den Ist-Zustand mittels einer Leserbefragung, ABC-Analyse und der Überprüfung der unterschiedlichen Produktionsprozesse. Ein gedrucktes Produkt war dabei ein wesentlicher Bestandteil der Projektbeschreibung, denn die Fachzeitschrift mit den wechselnden Umschlägen dient auch als Plattform zur Vorführung von produktionstechnischen Möglichkeiten. In einer Schlussarbeit sollten die Studierenden ihre Analyse festhalten und begleitet von einer Handlungsempfehlung dem Verlag vorstellen. Teil der Arbeit waren etwa die Beurteilung der Produktion, des Designkonzepts, der Materialwahl, der Abläufe in Redaktion, Herstellung, Weiterverarbeitung bis hin zu den digitalen Prozessen.

Auf die Bedürfnisse der Leser eingehen
In einem ersten Schritt wurde die Leserschaft des PUBLISHER zur Nachhaltigkeit im Allgemeinen und auf die Zeitschrift im Konkreten befragt. Die Rückmeldungen waren enorm (ca. 10% Rücklauf) und die Antworten aufschlussreich. Es stellte sich etwa heraus, dass viele Leser wenig Wert auf die Verpackung (Folie) legen, gleichzeitig aber das Wissen über die bisherigen Aktivitäten bezüglich Nachhaltigkeit der Zeitschrift unbekannt sind. 77,3% gaben entsprechend an, dass sie nicht wissen was der PUBLISHER bereits für die Nachhaltigkeit unternimmt.

Schritt für Schritt zu neuen Ideen
Nach einem Briefing fand die oben erwähnte Befragung statt. Daraufhin wurden die Antworten von den Studierenden ausgewertet und verarbeitet. Mit einer ABC-Analyse setzten die Studierenden die nötigen Prioritäten im Bezug der Materialien aber auch der entsprechenden Massnahmen für eine nachhaltige Produktion einer gedruckten Publikation.

Im Austausch mit René Theiler entstanden unterschiedliche und gleichzeitig durchs Band inspirierende Ideen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit der Publikation. «Spannend war wie offen und ohne Vorurteile die Studierenden ihre Ideen zur Nachhaltigkeit entwickelten», so René Theiler.

Zum Schluss fand eine Präsentation der Arbeiten vor Verlag, Lehrgangs- und Kursleiter statt. An einem intensiven Tag wurden Ideen vorgestellt, diskutiert und auch von den Mitstudierenden bewertet.

Bei der Präsentation kamen zahlreiche Ideen und Verbesserungsvorschläge zusammen.



Optimierung in allen Bereichen
Die Verbesserungsvorschläge der fünf Projektteams deckten alle Aspekte der publizistischen Tätigkeit ab. Von der eigentlichen Produktion der Zeitschrift, inklusive der Redaktions- und Logistikprozesse bis hin zum papierlosen Büro und effizienten, benutzerfreundlichen Online-Abläufen, war alles in den Projektarbeiten enthalten. Beispielsweise sollten die Mitarbeitenden zum Thema Nachhaltigkeit sensibilisiert und Weiterbildungen wie auch Workshops angeboten werden. Gleichzeitig kann gemäss Studierendenarbeiten beim Umfang eingespart werden, indem der Satzspiegel optimiert wird. Entscheidend war aber bei allen Arbeiten die Wahl des Papiers, denn bekanntlich macht dieser Ressourcenverbrauch einen erheblichen Anteil am ökologischen Aufwand einer Printpublikation aus. Dazu kommen selbstverständlich die Wahl der Druckfarbe, Einsatz von Lacken und die bereits erwähnte Verpackung für den Versand (einzeln in Folie oder Papierbanderole sowie mehrfach im Karton). Weiter sind diverse Aspekte bei Partnern entscheidend, etwa die nachhaltige Stromgewinnung eines Produzenten oder die effiziente, emissionsarme Gestaltung von Logistikprozessen mit Dienstleistern. Inspirierend waren auch Ideen wie eine Art freiwilliger Klimaabgabe zur finanziellen Unterstützung der teils kostspieligen Verbesserung der Nachhaltigkeit der Publikation. Diese würde auf Wunsch der bestehenden Abogebühr aufgerechnet.

Dank den Anregungen der Studierenden wird die neue Rubrik Nachhaltigkeit lanciert.



Was wir mitnehmen
Überwältigt von den Ideen mussten wir uns erst einmal sammeln und alles zusammentragen. Was uns völlig klar ist und zur Behandlung des Themas unausweichlich scheint, ist die Lancierung einer neuen Rubrik: Nachhaltigkeit. Neben den bisherigen Themen wollen wir uns verstärkt dem nachhaltigen Gedanken in unserer Branche widmen und die Möglichkeiten aufzeigen, Ideen besprechen und aus der Praxis berichten. Diese Anregung nehmen wir von jedem einzelnen Studierenden mit, entsprechen scheint sie uns für die Gestaltung der Zukunft der Zeitschrift massgebend. Gerade auch im Wissen, dass unsere Leser bisher kaum Informationen über die Aktivitäten zur Nachhaltigkeit unserer Zeitschrift hatten. Daneben war das Papier ein grosses Thema. Da wir uns kaum für ein Papier als das ultimativ beste Papier entscheiden wollen, soll der Plattformgedanke auch hier in Zukunft greifen. Im Jahr 2021 soll der Inhalt vom PU­BLISHER in jeder Ausgabe auf einem anderen nachhaltigen Papier gedruckt werden. Dadurch sollen Stärken und Schwächen aufgezeigt und die Möglichkeiten bei der Produktion einer Zeitschrift erlebbar werden.

