Wundersame Gefilde im Fokus

Fotos: Fabio Antenore

Als Landschaftsfotograf reist Fabio Antenore durch die ganze Welt und lichtet die bezauberndsten Spots der Welt ab: Eine Berufung, die eher zufällig entstanden ist – und nicht nur Antenore einiges zurückgibt.

Sind es die wohlriechenden Lavendelfelder der Provence während des Sonnenuntergangs? Doch eher das beschauliche, verschlafen wirkende Fischerdorf auf der Lofoten-Inselgruppe in Abendstimmung? Oder machen die ehrfurchtgebietenden Panorama-Schüsse von der Vulkaninsel Java das Rennen? Es ist beinahe ein Ding der Unmöglichkeit, aus dem Portfolio von Fabio Antenore einen einzelnen Favoriten auszuwählen. Wie auch? Jedes neue Bild vom 40-jährigen Landschaftsfotograf lässt den geneigten Betrachter mit glänzenden Augen, offenem Mund und stockendem Atem zurück – und beweist dabei eindrücklich, welch fast grotesk wunderschöne Situationen die Natur in jedem erdenklichen Winkel des Erdballs herbeizaubern kann.

Dank Fortuna zur Fotografie

Die Möglichkeit, alle – oder zumindest die mit den grössten Sehnsüchten und Fernweh verbundenen – Gefilde des Globus auf eigene Faust zu entdecken und deren Pracht festzuhalten, bietet sich den meisten mangels Zeit oder finanzieller Mittel leider nicht. Die Träume, die Schönheit der Welt zu ergründen, fallen leider zu oft leeren Geldbörsen, vollen Terminplänen oder anderen ungünstigen Situationen zum Opfer.

Auch für Antenore war es ein steiniger Weg, bis er am Fusse mächtiger Felsmassive oder knietief im Wasser sein Stativ aufstellen und losknipsen konnte, zumal seine erste richtige Begegnung mit der Fotografie eher zufälliger Natur war: Bei seiner vorherigen Betätigung als Tontechniker hatte der Schweizer mit italienischen Wurzeln über 15 Jahre lang Musik produziert und auch selbst geschrieben. Als eines Tages für das Musikvideo einer Sängerin Behind-the-Scenes-Fotos benötigt wurden, meldete sich Antenore freiwillig und legte sich eigens dafür einen Fotoapparat zu, «ohne irgendwelche Ahnung von Fotografie zu haben» – eine spontane Entscheidung, die sich als Glücksgriff herausstellen sollte.

Wie aus einer anderen Welt: Antenore zeigt, was für schaurig-schöne Szenerien…

In die Wiege gelegt 
Schnell fand die Kamera ihren Einsatz dann auch ausserhalb des Musikstudios. In seiner ersten Knipserei-Phase lichtete Antenore mit fast kindlichem Eifer alles ab, was ihm vor die Linse kam – und dies mit Erfolg. «Sobald ich das erste Mal die Kamera in der Hand hielt, habe ich gemerkt: Das liegt mir besser – und funktioniert bei mir fast automatisch.» Neben der Entdeckung des bisher verborgenen Talents für die Fotografie faszinierte Antenore aber auch die neu gewonnene Fähigkeit, sich kreativ auszuleben: «Ich hatte in der Musik immer meine liebe Mühe, mich auszudrücken – und wahrscheinlich nie die Begabung zum Musiker oder Audioingenieur gehabt», so der 40-Jährige.

Kalte Schnauze, warm ums Herz

Es ist so gesehen keine Überraschung, dass sich bei Antenore mit fortschreitender Zeit eine Passion für die Fotografie – und im Speziellen für das Ablichten von Landschaften – entwickelte: Warum aber genau Naturszenarien das Herz des Schweizers am höchsten schlagen lassen, kann dieser bis heute nicht erklären.

Möglicherweise liegt es daran, dass Antenore in seinen Anfangszeiten – dem felligen Vierbeiner der damaligen Freundin sei Dank – selbst oft im Grünen unterwegs war. «Vielleicht», versucht Antenore einen anderen möglichen Beweggrund darzulegen, «hatte ich nach 15 Jahren Musik machen auch einfach keine Lust mehr darauf, von der Performance einer anderen Person abhängig zu sein, um meine Vision umzusetzen – da war die Landschaftsfotografie viel naheliegender, um meine Träume zu realisieren».

