Schneller am Markt, näher am Kunden: Wie Zünd mit «Swiss Made» weltweit überzeugt

Oliver Zünd führt das Familienunternehmen Zünd im Rheintal in zweiter Generation. Die stetig wachsende Firma, die modulare Schneidsysteme anbietet, baut auf dem guten Zusammenspiel ihrer innovationsbegeisterten Mitarbeitenden auf. Der PUBLISHER hat mit Oliver Zünd über den Erfolg und die Zukunftspläne seiner Firma gesprochen.

Lokal verwurzelt, in der Welt zuhause trifft es bei Zünd eigentlich sehr gut, oder?
Oliver Zünd: Unsere Schneidsysteme werden in Altstätten entwickelt und dann global verkauft, wobei unsere internationalen Standorte nur für den Vertrieb und den Service zuständig sind. Von unseren rund 420 Mitarbeitern sind 220 in der Schweiz und 200 im Ausland angestellt. So stellen wir die hohe Qualität der Produkte sicher und sind gleichzeitig weltweit vertreten. Dass wir mit diesem Konzept auf dem internationalen Markt bestehen können, zeigt sich auch am deutlichen Mitarbeiterwachstum: In den letzten drei Jahren haben wir mehrere Niederlassungen von Vertriebspartnern übernommen oder neue aufgebaut.

Wie steht es denn um den Konkurrenzkampf ?
Vor allem in den letzten Jahren war es immer wieder erstaunlich, was man beispielsweise an einer Drupa oder Fespa antraf. Meist wieder ein neuer asiatischer Hersteller, der ein ähnliches Produkt vorstellt. Der Konkurrenzdruck von Asien her ist im Sektor Schneidsysteme ähnlich wie im Druckbereich. Man kann aber sicher sagen, dass die entwicklungstechnische Eigenleistung der asiatischen Firmen sehr überschaubar ist. Vielfach sind solche Systeme dann deutlich günstiger. Allerdings kommen sie auch nicht im Entferntesten an eine Lösung heran, wie sie von uns angeboten wird.

Wie gehen Sie mit diesem Konkurrenzdruck, um und damit kopiert zu werden? 
Auf den ersten Blick sind wir zwar eher teuer, aber nicht, wenn man die Kosten über die gesamte Lebensdauer des Produkts betrachtet. Sich auf dem Markt durchzusetzen ist teilweise schwierig, gerade in den USA und Europa gibt es sicher ernstzunehmende Konkurrenz, aber auch den asiatischen Markt haben wir im Auge. Man kann nicht wirklich etwas dagegen machen, kopiert zu werden. Der effektivste Weg ist es deshalb: Noch innovativer, schneller und näher am Kunden zu sein!

Kurz zur Firmengeschichte: Vor 36 Jahren hat Karl Zünd die Firma gegründet, wie hat sich ihr Unternehmen seither weiterentwickelt?
Genau, mein Vater hat den Betrieb im Jahr 1984 gegründet. Er konnte von einer anderen Firma, die aufgelöst wurde, bestehende Vertriebspartner übernehmen, die keinen Hersteller mehr hatten, was ein ziemliches Glück für die Firma Zünd darstellte. Der erste Zünd-Plotter kam dann 1989 auf den Markt. Seither sind wir kontinuierlich organisch und mit eigenen Mitteln gewachsen. Vor 36 Jahren startete mein Vater mit einem kleinen Team in einer Garage, der Unterschied zu heute ist deswegen schon immens.

Oliver Zünd


Wie sie gerade erwähnt haben, ist Zünd kein Kleinunternehmen mehr.
Wie handhaben Sie dies?

Ich würde uns als Mittelunternehmen bezeichnen, aber wir versuchen, auf jeden Fall den «Groove» der Kleinfirma aufrechtzuerhalten. Natürlich sind es aber andere Strukturen, mit denen wir zurechtkommen müssen, gerade auch aufgrund der Entwicklung, die das Unternehmen gemacht hat. Wir versuchen ein gesundes Mittelmass zu finden, was aber ein ständiger Prozess ist. Ich bin froh, dass wir in den letzten 15 Jahren ein gesundes Wachstum hingelegt haben. Zu schnelles Wachstum ist häufig nicht optimal.