Bei der Verpackung sieht es hingegen etwas rationaler aus: Gemäss Studien sind alternative Verpackungen mit Kartoffel- oder Zuckerfolie wohl nicht ökologischer (hoher Energieaufwand bei der Herstellung), Banderolen bzw. Papierverpackungen bei der Anzahl an Beilagen erschweren den Postversand (Wir sind offen für Ideen hierzu!). Entsprechend erwägen wir in Zukunft die Verwendung von «I’m Eco» oder «I’m Green» Folien.

Die Hausaufgaben erledigen
Wir sind überwältigt vom Aufwand, den die Studierenden in ihre Arbeit zur Verbesserung der Nachhaltigkeit der Zeitschrift PUBLISHER investiert haben und sprechen ihnen an dieser Stelle unseren Dank aus. Die Ideen waren sehr vielfältig und decken jegliche Prozesse ab. Entsprechend wird es kaum möglich sein, alles und schon gar nicht alles gleichzeitig umzusetzen. Wir nehmen uns vor, die effektivsten Massnahmen schnellstmöglich umzusetzen, das Thema regelmässig zu behandeln und auch in der Praxis verstärkt zu leben. Nachdem uns die Studierenden ihre Arbeiten vorgestellt haben, liegt es nun an uns die Hausaufgaben zu erledigen.

Die Projektarbeit der Höheren Fachschule Medientechnik ist abgeschlossen, die Hausaufgaben liegen nun bei uns.

Höhere Fachschule Medientechnik – berufsbegleitend studieren im Zentrum von Zürich
Die Schule für Gestaltung Zürich hat das Ziel, für alle Abschlüsse in der Grundbildung eine geeignete Weiterbildung anzubieten. Als die TGZ ihre Schliessung ankündigte, beschloss die Berufsschule deshalb, ihre bereits bestens etablierten Höheren Fachschulen im Bereich Gestaltung und Kunst mit einem neu konzipierten Höhere Fachschule-Lehrgang im Bereich Technik zu ergänzen. Das Ziel der Höheren Fachschule Medientechnik ist, die Studierenden zu fachlich kompetenten und selbstbewussten Persönlichkeiten auszubilden, die in der Medienproduktion verantwortungsvolle Leitungspositionen übernehmen.
Im August 2019 startete die erste Klasse. Neben einer Einführung in aktuelle Informatiktechnologien und der Vermittlung von Grundkenntnissen in Sprache und Kommunikation fokussierte das erste Studienjahr auf Printmedien. Das im Artikel beschriebene Praxisprojekt im Auftrag des PUBLISHER gab den Studierenden die Möglichkeit, ihr neu erworbenes Wissen erstmals anzuwenden.
Mit den Schwerpunkten Medienproduktion, Führung und Kommunikation sowie drei Praxisprojekten, die die Lerninhalte fächerübergreifend vernetzen, spiegelt die Höhere Fachschule Medientechnik die Anforderungen, die Unternehmen in der Kommunikationswirtschaft an ihre Mitarbeitenden in Leitungspositionen stellen. In einem zunehmend komplexen Umfeld müssen sie Herausforderungen mit hohen fachlichen, sozialen und methodischen Kompetenzen wirkungsvoll begegnen können.
Im Februar 2021 startet die zweite Klasse, und es sind noch Plätze frei. Am Dienstag, 8. September, und am Mittwoch, 4. November, finden in der Schule für Gestaltung Zürich an der Ausstellungsstrasse 104, 8005 Zürich um 18.30 Uhr öffentliche Informationsabende statt. Anmeldung: weiterbildung@sfgz.ch.
Informationen zur Höheren Fachschule Medientechnik: hfmt.ch

  • Autor Laurent Gachnang
    Laurent Gachnang ist seit über 15 Jahren in der Medien- und Unterhaltungsindustrie tätig. Er gilt als Experte für digitales Publizieren und Online Marketing. Zuletzt arbeitete er bei einem Medienunternehmen als Marketingverantwortlicher und war massgeblich an der Lancierung eines Change-Prozesses beteiligt. Als Gastdozent ist er an diversen Fachhochschulen sowie ehrenamtlich als Mentor bei der Startup Academy Basel tätig.
  • Rubrik Nachhaltigkeit
  • Dossier: Publisher 4-2020
  • Thema Nachhaltigkeit, PUBLISHER, Schule für Gestaltung Zürich

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