Besucherrekord in Berlin

Auf der Fespa wurden wieder zahlreiche Neuigkeiten präsentiert. Bei vielen Neuzugängen handelt es sich um UV- und Textildrucksysteme – Printerkategorien, die laut des neuen Fespa Print Census besonders gefragt sind.

Inspirationen für gedruckte Inneneinrichtungen auf dem Messestand von Epson. 

Die Fespa 2018, die in Berlin stattfand, konnte weiterhin steigende Besucherzahlen verbuchen. Rund 20 500 Einzelbesucher – das ist eine Steigerung um 22 Prozent gegenüber der letzten 4-tägigen Fespa in Amsterdam 2016 – sahen sich auf den Messeständen der mehr als 700 Aussteller um und besuchten Seminare und andere Veranstaltungen im Rahmen der Messe.

Das grosse Interesse bildet die optimistische Stimmung in der Branche ab. Laut Fespa Print Census 2018, einer Umfrage, die die Fespa zusammen mit Infotrends unter 1405 Grossformatdruckdienstleistern aus 102 Ländern durchführte, sehen 83 Prozent der Befragten die Zukunft ihres Unternehmens optimistisch. Kein Wunder, denn seit 2007 erreichten die Umfrageteilnehmer eine kumulierte jährliche Wachstumsrate von 4,2 Prozent beim grossformatigen Digitaldruck. Dabei würden 44 Prozent der Einnahmen mit dem Digitaldruck erzielt, innerhalb der nächsten zwei Jahre sollen es 53 Prozent werden.

Mit 68 Prozent sind Banner, Schilder und Plakatwände weiterhin die am häufigsten nachgefragten Anwendungen; im POS-/POP-Segment vermelden 59 Prozent der Unternehmen ein Wachstum. Bei Investitionen in neue Systeme geht es bei 54 Prozent der Grossformatdruckdienstleister vor allem um eine Steigerung der Produktivität, ohne Abstriche bei der Qualität machen zu müssen, sowie um Kostensenkung (bei 53 Prozent). Ebenfalls 53 Prozent möchten mit neuen Systemen eine Diversifizierung und Erschliessung neuer Märkte erreichen.

Auch der Umweltschutz spielt eine immer wichtigere Rolle. So werden die Investitionen in umweltfreundliche Technik stark von Kundenerwartungen bezüglich nachhaltiger Produktion und Materialien beeinflusst. Bei 76 Prozent der Umfrageteilnehmer fliessen mittlerweile entsprechende Kundenforderungen in die Geschäftsstrategie ein, für über ein Fünftel gehören sie sogar zu den Top-Prioritäten.

Die technische Entwicklung setzt sich wie gehabt fort. Während die Einnahmen in den Bereichen UV-, Latex-, Direkt- und Sublimationsdruck wachsen, geht der Druck mit lösemittel- und wasserbasierten Tinten zurück.

Schwerpunkt der Neuvorstellungen beim UV-Druck

Laut Print Census 2018 planen 27 Prozent der Umfrageteilnehmer aus dem Segment Werbetechnik und Display den Kauf eines UV-Flachbett- oder Hybriddruckers, weitere 18 Prozent wollen in den UV-Rollendruck oder den Latexdruck investieren.

So ist es nicht weiter erstaunlich, dass die meisten Neuigkeiten im Bereich UV-Druck zu verzeichnen waren. Die Technologie ist aufgrund ihrer Fähigkeit, auch starre Plattenmaterialien zu bedrucken, nach wie vor sehr gefragt. Allerdings gibt es neuerdings auch Latex-Drucksysteme, die neben flexiblen auch starre Materialien bedrucken können.

So nutzte zum Beispiel Fujifilm den diesjährigen Messeauftritt in Berlin zur Vorstellung seiner neuen Superwide-Plattform Acuity Ultra. Das Drucksystem, das in Arbeitsbreiten von 5 und 3,2 Metern erhältlich ist, verfügt über acht Farbkanäle, arbeitet mit konventioneller UV-Technologie und soll einen Output von bis zu 236 m²/h erreichen.

