«Wie erlebe ich den Lehralltag?»

Bei vielen von uns ist die Lehrzeit bereits einige Jahre her, bei manchen sogar etwas länger. Aber trotzdem bleibt doch den meisten die Lehre in Erinnerung. Weshalb ist das so? Vermutlich, weil wir damals zum ersten Mal mit dem «richtigen Leben» in Kontakt gekommen sind. Das heisst, dass wir zum ersten Mal wirklich etwas leisten mussten und dafür einen Gegenwert bekommen haben, welcher einerseits eine gute Ausbildung war, aber – und das war für die meisten von uns sogar noch wichtiger – es gab auch den ersten selbst ­verdienten Lohn.

Wir haben uns deshalb gefragt, wie das bei den Lernenden heute ist. Weshalb machen sie gerade diese Ausbildung, wie fühlen sie sich im Team der meist älteren Kollegen aufgenommen und wie gefällt ihnen der Berufsalltag?

Also haben wir bei vier Lernenden nachgefragt. Es handelt sich dabei um:

  • zwei Gestalterinnen Werbetechnik EFZ: ­Livia und Nadine, und
  • zwei angehende Medientechnologinnen EFZ Fachrichtung Siebdruck: Fiona und Leyla.

Dabei gab es ein paar überraschende Antworten:

Wann war für dich klar, dass du die Ausbildung zur Gestalterin Werbetechnik bzw. zur Druck-/Medientechnologin Siebdruck machen willst?
Nadine: Nach mehreren Schnupperlehren habe ich mich ziemlich schnell für den Beruf entschieden.
Leyla: Nach dem Schnuppern, weil es mir sehr gut gefallen hat. Ich konnte Weihnachtskarten drucken, und diese dann selbst benutzen, also einen richtigen Auftrag produzieren.

Wo hast du zum ersten Mal von diesem Beruf gehört?
Livia: Beim Berufsinformationszentrum, als ich mich nach gestalterischen Berufen umsah. Ich habe mich in den Beruf eingelesen und kannte in meinem weiteren Umfeld auch jemanden, der dies erlernt hat.
Fiona: Von einem Kollegen meines Vaters. Er druckt selber T-Shirts, bildet aber keine Lehrlinge aus. Er hat gesagt, ich soll doch mal bei Howigra nachfragen.

Warum hast du dich für diesen Beruf ­entschieden?
Leyla: Ich wollte im gestalterischen Bereich bleiben, dabei nicht nur am Computer arbeiten, sondern auch von Hand produzieren. Die Kombination von allem hat mir gefallen.
Nadine: Weil man viel Abwechslung hat, kreativ sein kann und viel handwerklich arbeiten kann. Man ist im Betrieb und auch mal auf Montage.

Wie war dein erster offizieller Arbeitstag?

Fiona: Ich musste zuerst mit einem Kollegen die Kaffeemaschine putzen. Aber das ist ja die wichtigste Maschine im Betrieb. Danach durfte ich schon am selben Tag an eine Siebdruckmaschine und meinen ersten Auftrag drucken.
Livia: Sehr spannend, mit vielen neuen Eindrücken und Infos. Ich erhielt von jeder Abteilung anfangs eine Einführung, somit war auch gleich klar, wer meine Ansprechperson in jeder Abteilung war.
Leyla: Eigentlich ein bisschen eintönig, weil ich zuerst etwas auspacken musste. Aber nachher durfte ich bereits etwas drucken. Es war zwar Tampondruck, aber der ist in vielem sehr ähnlich wie der Siebdruck. Vor allem sind es dieselben Farben.

Wie hat dich das Team aufgenommen?
Livia:
Gut, am ersten Arbeitstag habe ich meinen Arbeitsplatz mit «Schöggeli» und Willkommensflyer geschmückt vorgefunden. Das fand ich eine schöne Geste. Alle, mich eingeschlossen, waren gespannt, was uns erwartet.
Fiona: Ich wurde sehr gut im Team aufgenommen, habe mich auch sofort wohlgefühlt. Vor allem meine Oberstiftin hat mich von Anfang an toll unterstützt.
Nadine: Ich wurde herzlich im Team aufgenommen und habe mich sehr wohl gefühlt.