War es schon immer klar, dass sie diese Firma einmal übernehmen werden? Irgendwann war es ein klarer Fall. Aber es brauchte schon eine Findungsphase. Zwischen 2004 und 2007 lebte ich in den USA und gründete dort Zünd Amerika. Als ich dann zurückkam, war ich mir sicher: «Jetzt will ich bleiben».

Damit haben Sie einen Grundstein für den Erfolg im amerikanischen Markt gelegt. Was macht generell den Erfolg der Firma Zünd aus?
Unser Vorteil ist, dass wir das Produkt in mehreren Branchen verkaufen können. Neben der graphischen Industrie bedienen wir noch sechs andere Hauptmärkte. Wenn es so also Schwierigkeiten in einer Branche gibt, sind wir dank breiter Abstützung bisher noch immer auf Stückzahlen gekommen. Wir setzen grundsätzlich auf Langlebigkeit, doch auch verschiedenen andere Faktoren, wie z.B. die Produktivität spielen für uns eine wichtige Rolle. Unsere Systeme haben ihren Preis, aber wir geben auch das Versprechen, dass sie wartungsarm und langlebig sind. Zudem ist ein weiterer Vorteil sicher, dass wir mit vielen identischen Teilen arbeiten. So wird die Variantenvielfalt erhöht. Diese Modularität ist nicht nur für uns als Hersteller, sondern auch für unsere Kunden von Nutzen. Wenn sich der Kunde entscheidet, dass er noch nachrüsten möchte, ist die Grösse das Einzige, was er nicht ändern kann. Damit garantieren wir Sicherheit für die Zukunft.

Stichwort Zukunft: Wohin geht die Reise Ihrer Firma und wie entwickeln sich die Zahlen gegenwärtig?
Momentan ist es auf jeden Fall schwierig, solch eine Frage zu beantworten. Wir sind natürlich auch nicht verschont worden von der Covid-19-Pandemie. Wir verkaufen ein Investitionsgut und solange die Unsicherheit in der Branche aufgrund der Pandemie andauert, wird auch weniger investiert.

Innovation ist ihr Credo. Welche Innovationen sind auf Produkt- und Lösungsebene zu erwarten?
Etwa beim Thema der Automatisierung. Beispielsweise wollen wir dem Operator die Möglichkeit geben, repetitive Abläufe der Maschine zu überlassen, sodass er nebenbei auch andere wertschöpfende Arbeiten erledigen kann. Auch bei Workflow-Lösungen sehen wir noch Potenzial.
Es ist essentiell, dass wir uns weiterentwickeln, denn wir sind schon lange nicht mehr die klassischen Maschinenbauer. Unser erster Schritt war es, eine eigene Software zu erarbeiten, die laufend verbessert wird. Hier besteht noch grosses Potenzial. Wir wollen uns davon lösen, allein von der Hardware abhängig zu sein, auch wenn das bedeutet, dass wir weg von unserer eigentlichen DNA gehen. Das hilft uns, die Kundenbindung zu stärken und weniger vergleichbar zu sein.

Vielen Dank für das Gespräch!

Nachhaltigkeit
Als global agierendes Unternehmen steht bei Zünd der Nachhaltigkeitsgedanke an oberster Stelle. Deshalb misst die Firma neben der Energieeffizienz insbesondere auch der Verlässlichkeit und der Nutzungsdauer ihrer Produkte höchste Bedeutung zu. Denn je robuster die Schneidsysteme gebaut sind, desto länger bleiben sie im Einsatz und desto günstiger fällt die Umweltbilanz aus. Daneben hält Zünd die Auswirkungen ihrer Tätigkeit auf die Umwelt so gering wie möglich. Dies widerspiegelt sich beispielsweise in der naturnahen Arealgestaltung und Architektur: Mehrere Gebäude sind begrünt, ein Gebäude entspricht gar den hohen Anforderungen des Minergie-P-Standards und zur Stromerzeugung wird eine 740 m2 grosse Photovoltaikanlage betrieben.

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