Auf dem Agfa-Stand war in diesem Jahr kein reales Drucksystem zu sehen. Stattdessen setzte man auf Virtual Reality und interaktive sensorische Erfahrungen. So war das neue UV-Hybrid-Flaggschiff des Unternehmens, der Jeti Tauro H3300 LED in Form eines Modells zu sehen. Mit dem UV-LED-System soll die Entscheidung zwischen Qualität und Produktivität der Vergangenheit angehören. Der 3,3 Meter breite Jeti Tauro H3300 LED erreicht laut Herstellerangaben Geschwindigkeiten von bis zu 453 m²/h, er lässt sich rund um die Uhr in drei Schichten betreiben.

Auch bei Roland gab es Neuigkeiten beim UV-Druck. Auf der Messe feierten die Hybrid-LED-Printer der Versa-UV-S-Serie ihr Debüt. Die als Grafik-Spezialisten angepriesene Druckerserie umfasst sieben Modelle und ist in verschiedenen Konfigurationen erhältlich. Die Geräte bedrucken Materialien bis zu einer Höhe von 20 Zentimetern. Das grösste Modell, der LEJ-640S-F400 besitzt einen Druckbereich von 1,61 × 3,2 Metern.

EFI stellte die neue 3,2 Meter breite UV-LED-Hybriddrucker-Serie Vutek h vor. Beide Modelle arbeiten mit neu entwickelten Sieben-Picoliter-Hochgeschwindigkeitsdruckköpfen. Das in Berlin gezeigte Vutek-h3-Modell bietet einen Durchsatz von bis zu 74 Platten pro Stunde, mit dem h5-Modell lassen sich bis zu 109 Platten pro Stunde produzieren.

SwissQprint präsentierte die neue Druckergeneration 3. Sie soll für noch präzisere und stabilere Druckergebnisse sorgen. Die Hybrid­drucker Nyala 3S und Impala 3S erreichen einen Output von bis zu 370 und 317 m²/h. Die maximalen Produktivitätsstufen erweitern das Spektrum um Druckerzeugnisse, die für grössere Betrachtungsdistanzen vorgesehen sind.

Polaroid, bekannt als Kamerahersteller, stellte 2013 seinen ersten Grossformatdrucker vor. Dieses Jahr zeigte das Unternehmen seinen neuen UV-Hybrid, den es in Breiten von 2 und 3,2 Metern und Geschwindigkeiten bis zu 120 m²/h gibt.

Geschwindigkeit ist keine Hexerei: Der Hybriddrucker Nyala 3S aus der neuen Generation 3 von SwissQprint.

Neue Printer für wasserbasierte Tinten

HP nutzte die Fespa in Berlin zur Vorstellung seines ersten Hybriddruckers mit Latex-Technologie. Der HP R2000 ist Teil der neuen HP-Latex-R-Serie, die sowohl auf flexible als auch auf eine Vielzahl von starren Medien drucken kann. Die Trocknungszeiten seien dabei, so der Hersteller, kürzer als beim herkömmlichen UV-Druck und Haptik und Optik des bedruckten Materials blieben erhalten.

Zudem präsentierte das Unternehmen weitere neue Drucksysteme für wasserbasierte Tinten. Der HP Design­jet Z6 und der Designjet Z9+ sind vor allem für den qualitativ hochstehenden Fotomarkt vorgesehen – dieser Markt sei 2017 um sieben Prozent gewachsen – so HP. Der Designjet Z6 arbeitet mit sechs Farben, der Design­jet Z9+ mit neun, jeweils inklusive chromatischem Rot. Beide Modelle sind in Breiten von 61 und 112 Zentimetern erhältlich und verfügen über eine Auflösung von 1200 dpi.

