Mit Nachhaltigkeit zum Wachstum

Quelle: Steven Kamenar / unsplash.com

Der Papierhersteller Arctic Paper verfolgt eine ambitionierte Unternehmensstrategie, um sich trotz der herausfordernden Zeiten weiterzuentwickeln. Eine ganz zentrale Rolle spielt in dieser Vorgehensweise die Umwelt-Komponente.

Klein, aber oho: So liesse sich die Schweizer Niederlassung von Arctic Paper im solothurnischen Derendingen wohl am ehesten beschreiben. Denn das dreiköpfige Sales-Team rund um Geschäftsführer Heinz Schär ist trotz – oder gerade dank – seiner überschaubaren Grösse ungemein agil aufgestellt, zukunftsweisend unterwegs und dennoch mit massig Know-How dotiert. Dem Geschäftsführer stehen eine erfahrene, im Home-Office arbeitende Mitarbeiterin aus Süddeutschland sowie eine Angestellte aus dem polnischen Kostrzyn – dem Standort der grössten Arctic Paper-Papiermühle – zur Seite.

Emissionsarm im Eigenheim
Der Entscheid zum dezentralen Arbeiten und Home-Office wurde bei Arctic Paper Schweiz, dessen helvetische Direktkunden grössenteils auf die grafische Industrie entfallen, in weiser Voraussicht schon vor der Corona-Pandemie gefällt. Der Beweggrund für die Neustrukturierung waren entsprechend nicht Kontaktbeschränkungen, sondern eine Minderung des eigenen Energieverbrauchs und der Nachhaltigkeitsgedanke. Und Schär – inzwischen selbst vier der fünf Arbeitstage im Heimbüro tätig – zeigt sich zufrieden, dass es funktioniert: «Wir brauchen extrem viel weniger Ressourcen, fahren etwa 70 % seltener mit dem Auto und fliegen rund 80 % weniger geschäftlich.»

Der Umwelt zuliebe
Der Anspruch, für einen schonenden Umgang mit Energie und eine lebenswerte Zukunft zu sorgen, ist auch im polnisch-schwedischen Mutterhaus von Arctic Paper tief verwurzelt. Der in Warschau börsennotierte Konzern verarbeitet etwa ausschliesslich 100 %-zertifizierten Zellstoff und sieht seine schwedischen Mühlen in Grycksbo und Munkedals komplett Cradle-to-Cradle zertifiziert, wobei die Fabrik in Munkedals weltweit die erste war, die diese Beglaubigung erhalten hat. Arctic Paper, das im Bereich der ungestrichenen Designpapiere europaweit führend ist und bis 2035 CO2-neutral operieren möchte, deckt den Dampfbedarf in Grycksbo ausserdem durch eine auf Holzpellets basierende Biobrennstoffanlage. Dank einer kürzlich getätigten Wasserkraft-Investition konnte der umweltfreundliche Energie-Output in Munkedal überdies um 100% erhöht werden.

Ein Schwenk für die Natur
Mit Blick auf die Papierbranche als Ganzes bemerkt Schär positiv – und nicht ohne Stolz – dass sich in den letzten Jahren in Sachen Nachhaltigkeit viel gewandelt hat und die Sparte nun vielleicht sogar an der Pole-Position steht, was naturschützendes Gedankengut betrifft: «Ich wage zu behaupten, dass sich punkto Umweltverträglichkeit kaum eine andere Branche so gewandelt hat wie unsere.»

Herausforderungen bleiben der Papiersparte trotz des zukunftsorientierten Umschwungs natürlich dennoch nicht erspart: Die aktuelle Lage in Osteuropa, gepaart mit den Nachwirkungen der Corona-Krise, sorgt bei Arctic Paper wie bei anderen Playern für Materialknappheit, erhöhte Preise und Nachfrageüberschuss. «Unsere grösste Challenge ist aktuell, all unsere wichtigsten Kunden zu bedienen und die Lieferverträge einzuhalten – in der aktuellen Situation eine grosse Herausforderung», gibt Schär die eigene Lage wieder.

Die Power von Print
Der Arctic Paper Schweiz-CEO kann auf über 30 Jahre Branchenerfahrung zurückblicken und kennt die Irrungen und Wirrungen seiner angestammten sowie verwandten Sparten daher bestens. Schär prognostiziert dem Print-Geschäftszweig etwa die Abkehr von Masse und einen verstärkten Fokus auf «weniger, dafür qualitativ hochwertige und personalisierte Druckerzeugnisse». Auf diese Weise kann das Medium Print seine Stärken – gerade im Vergleich zu rein digitalen Arbeiten – noch besser ausspielen. «Die Haptik, die du mit gedrucktem Gut hast, lässt sich durch das digitale nie ersetzen» ,meint Schär etwa und doppelt gleich mit einem weiteren Argument für gedruckte Werbung nach: «Die digitale Annonce kommt meist ungewollt zu dir und «penetriert» dich mit Pop-ups und dergleichen. Bei gedruckten Anzeigen verhält es sich dagegen so, dass ich zur Werbung gehe – also bewusst entscheide, dass ich sie anschauen möchte – und damit ist die Wirkung von letzterer auch viel grösser.» Aufgrund dieser Tatsache und der augenfälligen, pandemiegetriebenen digitalen Übersättigung, sieht Schär in Zukunft gar eine mögliche komplette Trendwende: «Print kann das neue Digital sein.»

