Neues auf der Fespa Global Print Expo 2022

Mit einem Neuheiten-Feuerwerk melden sich Hersteller von Systemen für Large Format Print und Textildruck im Rahmen der Fespa aus der Pandemie zurück: 375 ausstellende Unternehmen lockten ein internationales Publikum aus 126 Ländern an. Gemäss Global Print Expo nahmen über 11 500 Besucher an der Messe teil, was einem Anstieg von 48 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Es ist zwar schwierig, aus der Menge der Neuheiten und Weiterentwicklungen die Highlights herauszupicken, doch wir haben nachfolgend die in unseren Augen wichtigsten zusammengestellt:

Canon stellte mit der Canon Arizona 6100 Mark II-Serie die schnellsten Flachbettdrucker der Canon Arizona-Familie vor. Diese besteht aus zwei Modellen: Arizona 6100 XTS Mark II für ein breiteres Spektrum an Substraten und Arizona 6100 XTHF Mark II für Verpackungen, unebene Wellpappe oder verzogene Substrate wie beispielsweise Sperrholz.

Beide Flachbettdrucker sind auf hohe Druckvolumina, jährlich etwa 20 000 m² bis zu 300 000 m², bei einer Druckgeschwindigkeit von bis zu 220 m²/Std, ausgelegt. Mit der Arizona 6100 XTS Mark II können nahezu alle starren Medien bedruckt werden. Per unabhängiger Steuerung der Vakuumzonen lassen sich ausserdem gleichzeitig mehrere Platten, ungewöhnlich geformte Substrate und gestaffelte Aufträge für den Endlosdruck verarbeiten.

Zudem ist mit der neuen Tintentechnologie FLXfinish+ das Akzentuieren zweier Veredelungen (matt und glänzend) mit nur einem Klick, ohne zusätzlichen Lackkanal oder Verbrauchsmaterialien, möglich. FLXfinish+ wird standardmässig bei allen Colorado 1650 und optional bei allen Colorado 1630 eingesetzt, ist aber ebenso als Upgrade für bereits installierte Colorado 1650 und 1630-Modelle erhältlich. Morris Peter, Product Business Development Manager bei Canon, zeigt sich begeistert: «Dank FLXfinish+ lassen sich neue Märkte erschliessen.»

Mit Canons FLXfinish+-Technologie können neu mit nur einem Tintensatz glänzende und matte Effekte gezaubert werden

Fujifilm präsentierte die Flachbettmaschine Acuity Prime L, die vor allem auf Bedienkomfort und Effizienz ausgelegt ist. Sie bietet eine Druckfläche von bis zu 3200 mm x 2000 mm und eine Druckgeschwindigkeit von 202 m2/h. Der sechs Vakuumzonen und 16 Registerstife besitzende Fujifilm-Spross ermöglicht über eine Dualzonen-Funktion die parallele Produktion zweier Aufträge. Vorgestellt wurden ebenso die speziell entwickelten Uvijet HM-Tinten, welche auf einer Vielzahl von Substraten haften und einen grossen Gamut liefern.

Auch die Acuity Ultra Hybrid LED feierte ihre Premiere und bedeutet für Fujifilm den Einstieg in die Sparte der High-End-Hybridmaschinen für Grossformate. Mit einer Druckbreite von bis zu 3,3 m und einer Druckgeschwindigkeit von bis zu 218 m²/h (Rolle-zu-Rolle) sowie der Auflösung von maximal 1200 dpi x 1200 dpi bedruckt sie sowohl starre als auch flexible Substrate.

Bedienbarkeit und Effizienz als Trumpf: Die Fujifilm Acuity Prime L

Durst präsentierte P5-Grossformat-Drucksysteme und Software-Lösungen. Das neue Drucksystem Durst P5 500 überzeugt etwa mit einer Druckbreite von 5,25 m. Parallel dazu will Durst mit der Double-4-Technologie die Produktivität der P5 350/HS und P5 210/HS steigern: In die Produktionssysteme wird eine optionale, zweite CMYK-Druckkopfreihe verbaut.

Exorbitante Druckbreite: Die neue Durst P5 500

Verschiedene Automatisierungslösungen zeigte Zünd auf der Fespa. Mit PrimeCenter beispielsweise lässt sich die Aufbereitung von Druck- und Schnittdaten automatisieren und standardisieren. Grosses Interesse weckte auch die Anwendungsschnittstelle Pick&Place Interface Option, welche über die Bediensoftware Zünd Cut Center ZCC einen kollaborativen Roboter ansteuert. Eine weitere Neuheit aus dem Haus Zünd, die Material-Handling-Lösung Robot PortaTable 130, besteht aus einem mobilen Ablagetisch und einem darauf montierten Roboterarm. Dieser muss nicht eingezäunt werden und lässt sich schnell an einem anderen Zünd Cutter einsetzen.

Auf einem Zünd S3 Cutter wurde überdies die Visualizing Option – ebenfalls eine Softwareschnittstelle – präsentiert: Neben der visuellen Unterstützung bei der Teileentnahme bietet die Option die Möglichkeit, fertige Teile mittels Etikett zu kennzeichnen.

Mimaki stellte in Berlin unter anderem den reinen Drucker JV330-160 und das Modell CJV330-160 mit Schneideplotter vor. Eingebaute Reinigungsmechanismen und Überwachungsfunktionen sorgen für längere Laufzeiten, zudem verfügen die Maschinen über ein neu entwickeltes Abwicklungssystem, welches das gleichzeitige Einlegen von drei Medienrollen ermöglicht.