Auch Canon zeigte mit der Océ Color­wave 9000, einem Single-Pass-Grossformatdrucksystem, einen Printer mit wasserbasierten Tinten. Hauptanwendungsgebiet soll die Erstellung von hochwertigen technischen Dokumenten sein. Es arbeitet mit einer Tropfengrösse von nur 1,2 Pico­litern sowie einer Auflösung von 1600 × 1600 dpi und soll einen Output von 16 A1-Seiten pro Minute erreichen.

Wachstum bei Textildruck und Interior Design

Der digitale Grossformatdruck auf Textil und der Druck von Inneneinrichtungen gehören weiterhin zu den stark wachsenden Bereichen. Laut einer aktuellen Studie des Marktforschungsunternehmens MarketsandMarkets wird der digitale Textildruckmarkt von 1,76 Milliarden Dollar im Jahr 2018 auf 3,21 Milliarden Dollar im Jahr 2023 ansteigen. Entsprechend des Fespa Print Census 2018 sehen 74  Prozent der Befragten bei Tapeten und Dekoprodukten Potenzial für geschäftliches Wachstum. Dies sorgte in Berlin für interessante Anregungen, denn Hersteller wie Epson, Mimaki und Canon zeigten ganze gedruckte Wohnungseinrichtungen auf ihren Messeständen, um den Besuchern zu zeigen, was im Bereich Textil- und Interior-Druck möglich ist.

Im Rahmen der Messe stellte zum Beispiel Kornit seine neue Storm HD6 vor. Das Textildrucksystem soll es kleinen und mittelständischen Unternehmen mit Hilfe der HD-Technologie ermöglichen, die Kosten pro Druck drastisch zu senken. Kornits HD-Druck-Engine, kombiniert mit der Neo-Pigment Rapid-Tinte soll zu einer Reduzierung des Tintenverbrauchs um ca. 30 Prozent führen.

Zu den Höhepunkten auf dem Stand von Mimaki zählte der Textildrucker Tiger 1800B MKII, eine Weiterentwicklung des Tiger 1800B, der in zwei Ausführungen für den Direkt- und den Sublimationsdruck angeboten wird. Dem System, das Geschwindigkeiten von maximal 385 m²/h erreichen soll, wurde ein zusätzlicher 1200-dpi-Druckmodus spendiert.

Im Fokus bei Epson stand die neue Monna Lisa Evo Tre 16, eine Erweiterung der Monna-Lisa-Serie. Der Textildrucker, der in Druckbreiten von 1,8, 2,2 und 3,2 Metern erhältlich ist, verfügt über 16 Druckköpfe und acht Farben. Er kann wahlweise mit Säure-, Reaktiv-, Dispersions- oder Pigmenttinten arbeiten.

EFI zeigte unter anderem den innovativen Vutek Fabri VU 340i. Der Sublimationsdrucker mit einer Druckbreite von 3,4 Metern und integrierter Inline-Fixierung eignet sich zum Beispiel für die Produktion von Fahnen, Bannern oder hinterleuchteten Displays. Der 3,4-Meter-Printer arbeitet mit einer Auflösung bis 2400 dpi und ist bis zu 250 m²/h schnell.

Materialien für verschiedenste Anwendungen

Neue Anwendungsmöglichkeiten erfordern auch entsprechende Bedruckstoffe. So gab es auch auf der diesjährigen Fespa eine ganze Reihe von Neuigkeiten in diesem Bereich zu entdecken. Im Vordergrund standen dabei Materialien aus Textil.

Antalis stellte die neue Serie Coala Textile vor. Sie enthält 27 Produkte in unterschiedlichen Druckbreiten rund um die textile Beschilderung und den Bereich Interior Design, darunter Tapeten, Schall absorbierende Stoffe und Sonnenschutz-Textilien.

Auch Texo Trade Service zeigte neue bedruckbare Textilien. Display Stretch 240 ist ein faltenfreies 240-Gramm-Medium für Pop-up-Wände und Textilrahmen. Lightbox Venus, ein gewebtes Textil mit PU-Beschichtung, ist im Sublimationsdirektverfahren auf der Textilseite und mit UV-, Solvent-, oder Latextinten auf der Beschichtungsseite bedruckbar.

