Keine Angst vor dem Zeichenstift-Werkzeug!

Das wohl gefürchtetste Werkzeug in Photoshop ist das Zeichenstift-Werkzeug; es bereitet vielen Anwendern Schwierigkeiten beim Zeichnen von ­gewünschten eigenen Formen und beim Freistellen. Gleichzeitig ist es aber auch eines der ­mächtigsten. In diesem Artikel erkläre ich, auf was man achten soll, um damit gut zurechtzukommen.

Pfade-Bedienfeld

Bevor man so richtig startet mit dem Zeichen­stift-Werkzeug, sollte man sich das Pfade-Bedienfeld öffnen. Denn wenn man darauf bei der Arbeit mit Pfaden immer wieder einen Blick wirft, wird sich einiges von selbst erklären!

Pfad vs. Form

Nachdem man das Zeichenstift-Werkzeug (Shortcut P) ausgewählt hat, ist es wichtig, dass man im richtigen «Modus» arbeitet. Es stehen Pfad und Form zur Verfügung.

Pfad

Wenn Pfad ausgewählt ist, wird ein Arbeitspfad angelegt, der vorerst einmal nichts «macht». Dieser Pfad wird einfach nur im Pfade-Bedienfeld erstellt und wartet – sozusagen – auf seine Verwendung.

Form

Hier wird eine Formebene angelegt, die eine Flächenfarbe und Kontur haben kann. Die Eigenschaften legt man in der Optionsleiste fest.

Pfad in Form

Wenn ein Arbeitspfad zu einer Form gemacht werden soll, geht man wie folgt vor:
Den Arbeitspfad markieren und danach eine Farbfläche (JingJang-Symbol unten im Ebenenbedienfeld) anlegen. Dadurch wird – im Hintergrund – eine Vektormaske auf der Farbfüllung angelegt.

Pfade kombinieren

Eine Vektormaske bzw. eine Formebene kann nicht nur einen Pfad beinhalten. Man kann beliebig viele Pfade miteinander kombinieren. Dafür kann jeder Pfad einzeln ausgewählt werden und mittels Eigenschaften in der Optionsleiste eingestellt werden.

Handhabung

Die Handhabung des Zeichenstift-Werkzeugs umfasst eine Menge an versteckten Tricks. Doch wenn man genau auf das Cursor-Icon achtet, erspart man sich – vor allem zu Beginn – eine Menge Kopfschmerzen. Denn das Verhalten des Zeichenstifts wird anhand kleiner Icons «vorausgesagt». So kann man sein Verhalten wesentlich besser verstehen.

Ecken und Kurven

Klicken oder klicken und ziehen? Beides ist möglich. Der einfache Klick erzeugt beim Zeichenstift immer einen Eckpunkt.

Wenn man Kurven haben will, muss man klicken und ziehen. Dabei erstellt man Griffe, welche die Gewichtung der Kurve steuern. Kürzere Griffe resultieren in engeren Kurven, längere Griffe in weiteren.

Ankerpunkte auswählen und verschieben

Wenn ein Ankerpunkt nicht da liegt, wo er liegen soll, kann man die Cmd- bzw. Strg-Taste gedrückt halten und kommt damit zum Direktauswahl-Werkzeug. Damit kann man einen Ankerpunkt auswählen und dessen Position verschieben. Wenn man einen Auswahl-Rahmen aufzieht, kann man auch mehrere Ankerpunkte gleichzeitig auswählen und verschieben.

Ankerpunkte hinzufügen und entfernen

Wenn man nicht in der Erstellung des Pfads ist, kann man Ankerpunkte hinzufügen und entfernen. Aus der Erstellung kommt man am Schnellsten mit einem Cmd- bzw. Strg-Klick neben den Pfad. Danach wiederum einen Cmd- bzw. Strg-Klick auf den Pfad, damit man die Ankerpunkte sieht.

Der einfache Klick mit dem Zeichenstift-Werkzeug auf einen Ankerpunkt entfernt diesen; man bekommt dies mit dem Minus-Symbol rechts unter dem Zeichenstift angezeigt.

Wenn man zwischen zwei bestehenden Ankerpunkten auf den Pfad klickt, kann man einen neuen Ankerpunkt hinzufügen; das Plus-Symbol rechts unter dem Zeichenstift kündigt dies an.

Ecken in Kurven umwandeln und umgekehrt

Das Umwandeln von Ecken in Kurven und umgekehrt ist mit gedrückter Alt-Taste einfach möglich. Aus einer Kurve wird mit einem Alt-Klick eine Ecke. Wenn eine Ecke zur Kurve werden soll, muss bei gedrückter Alt-Taste der Ankerpunkt genommen und gezogen werden. Dadurch kann dann gleich die Gewichtung der Griffe eingestellt werden.

Griffe anpassen

Falls die Gewichtung der Kurven nach der Erstellung verändert werden soll, gibt es zwei Herangehensweisen.

  • Bei gedrückter Cmd- bzw. Strg-Taste kann mit dem Direktauswahl-Werkzeug ein Griff auf einer Seite ausgewählt und bewegt werden. Dabei bleibt die Kurve am Ankerpunkt eine Tangente. Die Gewichtung kann aber auf beiden Seiten unterschiedlich sein.
  • Bei gedrückter Alt-Taste kann der Griff «gebrochen» werden. Damit erhält man eine «Ecke» mit unterschiedlichen eingehenden und ausgehenden Kurven.

Freistellen

Ob man bis hierhin alles verstanden hat, findet man am schnellsten heraus, wenn man ein echtes Produkt mittels Zeichenstift freistellt.

Vektormaske

Zuerst sollte man sich eine Vektormaske auf der freizustellenden Ebene anlegen. Am einfachsten geht dies mittels Cmd- bzw. Strg-Klick auf das Ebenenmasken-Symbol.

Um vernünftig arbeiten zu können, sollte man die Dichte der Maske reduzieren.

Die hohe Kunst

Nun umrandet man das Produkt mit dem Zeichenstift und sieht sofort, wie gut man arbeitet. Als Empfehlung ist hier zu sagen, dass man den Pfad eher innerhalb als ausserhalb des Produkts setzen soll. Somit vermeidet man später Blitzer.
Angenehm an der Vektormaske ist jedoch, dass man die Ankerpunkte jederzeit noch anpassen und so die Maske für die Anforderungen perfekt ausgestalten kann.

Kontrolle

Nachdem die Vektormaske fertig ist, kann die Dichte zurückgestellt und das Ergebnis kontrolliert und verfeinert werden.

  • Autor Martin Dörsch
    Martin Dörsch ist Softwaretrainer und Contentcreator aus Linz/Österreich. Er ist u.a. Adobe Education Leader, Wacom Evangelist und Exklusivtrainer für Linkedin Learning. Aus seiner täglichen Praxis nimmt er viel Erfahrung mit in seine Workshops und umgekehrt.
  • Rubrik Imaging
  • Dossier: Publisher 4-2019

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