… auf der Welt zu bestaunen sind.

Mit Ecken und Kanten 
Überhaupt hält Antenore ungern an starren Konventionen fest, versucht lieber Neues und verwirklicht mit Vorliebe seine eigenen Pläne. Das zeigt sich nirgends besser als mit Blick auf die Aufnahmetechnik der hyperrealen Landschaftsfotografie, die der Zürcher Freigeist vor rund zehn Jahren entwickelt hatte – und die innerhalb der Fotobranche direkt für Furore sorgte: «Ich will nicht bloss auf den Auflöser drücken, sondern mit den Bildern mehr machen», erzählt Antenore über die Technik, die den Knipserei-Werken dank verschiedener Belichtungszeiten und extensiver Postproduktion einen speziell realitätsnahen Touch verleiht. Eingangs war die neue Vorgehensweise natürlich nicht unumstritten: «Weil es das damals so nicht gegeben hat, war ich anfänglich sowieso für alle der Teufel», bemerkt Antenore schmunzelnd. 

Ein anderes Beispiel, das die unvergleichliche Authentizität von Antenore zeigt – und nebenbei die Entstehungsgeschichte eines seiner Lieblingsbilder beschreibt –, findet sich in Amerika, genauer gesagt im Yosemite-Nationalpark. Einen Wasserfall im Park wollte Antenore schon länger ablichten, konnte dies aus verschiedensten Gründen (Schnee, Shutdown etc.) aber nicht. Als er es dann doch, gemeinsam mit seinem Bruder, in das kalifornische Landschaftsschutzgebiet geschafft hatte und der Wecker früh morgens klingelte, entschlossen sich die beiden Spätaufsteher kurzerhand, den Trip zum Wasserfall zugunsten von mehr Schlaf nicht anzutreten. Als sie wenig später von einem Park-Ranger doch aufgeweckt wurden, traten sie die Reise zum Wasserfall schlaftrunken dennoch an – und es entstand durch einen glücklichen Zufall eines von Antenores besten Machwerken.

Tunnelblick
Aller Eigenwilligkeit zum Trotz: Der Erfolg gibt Antenore recht. Inzwischen macht der Schweizer Vollzeit «sein eigenes Ding». Sein Bedürfnis, «gerne vor anderen Leuten zu stehen und zu reden», kann er etwa als Dozent am SAE Institute  Zürich sowie als Workshop-Speaker stillen. Ausserdem tourt der 40-Jährige für seine Bilder beispielsweise durch Island, Teneriffa oder die Vulkaninsel Java und zeigt auf seinen Foto-Gruppenreisen auch anderen Knisperei-Begeisterten die schönsten Plätzchen der Erde.

Ein makelloses Landschaftsfoto einzufangen, während man Gezeiten, Wind und Wetter trotzt: ein mitunter gefährliches Unterfangen, das Antenore zumindest während des Fotografieprozesses gar nicht so bewusst wahrnimmt. «Wenn man so drauf ist wie ich, überlegt man sich gar nicht so genau, welche Risiken bestehen könnten. Man hat einfach das perfekte Werk im Kopf und tut dann, was man tun muss.»

Bezaubernd und atemberaubend – auch Wasser und Berge werden von Antenore oft abgelichtet.

Zuverlässigkeit trifft Qualität
Wenn in Eiseskälte oder flimmernder Hitze das Bild-Framing justiert, die Szenerie analysiert oder einfach auf den idealen Moment gewartet werden muss, ist Antenore aber natürlich dennoch froh, verlässliches Equipment an seiner Seite zu wissen: Der 40-Jährige arbeitet als Ambassador mit erstklassigen Gerätschaften der Unternehmen Sigma, Haida, Leofoto, sowie Lowepro. Geschlossen hat Antenore die Partnerschaften in allen Fällen aus einem einzigen Grund: «Das Equipment und die Zusammenarbeit sind einfach geil!»