Der R2000 ist der erste Hybriddrucker mit Latex-Technologie von HP und Teil der neuen Latex R Serie.

Sihl stellte unter anderem zwei neue Tapetenmedien vor. Bei der Non-woven design2wall FR 210 satin und der Prepasted non-woven design2wall FR 230 satin handelt es sich um Vlies­tapete für den Druck mit Solvent-, Latex- und UV-Tinten, die ohne und mit Vorkleisterung erhältlich sind. Für den Bereich Advertising & POS zeigte das Unternehmen mit dem Roll-Up-Film Plus 205 SB Satin ein neues, besonders haltbares und kratzfestes Material für Roll-up-Displays. In Kürze verfügbar werden soll das PVC-freie Fabric Banner Prime 380 FR Matt, das für freihängende Anwendungen, Roll-up-Displays und Spannrahmensysteme entwickelt wurde.

Ein vollständig automatisierter Druck- und Schneide-Workflow am Canon-Stand ermöglichte den unbeaufsichtigten 24/7-Betrieb.

Eine neue Reihe von Klebefolien stellte Ritrama mit Easy Application Solutions vor. Die einfach anzubringenden monomeren Vinylfolien eignen sich für den kurz- bis mittelfristigen Einsatz im Innenbereich. Flaggschiff der Reihe ist Ri-Dot, ein Material das das Entfernen der Luft beim Aufkleben vereinfachen und Luftblasen vermeiden helfen soll.

Brett Martin zeigte im Rahmen der Messe unter anderem Neuigkeiten bei entspiegelten Kunststoffplatten. Die Materialien Marlon FS Polycarbonate, Marpet-g FS PETg und Marpet-a AR aPET sind 0,75 bis 1,5 Millimeter dick und 1,25 Meter breit. Sie besitzen geprägte Oberflächen, um Lichtreflexionen zu verringern.

Weitere interessante Neuigkeiten

Mit zunehmenden Druckgeschwindigkeiten gerade bei Hybridsystemen sind vermehrt auch Lösungen für die Automatisierung bei der Be- und Entladung von Druckern und digitalen Schneidetischen gefragt.

Einen vollständig automatisierten Druck- und Schneide-Workflow zeigte Canon: Der Océ Arizona 6170 XTS wurde unter Einsatz der integrierten Robotertechnologie von Roland Robotics mit dem Schneidetisch Océ ProCut verbunden. Das System wurde beim Canon-Kunden Van Vliet Printing vorgestellt und zeigte den unbeaufsichtigten 24/7-Druck anhand einer Reihe hochvolumiger Flachbett-Applikationen. Angesichts der steigenden Produktivität beim digitalen Grossformatdruck setzt Canon laut Wouter Derichs, Marketing Director Wide Format Canaon Europe, grosse Erwartungen in den industriellen Markt und die Automatisierung – es sei ein sehr viel versprechender Markt, genauso wie das Interior-Segment.

Weitere Neuigkeiten gab es auch bei den digitalen Schneidetischen. So stellte etwa Elitron ein Upgrade für seinen Schneidetisch Kombo TH vor. Dieser ermöglicht es, jedem der beiden Schneidköpfe des Systems einen speziellen Auftrag zuzuweisen, auch wenn dabei unterschiedliche Materialien zum Einsatz kommen.

Auf dem Zünd-Stand konnte man die neue Over Cutter Camera OCC genauer unter die Lupe nehmen. Sie liest mit einer Aufnahme sämtliche Registriermarken und startet dann sofort mit dem Zuschnitt. ↑

Die nächste Fespa Global Print Expo findet vom 14. bis zum 17. Mai 2019 in München statt.

Angela Starck ist diplomierte Fachjournalistin und beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit technischen Themen im Bereich der Druckindustrie. Zu ihren besonderen Interessenschwerpunkten gehört das Thema digitaler Grossformatdruck.

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