Bewährtes und Fortschritt Hand in Hand

Die traditionsreiche Pro Gravur AG versteht sich bestens darauf, altbewährte Verarbeitungstechniken aller Couleur zu bewahren und – gepaart mit dem heutigen technischen Möglichkeiten – daraus neuartige, überraschende Produkte zu zaubern. Ein Einblick in das Unternehmen aus Bern-­Bümpliz.

Gravuren von der Wiege an
Als Familienunternehmen befindet sich die Pro Gravur AG mit Geschäftsführer Michael Tütsch in ihrer dritten Generation und praktiziert die althergebrachte Kunst der Druckwerkzeuge-Erstellung sowie der Klischee-Anfertigung seit genau 50 Jahren.

Tütsch selbst hat seinen beruflichen Werdegang nicht in der Metallbranche begonnen, sondern eine Bankenlehre abgeschlossen. Die Verbindung zum Familienbetrieb und dem dort zelebrierten, traditionellen Handwerk ist dennoch nie abgebrochen: «Ich bin in den Bereich hineingewachsen», meint der Geschäftsführer denn auch. Dies zum einen, weil sich Tütsch in der Urlaubszeit jeweils einen Ferienjob im heimischen Betrieb gesichert hatte, zum anderen aufgrund der engen Bindung zwischen dem Pro Gravur-Unternehmen und der eigenen Familie.

Da verwundert es wenig, dass der Berner nach seiner Zeit in der Finanzbranche über den Prozessingenieur und die Betriebswirtschaft schliesslich fest im Familienbetrieb angeheuert hat.

Mannigfaltiges aus Metall
Im Unternehmen, das 1971 von Michael Tütschs Grossvater gegründet wurde, tummelt sich gerade im Bereich der eingangs erwähnten Klischee-Herstellung extrem viel Erfahrung rund um das Thema Gravur, Druckwerkzeug und Co.: Zusätzlich dazu sowie der Tool-Herstellung ist die Pro Gravur aber auch sortimentstechnisch breit aufgestellt. So deckt sie beispielsweise auch Bereiche wie Gainerie oder Lederverarbeitung ab, stellt Formen für die grafische Industrie oder Kunststoffindustrie wie auch Laminierbleche her und zählt überdies auch den Sicherheitsdruck zu ihrem Portfolio, wobei letzterer heute rund 70 % des Umsatzes ausmacht.

Um ein so breites Angebotsspektrum abdecken zu können, bedingt es für Geschäftsführer Tütsch vor allem gut geschulter und universell einsetzbarer Mitarbeiter: Die 30 polyvalenten Angestellten, die in Bern-Bümpliz in Lohn und Brot stehen und zum Teil intern geschult werden, da viele benötigte Skills und Funktionen nicht mehr auf staatlicher Basis gelehrt werden, sind denn auch eines der Erfolgsgeheimnisse des Familienbetriebs.

Flexibilität in allen Sparten
Einen weiteren Baustein, der das Reüssieren der Pro Gravur AG auf nationaler wie auch internationaler Ebene begründet, sieht Michael Tütsch in der Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung traditioneller Verarbeitungstechniken – neben dem Formenbau und den Klischee-Erstellungen so zum Beispiel Litho-PrePressarbeiten. Diese meist althergebrachten Vorgehensweisen werden in Bern zwar nur noch in einer Nische und in Form einer Spezialisierung praktiziert, gewähren dem Unternehmen so allerdings eine Variabilität, die ihresgleichen sucht.

«Selbstredend läuft nicht jeder Bereich immer gleich gut – aber wir haben immer eine Sparte, die blüht», so Michael Tütsch. «Ausserdem lässt sich so perfekt auf kleinere Aufträge oder Anfragen reagieren.» Und: Bei wechselnden Markttrends ist man flexibel aufgestellt und bereit, neue Entwicklungen mitzugestalten. «Wir bemerken allgemein eine Tendenz hin zu «alten Werten» – auf einmal ist eine traditionelle Verarbeitungsmethode wieder in Mode und angesagt – diese Nachfrage können wir dann schnell befriedigen», erklärt der Berner.

Altes in Ehren, Neues im Blick
In Bern sind aber beileibe nicht nur herkömmliche und bewährte Prozesse und Verarbeitungsmethoden Thema: Obgleich der Fokus auf die Nische Pro Gravur «an die Weltspitze» geführt hat, beleuchtet das Team um Michael Tütsch kontemporäre Techniken – man denke hier beispielsweise an die Lasergravur – oder auch kommende Praktiken und Tools eingehend. «Wir sind immer auf der Hut, uns nicht auf dem Alten und Geleisteten auszuruhen. Die erreichten Meilensteine sollen allerdings als Chance genützt werden, um eine erfolgreiche Zukunft zu begründen», verrät der Geschäftsführer das Credo der Pro Gravur.

