Einfach, klar und gesättigt in den Farben!

Colormanagement im Digitaldruck

Simples Farbmanagement, hohe Druckqualität und gesättigte Druckfarben sind keine Ansprüche, die sich gegenseitig ausschliessen müssen. Wie es gelingt, mit simplem ­Print-Workflow aussagekräftige und knallige Bilder auszugeben, veranschaulichen wir anhand eines Buchprojekts.

Der Kunde
Die Leidenschaft des gelernten Grafikers Urs Lieber ist das Zeichnen. Zeichnen bedeutet für ihn Vorausdenken, Variieren, Verfestigen, und es ist für ihn ein Weg zur inneren Ruhe. In seinem vierjährigen Buchprojekt «Urs Lieber – 100 Zeichnungen» folgt er einer strengen Systematik, wobei ihm Fotos als Vorlage dienen. Es handelt sich dabei um Landschaften, Naturstudien, Akte, Porträts oder abstrakte Bilder. Er verfremdet oder vereinfacht diese, hellt sie auf oder dunkelt sie ab, lässt Details weg oder fügt neue hinzu – dies alles mit den unterschiedlichsten Techniken. Zarte, träumerische Farben stehen knalligen, fast aggressiven Tönen sowie allen Abstufungen zwischen Schwarz und Weiss gegenüber.

Selbst die feinste Detailzeichnung in Lichtern und Tiefen soll im Druck auf ungestrichenen Papieren erhalten bleiben.

Die Herausforderung
Die Zeichnungen werden digitalisiert (gescannt), wobei sämtliche Details und die Farbsättigung erhalten und die Bilder so vorlagengetreu wie möglich reproduziert werden. Für eine Auflage von 50 Exemplaren ist ein geeignetes Ausgabesystem zu finden, welches alle Farbnuancen und Details der Zeichnungen wiedergeben kann. Dieses Ausgabesystem soll auf ungestrichenen Papieren keine Einbussen bezüglich Details und Farbsättigung aufweisen.

Die grau eingefärbten Bereiche im rechten Bild zeigen die Farbtöne, welche ausserhalb eines CMYK-Druckbereichs (PSOcoated v3) zu stehen kämen. Mit dem oben erwähnten sRGB-Workflow können diese Farben selbst auf ungestrichenen Papieren wiedergegeben werden.

Der Workflow
Auf der Suche nach einer geeigneten Scansoftware fiel meine Entscheidung auf die PQF-Lösung ImageOptimizer von Walter Huber. Sie besticht durch ihre einfache Installation und Handhabung. Die Systematik folgt einer konsequenten, nachvollziehbaren Logik. Für das Auge zuvor nicht sichtbare Details bleiben für die Bildbearbeitung erhalten und lassen sowohl in Lichtern wie auch in Tiefen einen grossen Spielraum an Korrekturmöglichkeiten.

Mit einem auf sRGB kalibrierten und überprüften Monitor – mittels Referenzdatei zur Qualitätssicherung der Kalibrierung – ­wurden die Bilder in Photoshop mit der Farbeinstellung sRGB bearbeitet und abgespeichert. Der Vorteil einer solchen Bearbeitung: Die Daten können für ausgabeneutrale Medien crossmedial eingesetzt werden. In diesem Fall spielt die Anwendungssoftware keine Rolle, da sRGB in sämtlichen Softwares, sprich Office oder OpenSource, Web-Lösungen usw., unterstützt wird und folglich keine unkontrollierte Konvertierung mehr stattfindet.

Der Druck
Mit der Niedermann Druck AG haben wir eine Partnerin gefunden, die unsere ausgabeneutralen sRGB-Daten übernimmt, und mithilfe einer Komori Impremia IS-29 in hervorragender Qualität (FM-Raster) auf ungestrichenes Papier druckt. Dies erfolgte nach dem FOGRA59-Standard, der den sRGB-Farbraum vollumfänglich abdeckt und maximale Bildintensität garantiert. Mit Erstaunen sahen wir, dass selbst die Spitzlichter, sämtliche Tiefen-Details sowie das satte Schwarz der Zeichnungen detailgetreu abgebildet werden.

Satte Rottöne und die feinsten Nuancen von Gelb werden detailgetreu abgebildet.