Brüten und basteln
Trotz der qualitativ hochwertigen und verlässlichen Gerätschaften sind bei Antenore viele Arbeitsschritte «im Feld» noch reiner Denk- und Wartesport: Sei das, wenn für 15–20 Minuten die Umgebung beurteilt und analysiert wird, das punktgenaue «Framing» der Szenerie festgelegt wird oder einfach nur schnöde auf den einen richtigen Moment ausgeharrt werden muss. Hinzu kommt, dass sich Antenore bereits vor dem Ablichten Gedanken um die Postproduktion macht: «Ich überlege mir bereits früh im Prozess, was ich für die Bearbeitung brauche, um dann ein perfektes Bild zu haben.»

Dank dieser strukturierten Vorgehensweise kann sich der 40-Jährige dann allerdings vollkommen austoben, wenn er zurück in den warmen (oder klimatisierten) vier Wänden angekommen ist. «Ich habe wohl den Vorteil, dass ich genauso gerne bearbeite wie Fotos schiesse», meint Antenore, der 30 Minuten bis 9 Stunden an der Postproduktion eines Schnappschusses sitzt – und diesem Prozess gar «etwas Meditatives» abgewinnen kann.

Teneriffa-Strand mit mystischer Note: Bild von der Playa de Benijo.



Herausragen
Und dennoch: All die körperlichen Anstrengungen und geistige Arbeit, die in ein einziges Bild gesteckt werden, bedeuten nicht, dass das finale Landschaftsfoto dann auch mit der verdienten Beachtung goutiert wird – gerade wenn man bedenkt, dass vor allem in den sozialen Medien massenhaft solides Bildmaterial zu bestaunen ist. Klar, dass auch Antenore sich die Frage stellt, wie man mit seinen Aufnahmen aus dem grossen Pulk hervorsticht – und entsprechend neue Wege geht: Seit rund eineinhalb Jahren richtet der Zürcher seinen Fokus auf den NFT-Kosmos und gehört «zur ersten Welle an Fotografen», die sich dieser neuartigen Technologie zugewandt haben.

Damit ist Antenore Teil einer Bewegung, die «den ganzen Kunstmarkt verändern wird» und einen Gegenentwurf zur Fotoflut auf Instagram und Co. darstellt. «Mit NFT hast du endlich wieder die Möglichkeit, dir als Künstler – nicht als Influencer – einen Namen zu machen», so Antenore, der freudig ergänzt «und dank der Tokenisierung hast du endlich wieder die Option, Unikate – wieder eine Mona Lisa – herzustellen.»

Mit Schwärmereien Danke sagen
Der Weg von Fabio Antenore als Künstler und Fotograf geht also, trotz Unwägbarkeiten und diverser Herausforderungen, verheissungsvoll weiter. Wie könnte es auch anders sein? Die gewonnene schöpferische Freiheit, die Chance, um den Globus zu reisen und atemberaubende Naturkulissen aus nächster Nähe betrachten zu können und die Kraft sowie die Pracht der Landschaft zu spüren, scheinen den Aufwand allemal wert zu sein.

Noch wichtiger ist dem Schweizer nur eines – etwas zurückgeben zu können: «Vor Ort geht es mir nicht darum, einen Moment festzuhalten. Ich habe ganz verschiedene Eindrücke – schmecke etwa die Natur, sehe den Sonnenuntergang – und versuche, diesen Gefühlsmix in ein Bild hineinzubringen. Das will ich den Menschen zeigen, um ihnen einen Teil davon mitzugeben, was ich vor Ort erlebt habe – und sie zum Träumen bringen.» Kein Zweifel: Mit den Aufnahmen von pittoresken Landschaften, fesselnden Bergpanoramen oder betörend riechenden Lavendelfeldern im Mondenschein ist das schon tausendfach gelungen.

Fabio Antenore ist Vollzeit-Fotograf und Erfinder der hyperrealen Landschaftsfotografie. Der Schweizer ist Dozent am SAE Institute Zürich, leitet Fotografie-Workshops und führt darüber hinaus in Zusammenarbeit mit amazingviews.ch Fotoreisen durch. Ausserdem hat Antenore ein Fine-Art-Book veröffentlicht und bietet zahlreiche Videotutorials zur Bildbearbeitung an. fabioantenore.ch

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