Wie Drucken nachhaltig sein kann

In der 4. Ausgabe des PUBLISHER steht das Thema Nachhaltigkeit im Zentrum. Wir lancieren damit eine neue Rubrik, die uns für die Zukunftsgestaltung der Druckindustrie wichtig erscheint. Viele Informationen zum Thema sind zwar bekannt, die Möglichkeiten nachhaltiger Printproduktion können jedoch nicht oft genug wiederholt werden.

Nachhaltig einkaufen, auf Plastik verzichten und weniger Lebensmittel wegwerfen: Der private Alltag wird schon vom Nachhaltigkeitsgedanken geprägt. Um der Umwelt etwas Gutes zu tun, sollte aber nicht nur das private Leben nachhaltig sein, auch den beruflichen Alltag betrifft es schon längst. Noch vor einiger Zeit waren Nachhaltigkeit und die Klimakrise in aller Munde, mit der Corona-Krise wurde dieses Thema in den Schatten gestellt. Trotzdem beschäftigt uns der Klimawandel und die Prävention tagtäglich.

Was ist mit Nachhaltigkeit eigentlich genau gemeint?
Dieser Begriff und die ökologische Definition von «Nachhaltiger Entwicklung» stammt aus dem Brundtland-Bericht mit dem Titel «Our common Future» von 1987, der die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen veröffentlichte. Die Publikation gilt als Beginn des weltweiten Diskurses über Nachhaltigkeit, bzw. nachhaltiger Entwicklung. Das Konzept wurde wie folgt definiert:

«Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.»

Das Engagement ist gross

Das Thema betrifft alle Branchen. So engagieren sich seit einigen Jahren auch immer mehr Druckdienstleister, indem sie «umweltfreundlich» drucken. Das Engagement kommt in den vielfältigsten Bereichen zur Anwendung. Vor einigen Jahren beschränkten sich viele noch auf die Verwendung von

Recyclingpapier, neu ist ein wichtiger Teil auch die Art und Weise, wie Papier bedruckt wird. So ist die Reduktion von löslichen organischen Verbindungen (VOC) relevant geworden.

Immer mehr Betriebe bieten klimaneutrales Drucken an oder verwenden mineralölfreie Farben. Mit klimaneutralem Druck gleicht man Treibhausgasemissionen aus, welche bei der Produktion von Druckerzeugnissen entstehen. Die Kompensation erfolgt meist durch den Kauf von Emissionszertifikaten.

Weiter kann auch entschieden werden, Druckaufträge nur noch an ökologisch bewusst arbeitende Druckereien zu geben. Mithilfe der Datenbank ökologischer Druckereien (DÖD) oder selbständig via Internetrecherche kann eruiert werden, ob die Druckerei regelmässig mit Recyclingpapier arbeitet und dies auch aktiv empfiehlt, ob im Offsetdruck auf alle UV-Druckverfahren verzichtet wird oder ob Reinigungsmittel ohne VOC verwendet und ökologisch produzierter Strom und andere erneuerbare Energiequellen eingesetzt werden. Weiter gibt es Firmen, wie Swiss Climate Sustainable Business, welche zur Beratung von Fragen rund um CO2-Management, Nachhaltigkeit und Energie hinzugezogen werden können.

Was ist VOC?
Die Druckindustrie hinterlässt Spuren auf der Erde. Häufig entstehen sie durch den Verbrauch von forstwirtschaftlichen und chemischen Produkten sowie die mit dem Druckprozess einhergehenden Emissionen verschiedenster Art. Hierzu gehören auch die VOCs: «flüchtige organischen Verbindungen», die als Lösungsmittel in zahlreichen Branchen eingesetzt werden (engl. «volatile organic compounds»). Diese sind in verschiedenen Produkten enthalten, wie etwa in Farben, Lacken und Reinigungsmitteln. Sie haben eine schädliche Wirkung auf die Umwelt und den Menschen, falls sie in die Luft gelangen.

Umweltfreundliches Papier wählen

1/5 des weltweit gefällten Holzes wird heutzutage für die Papierherstellung verwendet. Für die Umwandlung von Holzfasern in Papier braucht es zudem Energie, wobei Schadstoffe entstehen, die die Umwelt belasten. Also warum hier der Umwelt nicht ein wenig entgegenkommen und Recycling- papier einsetzen? Papier zu nutzen, das umweltfreundlich ist, gehört zu den am einfachsten umzusetzenden Massnahmen. Wie schon zuvor erwähnt, wird auf diesen wichtigen Punkt schon länger geachtet und die Wahl von Recyclingpapier, das zu 100% aus Altpapier besteht, wird immer beliebter.