Das Fazit
Dank der Einfachheit des Prozesses vom Farbmanagement bis hin zur Ausgabe weist das Endprodukt keinerlei Qualitätseinbussen auf. Die Daten sind ausgabeneutral gehalten und können auch für andere digitale Anwendungen verwendet werden. Das Ganze ist kein Mixed-Layout mit unterschiedlichen Farbräumen, sondern funktioniert einheitlich in sRGB. Dies ermöglicht eine sichere Farbkonvertierung bis zum Endprodukt. Beeindruckend ist auch die Tatsache, dass auf ungestrichenen Papieren mit einer enormen Farbsättigung und einer umfangreichen Detailzeichnung von ganz hell bis äusserst dunkel gerechnet werden kann.

An diesem Projekt wurde von Beginn an in hoher Qualität und mit einfachstem Farbmanagement gearbeitet. Es kam schliesslich durch die Bereitschaft der Niedermann Druck AG, ausgabeneutrale Daten entgegenzunehmen und zu drucken, zu einem guten Ende. Der weitere Vorteil dieses Verfahrens: Die Daten können auch in dreissig Jahren auf die neuesten Standards gebracht und in gleicher Qualität ausgegeben werden, ohne dass vorab auf CMYK oder mittels Device-Link konvertiert werden muss.

Das Beispiel zeigt, wie wünschenswert es ist, wenn Profi-Layoutprogramme neben dem PDF/A-Standard auch ausgabeneutrale sRGB-Output-Intents zulassen. Dadurch könnten Druckdaten für eine zukünftige Ausgabe gesichert werden. Wie das geht, wie Sie aus solchen Programmen heraus ausgabeneutrale PDF/X oder PDF/A erstellen können, zeigen wir in unseren Kursen unter p2m.ch – oder richten es bei Ihnen vor Ort ein.

Dunkelblau, Violett und Tiefschwarz werden in
beeindruckender Weise im FM-Raster auf unge-
strichenes Papier gebracht.



Voraussetzung ist eine gute Eingabequalität bei den Scans und der Bildbearbeitung, um die Möglichkeiten eines ausgabeneutralen Workflows bis hin zur Ausgabe voll auszunutzen. Urs Lieber ist mit dem Resultat mehr als zufrieden. Aufgrund der Bereitschaft zur sRGB-Datenübernahme und dank der umsichtigen Beratung durch Gallus Niedermann konnte ein hervorragendes Endprodukt realisiert werden, das in einem CMYK-Workflow so nicht möglich gewesen wäre. Eine persönliche Kundenberatung und eine professionelle Aufbereitung in der Produktionskette bringen selbst mit einfachstem Farbmanagement eine hervorragende Qualität!

Die Lösung
Scansoftware: PQF ImageOptimizer, Walter Huber, Wattwil
Bildbearbeitung: pro2media gmbh, Peter Jäger, Wetzikon
Druck: Komori Impremia IS-29, ­Niedermann Druck AG, St. Gallen
Papier: Lessebo, Smooth Bright, 170 g/m2

Fakten zur Komori Digitaldruckmaschine

  • Freie Materialwahl ohne Kompromisse
  • Materialvielfalt, grosser Druckfarbraum und enorme Farbkraft dank
  • LED-UV-Technik
  • Auch Ideal für Grossauflagen bis 2000 Exemplaren im Format bis 75 × 58,5 cm (A2+) oder Grossauflagen mit gleichzeitiger Personalisierung
  • Von einer Offsetdruckmaschine übernommener Bogenlauf mit einer auf ­Hundertstel genauen Präzision
  • FM-Raster (kantenscharfe farbige Schriften, kein Rastermoiré)
  • Benötigt nur ganz minimalen Zuschuss
  • Überragende Farbstabilität über ganze Auflage

Peter Jäger ist Ausbildner digitale Bildbearbeitung, Farbmanager und PDF-Experte
pro2media + com2publish, 8623 Wetzikon
www.pro2media.ch

Kommentieren

16 − = 14

*Pflichtfelder

Ihre Persoenlichen Daten werden nicht veroeffentlicht oder weitergegeben.

Kommentare

Andreas Kraushaar, 06. Mai 2021, 19:56

Spannender Beitrag! Einen Austauschfarbraum (wie FOGRA59, d.h. eci CMYK v2) zu verwenden (anstatt eines Offset-spezifischen Farbraums wie FOGRA39 oder FOGRA51) ist sicher ein Workflow, den wir zunehmend sehen werden (die Vorteile sieht man ja im Artikel eindrucksvoll). Nur ne kleine Anmerkung, FOGRA59 umfasst sRGB (leider) nicht ganz (aber schon ganz gut). Wurden hier Proofs gemacht (FOGRA59 ist ja proofbar)? Oder dient der Digitaldruck als “Andruck”? 
Würde mich freuen, wenn wir weiter solche Beispiele sehen würden.

Antworten...

  • Diesen Beitrag teilen