Was gefällt dir an deiner Ausbildung am besten?
Livia: Am wertvollsten finde ich, dass ich am Ende des Tages wirklich sehe, was ich geleistet habe. Heute fahre ich mit dem Auto oder Zug an diversen Gebäuden vorbei, bei welchen wir als Team gearbeitet haben und jedes Mal ist es schön, Hintergründe zur Montage zu erklären.
Leyla: Aufträge mit möglichst vielen Farben und möglichst schwierig zu drucken. Da ist genaues Arbeiten wichtig und das gefällt mir sehr gut. Ausserdem können wir in unserer Firma wirklich alles machen, nicht nur mit Lösemittel- und UV-Farben drucken. Auch Vorarbeiten und Weiterverarbeitung gehören dazu. Einfach alles was es für den Siebdruck braucht, kann ich hier lernen.
Nadine: Die Abwechslung, das Produzieren der Aufträge und anschliessend die Montage. Ich finde es toll, wenn man am Ende des Tages sieht, was man erreicht hat. Mich freut es, wenn am Schluss einer Montage der Kunde ein Lächeln im Gesicht hat.
Fiona: Es gibt sehr viele verschiedene Arbeiten, welche ich lernen darf. Nicht nur den Siebdruck, sondern auch den Tampondruck. Auch alle Arbeiten rund um das Drucken kann ich in der Howigra lernen.

Was gefällt dir an deiner Tätigkeit ­weniger? (Nachteile)
Nadine: Entschriften gefällt mir weniger sowie das Putzen des Untergrundes mit den Lösemitteln.
Livia: Das Arbeiten mit Lösemitteln, es wird vor allem beim Entfernen eines gedruckten Prints oder auch einer Schrift verwendet, wenn der Untergrund gereinigt werden muss. Es riecht zwischendurch ein wenig streng.
Fiona: Leider müssen wir im Druck mit Farben und Chemikalien arbeiten. Das verlangt eine gewisse Disziplin und Vorsicht, aber wir wurden genau instruiert. Und wenn alle Maschinen laufen, dann ist es laut im Drucksaal. Aber daran gewöhnt man sich und wir haben ja auch stets einen Gehörschutz.
Leyla: Wenn man Fehler macht, dann hat das Konsequenzen. Man kann nichts reparieren. Aber zum Glück hat man bei uns die Möglichkeit, einen Fehler zu verbessern – und diesen möglichst nicht mehr zu machen.

Hast du schon Zukunftspläne nach der Lehre?
Fiona: Ich weiss bereits, dass ich nach der Lehre in der Howigra bleiben darf. Das beruhigt mich schon ein wenig. Ausserdem möchte ich mich bald auch irgendwie weiterbilden. Mal sehen was sich da machen lässt.
Livia: Ja, ich habe vor, die Berufsmaturität in einem Jahr (Vollzeit) zu absolvieren und mich im Gestaltungsbereich weiterzubilden.
Leyla: Ich möchte allenfalls die gestalterische BMS anhängen. Aber ich habe ja noch etwas Zeit.
Nadine: Ich weiss es noch nicht, aber ich werde nach der Lehre wahrscheinlich erstmal auf dem Beruf weiterarbeiten.

Wem würdest du diesen Beruf empfehlen?
Nadine (GWT): Allen Leuten, die Spass haben, kreativ und handwerklich zu arbeiten. Jemand der im Alltag Abwechslung braucht und Freude hat, am Ende des Tages zu sehen, was man alles erreicht hat.
Livia (GWT):
Ich empfehle den Beruf denjenigen, denen körperliche Arbeit nichts ausmacht und ein gestalterisches Flair besitzen. Zudem wird auch ein gewisses handwerkliches Verständnis gerne gesehen. Am Schluss ist alles erlernbar.
Fiona (Siebdruckerin): Allen Personen, die keine Probleme haben, mit Farben und Chemikalien zu arbeiten. Ausserdem muss man gerne sorgfältig und genau arbeiten. Es hilft zudem, wenn man ein gutes Auge für Farben und keine Angst vor schmutzigen Händen hat.
Leyla (Siebdruckerin): Man muss genau arbeiten können und wollen. Dabei soll es trotzdem möglichst speditiv gehen und man sollte belastbar sein. Meist kommen mehrere Aufträge gleichzeitig, dann muss man halt auch mal etwas länger bleiben. Es ist eben kein Büro-Job von 8 bis 17 Uhr. Ein gutes Auge und ein gewisses Verständnis für Farben helfen auch weiter. Und man darf keine Angst vor schmutzigen Händen und Arbeiten mit Farben, Reinigungsmitteln und manchmal speziell riechenden Chemikalien haben.

Vielen Dank für eure Antworten. Denjenigen, welche nächstes Jahr bereits die Lehrabschlussprüfung absolvieren, wünschen wir viel Erfolg. Und den anderen natürlich weiterhin viel Spass und viele spannende Aufträge in eurem Arbeitsalltag.

Weitere Details zu den beschriebenen Berufen «Gestalter/in Werbetechnik EFZ» und «Medientechnologe/in EFZ Fachrichtung Siebdruck» sowie zum Printmedienpraktiker EBA finden Sie auf der Homepage des Verbandes Werbetechnik+Print VWP: www.vwp.swiss/ausbildung.

Autoren:
Angela Stähli, Vorstand VWP Ressort Marketing
Roland Eichmüller, Vorstand VWP Ressort Dienste

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