Denn es zeichnet sich durch hohe Bildqualität und gute Farbwiedergabe aus und wird teilweise ganz bewusst als Gestaltungselement eingesetzt. Eine Alternative zum Recyclingpapier ist Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft mit bestimmten Zertifizierungen wie PEFCTM-zertifiziertes Papier, FSC-zertifiziertes Papier oder «der Blaue Engel».

Zertifizierungen
– PEFCTM-zertifiziertes Papier: Bei dieser Zertifizierung wird die gesamte Produktherstellung kontrolliert und anschliessend zertifiziert, also nicht ausschliesslich das Papier, sondern vom Rohstoff bis zum gebrauchsfertigen Endprodukt.
– FSC-zertifiziertes Papier: Die FSC-Zertifizierung ist eine Richtlinie für eine nachhaltige und schonende Papierwirtschaft, die dem Schutz der Wälder dient. Seit 1993 setzt sich die Forest Stewardship Council (FSC) für eine umweltgerechte, ökonomische und sozial verträgliche Nutzung der welt- weiten Wälder ein. Es gibt unterschiedliche FSC Label: 1) FSC Mix, wobei das Papier aus mindestens 70% FSC-zertifiziertem Material bestehen muss, 2) FSC 100%, hier muss das Papier zu 100% aus FSC-zertifiziertem Material bestehen und 3) FSC Recycling, dabei besteht das Papier aus Recycling- material.
– Der Blaue Engel: Im Papiercheck vom WWF schneiden diese Papiere mit dem Status «Excellent» ab, da sie aus 100% Altpapier bestehen, so werden Waldressourcen geschont. Sie erfüllen einen höheren ökolo

Das Papier ist erst der Anfang

Klar kommt es darauf an, was man drucken möchte. Für unser Magazin haben wir beispielsweise festgestellt, dass es nicht nur auf das Papier ankommt. Um nachhaltiger zu werden müssen auch die Folierung, die Kartonierung und viele weitere Schritte beachtet werden (vgl. S. 50). Neu gibt es z.B. von Metsä Board industriell kompostierbare Kartonqualitäten, welche die DIN Certco-Zertifizierungen DIN EN 13432 und ASTM D6400 enthalten. Die zertifizierten Kartons des finnischen Unternehmens umfassen alle Metsä-Kartonsorten ohne PE-Beschichtung. Die Norm DIN EN 13432 beinhaltet eine Anforderung an die Verwertung von Verpackungen durch Kompostierung und biologischen Abbau und die ASTM D 6400 Zertifizierung umfasst die Standardspezifikation für die Kennzeichnung von Kunststoffen, die für die aerobe Kompostierung in kommunalen oder industriellen Anlagen bestimmt sind. So wird er- sichtlich, dass man an verschiedenen Punkten ansetzen kann.

Upcycling: Auch in der Druckbranche umsetzbar
Ein weiterer Punkt, bei dem man ansetzen kann, ist das Upcycling: aus alt wird neu. Im Gegensatz zu Recycling verwertet Upcycling, meist auf kreative Weise, Materialien wieder, wobei aber die ursprüngliche Eigenschaft erhalten bleibt. Brot wird zu Bier oder aus einem Einwegplastiksack eine wiederverwendbare Tasche. Wieso sollte also das Upcycling um die Druckbranche einen Bogen machen? Aus gebrauchten Druckplatten liessen sich sicher kreative Objekte, Möbel oder ähnliches herstellen. Im Bereich 3D-Druck gibt es schon verschiedenste Ideen, wie mithilfe von 3D-Druckern beispielsweise aus Plastikmüll wieder nützliche Objekte gemacht werden können. Am naheliegendsten ist sicher das Upcycling von Papier für den privaten Gebrauch, wie z.B. die Herstellung von Geschenktüten aus Altpapier. Grundsätzlich könnte jedes Material upgecycelt werden, man muss nur wissen wie und ein wenig kreativ sein.

Planung ist der Schlüssel

Von heute auf morgen lässt sich ein Unternehmen nicht komplett umstrukturieren und sofort nachhaltig sein. Doch mit einer gewissen Planung und dem Willen dazu kann schon ein kleiner Schritt Grosses bewegen. Firmen sollten daher langfristig umstrukturieren: Nachhaltigkeit als ganzheitliches Konzept verstehen und einen festen Platz in den Köpfen der Menschen einnehmen. So gehört es auch dazu die eigene Verantwortung hinsichtlich des Umweltschutzes wahrzunehmen.

  • Autor Selina Meier
    Von Mai-Dezember 2020 war Selina Meier als Praktikantin Teil des PUBLISHER-Teams. Nun ist sie, seit Januar 2021, für die Rubrik Download- und Podcast-Tipps zuständig
  • Rubrik Nachhaltigkeit
  • Dossier: Publisher 4-2020
  • Thema Nachhaltigkeit, Drucken

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