Eine Branche mit Biss
Obschon es kein einfaches Unterfangen ist, in einem herausfordernden Geschäftszweig – man denke hier beispielsweise an die Druckbranche mit sinkenden Absatzzahlen und schrumpfenden Märkten – auch künftig erfolgreich zu sein, ist Tütsch nicht bange: Der Geschäftsführer der Pro Gravur, die übrigens rund einen Viertel ihrer Produkte für den Akzidenz- und Verpackungsdruck herstellt, begründet seinen Optimismus zum einen mit der Resilienz und dem Einfallsreichtum der Print-Sparte: «Der Drucker ist eine Spezies, die ein wenig Out-of-the-Box-Denker und Tüftler ist – und sich immerzu fragt, wie sie für ihre Kunden auf kreative Art und Weise einen Mehrwert schaffen kann und sich damit von ihren Mitbewerbern abhebt.» Im gleichen Zug lobt Tütsch auch Publikationen wie den PUBLISHER, die eine Plattform für Austausch und gegenseitige Unterstützung unter Branchenteilnehmern bieten.

Weiter bemerkt Tütsch positiv, dass im Print-Geschäftszweig viele facettenreiche und wandlungsfähige Unternehmen unterwegs sind, die wie die Pro Gravur bereit sind, eine ältere respektive exklusive Drucktechnik in der Nische zu praktizieren – und damit traditionelle Verarbeitungsmethoden noch möglichst lange zu erhalten.

Angesprochen auf eine andere künftige Herausforderung, der sich handwerkliche Betriebe wie die Pro Gravur stellen müssen – nämlich derjenigen der Nachwuchs-Akquirierung – zeigt sich Tütsch schwermütig, da «von Schulabgängern tendenziell immer seltener technische Berufe ergriffen werden». Im Sinne von Angebot und Nachfrage hebt der Berner aber gleichzeitig hervor, dass immer «geprüft werden muss, ob Unternehmen den Lernenden mit einem solchen Interesse überhaupt einen Arbeitsplatz anbieten können.»

Einen potenziellen Lösungsweg in dieser Problemstellung sieht der Geschäftsführer wiederum in der Polyvalenz der Mitarbeiter: «Allgemein ist das Personal der Druckbranche schon heute sehr versatil einsetzbar – und in Zukunft werden wir vielleicht Multimedia-Fachleute sehen, die sowohl Druckmaschinen bedienen und gleichzeitig das Know-How für das Digitale mitbringen.»

Erfindergeist und Sachverstand
Zurück in der Gegenwart wird in Bümpliz derweil weiterhin an verschiedensten Produkten – vom Brennstempel bis zur Patrize – gewerkelt. Inzwischen beheimatet die Pro Gravur 16 CNC-Maschinensysteme, welche auf zwei Abteilungen entfallen, die wiederum einen Rund-um-die-Uhr-Betrieb der CNC-Geräte gewährleisten sollen. Nebst dem «täglich Brot», also der eingangs erwähnten Herstellung von Klischees, Formen und Gravuren, wagt sich das Team um Michael Tütsch wann immer möglich zusammen mit Kunden aus den bekannten Gefilden und verwandelt die Pro Gravur so in ein «Tüftellabor».

In Zusammenarbeit mit den Klienten konnten so schon zahlreiche aussergewöhnliche Projekte lanciert und Aufträge erfolgreich beendet werden: «Unsere Kunden haben die Augen weit offen – und wir unterstützen sie gerne bei herausfordernden Vorhaben», meint Tütsch beispielsweise mit Blick zur Mitwirkung der Pro Gravur beim «Fixpencil» – einem Minenhalter von Caran d’Ache, dessen Schaft aus rezyklierten Nespresso-Kapseln besteht.

Vollste Hingabe
Zu den Highlights der Projekte, die die Pro Gravur mit ihrer Kompetenz begleiten durfte, zählt Tütsch auch die Kollaboration für eine Sondermünze, die vom renommierten Künstler und Banknoten-Designer Roger Pfund konzipiert wurde, oder die Verpackungs-Neugestaltung der Goldkenn-Schokolade. Angesprochen auf diese Vorhaben betont Tütsch klar, wie sehr er – selbst bei umfangreichen Projekten – die einzelnen kleinen Momente, die eigene Tätigkeit schätzt: «Die Liebe gilt immer noch dem Handwerk, dem Werkzeug, der Grafik und den Emotionen, die ein Projekt auslösen soll – schliesslich ist es ja auch ein Stück weit unsere Verantwortung, den Wow-Effekt eines Produktes zu übermitteln.»

Daneben zelebriert Tütsch auch die Zusammenarbeit und den Austausch mit Kunden, Lieferanten und Co., ungeachtet der Rolle, die die Pro Gravur dabei einnimmt. «Für mich ist es immer wertvoll, wenn ich eine Geschichte mit erzählen kann – selbst dann, wenn wir nur der Zulieferer sind.»

Die Pro Gravur ist Spezialist für traditionelle Handwerksmethoden, wozu zum Beispiel der Formenbau, Klischee-Erstellung oder Gravuren aller Art gehören. Diese Fertigungspraktiken werden beim Unternehmen mit Sitz in Bern-Bümpliz mit kontemporären Verarbeitungspraktiken verbunden – woraus wiederum zeitlose und aussergewöhnliche Produkte entstehen.

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