Nützliche neue Funktionen in Sicht?

Kann ein so komplettes Programm wie Adobe InDesign überhaupt noch erweitert und verbessert werden? Nach dem Update auf die Version 15 (CC 2020) findet man bei genauerem Hinschauen tatsächlich ein paar praxistaugliche Verfeinerungen!

Haben Sie nach der Aktualisierung von InDesign CC 2019 auf CC 2020 irgendeine Veränderung bemerkt? Auf den ersten Blick vielleicht kleine Retuschen an der Oberfläche wie das geänderte «Neu»-Symbol, welches unten rechts beispielsweise im Seiten- oder Ebenenbedienfeld zu finden ist: Es ist jetzt einheitlich als gezeichnet. An der Funktion hat dies jedoch nichts verändert.

Gibt es gewichtigere Verbesserungen? Auf den zweiten Blick findet man diese – und das genauere Hinschauen lohnt sich! Nachfolgend ein Praxistest der wichtigsten Neuerungen.

Spaltenlinien

Über den Dialog Textrahmenoptionen ist es nun (endlich!) möglich, in mehrspaltigen Rahmen Spaltenlinien einzufügen.

Diese Spaltenlinien können mit den bekannten Konturoptionen formatiert werden. Platziert werden sie in der Mitte der Spalte; die horizontale Position im Spaltenzwischenraum kann nach Bedarf korrigiert werden. In der Höhe erstrecken sich die Spaltenlinien von der Oberlänge der ersten bis zur Unterlänge der letzten Zeile.

Persönlich bevorzuge ich meist Spalten­linien von der Versalhöhe der ersten Zeile bis zur Grundlinie der letzten Zeile. Dies kann nicht direkt so eingestellt werden, sondern muss über eine manuelle Korrektur unter den Optionen Anfang und Ende indivi­duell (auf hoher Zoomstufe) einmalig angepasst werden. Das funktioniert gut, so dass dieser Vorgang bei Anwendung von Objektformaten oder beim Ablegen solcher Rahmen in einer Bibliothek nicht wiederholt werden muss.

Einschränkung: Zwischen nebeneinander stehenden Rahmen gibt es auf diese Weise keine Spaltenlinien. Eine solche Funktion wäre hilfreich, da etliche Zeitungen die Spalten­linien vor allem zwischen unterschiedlichen Rubriken und weniger innerhalb eines einzelnen Artikels verwenden.

Workaround 1: Auf die Option Absatzrahmen innerhalb der verwendeten Absatzformate zurückgreifen – damit lassen sich mitlaufende vertikale Linien in beliebigem Abstand zum Text definieren.

Workaround 2: Spaltenlinien wie bisher manuell einziehen (ist eigentlich kein Work­around, sondern gelebte Realität …).

Platzieren von SVG-Dateien

Grafiken in diesem immer beliebteren, verlustfrei skalierbaren Vektorformat werden nun von InDesign beim Platzieren akzeptiert.

Variable Schriftarten

Acumin bzw. Myriad Variable Concept sind zwei mitgelieferte Schriftarten, bei denen Stärke, Breite und Neigung schadlos stufenlos verändert werden können. Dies geschieht über das Symbol im Zeichen-Bedienfeld. Die Technik basiert auf einer ganze Menge hinterlegter Schriftschnitte von ExtraCondensed Thin bis Wide UltraBlack.

Ähnliche Bilder suchen

Adobe Stock wird immer enger integriert. Wenn Sie ein platziertes Bild oder eine Grafik anwählen, finden sie im Kontextmenu oder im Menu Bearbeiten die Funktion Ähnliche Bilder suchen zur Verfügung. Es ist erstaunlich, wie gut das funktioniert (Sie müssen die Funktion ja nicht unbedingt mit Ihrem eigenen Porträt ausprobieren …).

Einige weitere Verbesserungen

  • Bei der Datenzusammenführung mit Bildern steht unter den Rahmeneinpassungsoptionen nun auch Vorhandene verwenden zur Auswahl. Dies ist sinnvoll, wenn die Optionen bereits definiert wurden.
  • Die Funktionen Spaltenspanne, Vertikale Ausrichtung und Spalten ausgleichen sind viel schneller geworden.
  • Das Eigenschaften-Bedienfeld wurde weiter ausgebaut. Der Arbeitsbereich Grundlagen, welcher auf diesem Bedienfeld aufgebaut ist, wird damit immer mehr zur echten Option für effizientes Arbeiten.
  • Sie können den Formaten (Absatz, Zeichen, Objekt, Tabelle, Zelle und mehr) jetzt eine Tastenkombination zuweisen, ohne den Ziffernblock zu verwenden. Da die meisten logischen Tastenkombinationen bereits vergeben sind, ist der Nutzen dieser Neuerung beschränkt. Viel besser ist, die Funktion Schnell anwenden konsequent zu nutzen!

Fazit

Die Anzahl neuer oder verbesserter Funktionen hält sich in Grenzen. Dies kann auch als gutes Zeichen gewertet werden: InDesign ist in den gut 20 Jahren seines Bestehens ausgereift; es muss nicht dauernd alles neu erfunden werden, was sich täglich bestens bewährt. Wichtiger ist eher, dass sich die AnwenderInnen das notwendige Know-how aneignen, um die vielen Funktionen nutzbringend und situativ optimal anzuwenden.

  • Autor Beat Kipfer
    Ausbilder FA, PubliCollege GmbH, 3400 Burgdorf.
    Kurse, Lehrgänge, Firmenschulungen und Support für Print und WebPublishing; Fachlehrer an der Schule für Gestaltung Aargau, Kursleiter an mehreren Schulen in der Deutschschweiz.
  • Rubrik Publishing
  • Dossier: Publisher 1-2020
  • Thema InDesign, Adobe

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