Neuigkeiten gab es auch bei Agfa: Das belgische Unternehmen hat per Anfang Juni die Übernahme der Firma Inca Digital Printers abgeschlossen. Mit dieser Akquisition kann Agfa das Portfolio erweitern und in Richtung Industrie und Packaging wachsen, denn «Digital printed packaging is heavily growing». Die Inca-Systeme wechseln in Konsequenz auf Agfa- Tinten.

Bedrucktes Glas als Herausforderung
Insbesondere in der Innenarchitektur sind individuell bedruckte Glaselemente der Renner. swissQprint hat für Dienstleister in diesem Bereich ein Paket geschnürt: eine mechanische Lösung für den effizienten Prozess, ergänzt mit einem Tintenset für die optimale Haftung.

Eine schwenkbare Anschlagkante mit fünf stufenlos verstellbaren Horizontalanschlägen gewährleistet die Positionierung der Glasplatten auf dem Drucktisch. Durch ein Schutzpapier hindurch fixiert das starke Vakuum die Medien und fängt über den Rand gedruckte Tinte auf.

Das auf Glasdruck optimierte Tintenset bietet neben Prozess- auch Light-Farben sowie Weiss und Effektlack zur Veredelung. Es bedarf keines Haftvermittlers, wodurch sich ein Prozessschritt erübrigt.

Mit der neuen Lösung steht es sowohl Neueinsteigern als auch bestehenden swissQprint-Nutzern offen, den Trend aufzugreifen und sich auf Glasdirektdruck zu spezialisieren. Glasoption und Tinte sind bei swissQprint-LED-Druckern nachrüstbar.

Überraschend hat swissQprint auf der Fespa 2022 zudem ein neues Druckermodell enthüllt: Kudu, ein 3,2 × 2 m grosser High-End UV-LED-Drucker, der das Flachbett-Sortiment – Nyala, Impala und Oryx – ergänzt. Er verfügt über zehn Farbkanäle (neun bei den anderen Modellen). Bei einer maximalen Produktivität von 300 m² pro Stunde überzeugt vor allem die Ausgabequalität des UV-Druckers: Mit der neuen Druckkopftechnologie erreicht er eine adressierbare Auflösung bis zu 1350 dpi.

Direktdruck auf Glas? Eine Herausforderung, die swissQPrint erfolgreich umgesetzt hat

Neuheiten im Textildruck machen Lust auf mehr
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Fespa ist traditionell der Textildruck, wo verschiedene Anbieter mit zahlreichen Neuheiten präsent waren. Gerade die Nachfrage nach on-demand produzierten Kleidungsstücken steigt stetig.

Besonders aufgefallen ist uns dies bei Kornit, die etwa mit dem Direct-to-Garment-System Kornit Atlas MAX, einer Industrielösung mit XDi-Technologie, die Siebdruck-, Thermotransfer-Vinyl-, 3D- und fadenlose Stickereieffekte in einem automatisierten Produktionssystem zusammenführt.

Spezialisiert auf hochvolumige Polyesterdekoration «on demand» ist hingegen die Kornit Atlas MAX Poly. Diese erlaubt Digitaldruck auf farbigem Polyester und lässt die Sparten der Freizeitsportbekleidung, Werbeartikel und Sportmarken nun von neuen, farbigen Designs profitieren.

Weissdruck auf farbigen Stoffen ermöglicht indes die Kornit Presto MAX, eine einstufige Digitaldrucklösung für direkt auf den Stoff gedruckte Dekorationen. Das System verfügt über die XDi-Technologie für 3D-Dekoranwendungen, mit der sich fadenlose Stickereien, hochdichte Folien, Siebdrucke und andere Effekte erzielen lassen.

Nahtlos in die auf der Kornit MAX-Technologie basierenden Systeme integrieren lassen sich die neuen KornitX Workflow-Lösungen: Diese sorgen für Produktionseffizienz, Transparenz und Kontrolle. Die vollständige Suite von Workflow-Automatisierungsfunktionen gibt den Anwendern die digitalen Werkzeuge an die Hand, die für ein integriertes und reibungsloses Ergebnis erforderlich sind.

Auch Ricoh war mit zahlreichen Exponaten auf der Fespa zu finden. So wurde u. a. der Ricoh Ri 2000 Direct-to-Garment-Drucker vorgestellt. Dieser bietet dank eines Doppelwagensystems besonders hohe Druckgeschwindigkeiten, eine automatische Tischhöhenanpassung sowie ein innovative Kopfreinigungsvorrichtung, welche die Bedienung und Wartung des Druckers einfach und effizient gestalten. Die zusätzliche neue Direct-to-Film-Funktion sorgt überdies dafür, dass der Ri 2000 noch vielseitiger einsetzbar ist.

Fazit
Die Fespa 2022 hat gezeigt, dass die Branche im Bereich Spezialdruck die schwierige Zeit der letzten zwei Jahre hinter sich gelassen hat und voller Elan in die Zukunft blickt. Wir sind gespannt, welche Innovationen die Anbieter für die nächste Fespa Global Print Expo aushecken. Diese findet vom 23.–26. Mai 2023 in München statt. 

  • Autor Laurent Gachnang
    Laurent Gachnang ist seit über 15 Jahren in der Medien- und Unterhaltungsindustrie tätig. Er gilt als Experte für digitales Publizieren und Online Marketing. Zuletzt arbeitete er bei einem Medienunternehmen als Marketingverantwortlicher und war massgeblich an der Lancierung eines Change-Prozesses beteiligt. Als Gastdozent ist er an diversen Fachhochschulen sowie ehrenamtlich als Mentor bei der Startup Academy Basel tätig.
  • Rubrik Print
  • Dossier: Publisher 3-2022
  • Thema Fespa

Kommentieren

21 − 13 =

*Pflichtfelder

Ihre Persoenlichen Daten werden nicht veroeffentlicht oder weitergegeben.