Neuausrichtung
Ein Wandel der Unternehmensstruktur – man bedenke die nach oben schnellenden Materialkosten des volatilen Papiermarkts ist auf alle Fälle ratsam. Für die fortschrittlich und nachhaltig denkende Arctic Paper bedeutet das etwa, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen und die Langzeitstrategie entsprechend zu ändern: Neben dem bisherigen Kerngeschäft von Papier und Pulp (Zellstoff) wird das polnisch-schwedische Unternehmen in den nächsten Jahren so zum Beispiel ihre Bemühungen und Investitionen im Verpackungsbereich verstärken.«Eine Packaging-Revolution kommt», unterstreicht Schär die Zukunftstauglichkeit der Verpackungssparte und meint damit zweierlei: Die Packaging-Branche könnte einerseits mit einem anstehenden Durchbruch in punkto Nachhaltigkeit zusätzlichen Zulauf erhalten, denn die Fettbarriere von Verpackungen – bisher aus umweltschädlichen Kunststoff (Polymer) hergestellt – dürfte binnen absehbarer Zeit aus rezyklierbaren Materialien erzeugt werden können.

Andererseits beobachtet der Arctic Paper Schweiz-CEO einen Trend der Firmendifferenzierung durch ein hochwertig anmutendes Äusseres: Immer mehr Hersteller, gerade im Nahrungsbereich, möchten ihre Lebensmittel mithilfe einer hochwertigen Verpackung oder – zwecks positiver Unternehmenswahrnehmung – edlen Tragetasche von Konkurrenzprodukten abheben. «In der Packaging-Sparte geht es ab und es wird grosse Veränderungen geben», kommentiert Heinz Schär.

Mit dem Quartett aus frischen Pfaden
Zum dritten Standbein im Verpackungssegment, in welchem der Papierhersteller übrigens seit 2019 präsent ist, gesellt sich mit der Energie-Komponente das vierte und letzte Puzzlestück der neuen «4P»-Langzeitstrategie (Paper, Pulp, Packaging und Power): «Auch hier wird sich Vieles wandeln», so Schär, der damit unter anderem das Bestreben von Arctic Paper, per 2030 auf umweltfreundlichen Erzeugungswegen 100 Kilowattstunden Energie zu generieren, meint. Zu diesem Zweck werden in den kommenden Jahren im polnischen Werk Kostrzyn «riesige Solaranlagen und Windkraftwerke» auf- sowie die bestehenden Biomasse- und Wasserwerke an den anderen Standorten ausgebaut.

Neue Möglichkeiten, alte Liebe
Mit den beiden neu dazugekommenen Säulen der 4P-Strategie, Packaging und Power, ist es Arctic Paper aber nicht nur möglich, agiler und umweltfreundlicher vorzugehen. Die Ergänzungen der Geschäftsbereiche Papier und Zellstoff erlaubt es dem Papierhersteller zudem, so Schär, «neue Synergien freizusetzen» und die Firma gleichzeitig «solid und unabhängig» aufzustellen. Nichtsdestotrotz werden Papier und Pulp die Hauptstandbeine der Arctic Paper bleiben – und das wohl auch zurecht: Schärs’ Passion für Papier und darauf gedruckte Erzeugnisse ist jedenfalls weiterhin ungebrochen. «Papier ist ein sehr edles Produkt – und was dahinter steckt, ist absolutes High-Tech», gibt der Geschäftsführer zu Protokoll. Damit kann er der aktuellen Preissteigerung zumindest etwas Positives abgewinnen. «Papier hat heute wieder die Wertigkeit, die es haben sollte!»  

Arctic Paper
Der schwedisch-polnische Papierhersteller Arctic Paper legt seinen Fokus auf Nachhaltigkeit und hält deshalb inzwischen ausnahmslos Papiere in seinem Portfolio, die FSC-zertifiziert sind. Weiter zeichnet sich Arctic Paper als Anbieter hochwertiger Verpackungs- und Papierprodukte sowie den zugehörigen Dienstleistungen durch ein hohes Mass an Erfindungsreichtum und stets gleichbleibender und zuverlässiger Qualität aus. arcticpaper.com

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