Das Herz der Adobe Experience Cloud schlägt in Basel

Historisch bedingt wird der Adobe Experience Manager als Herz der Experience Cloud von  Basel aus entwickelt. Die von Adobe übernommene Firma «Day Software» hatte hier ihren Sitz und der grösste Teil des ursprünglichen Entwicklerteams ist immer noch an Bord. So gesehen steckt viel Swissness in diesem dynamischen Geschäftsbereich Adobes.  

Rund 140 Mitarbeiter zählt heute das Adobe-Team in Basel, der grösste Teil davon gehört zur Entwicklungsabteilung des aus dem Content Management System der Day Software gewachsenen Adobe Experience Manager (AEM). Weitere Programmierer sitzen unter dem Lead Basels in den USA und in Indien.

Er habe die Übernahme durch Adobe als extrem positiv empfunden, resümiert Lukas Ryf, Site-Leader Adobe Basel. Er kam 1999 zu Day und hat den Börsengang und verschiedene Hochs und Tiefs der Firma mit erlebt, siehe Kasten. «Natürlich ist die Firmenkultur eines Startup nicht mit der eines Grosskonzerns zu vergleichen», so Lukas Ryf. «Wir hatten keine definierten Prozesse und machten einfach drauflos. Mit Adobe hat sich das schlagartig geändert. Es gab jedoch ganz wichtige und verbindende Gemeinsamkeiten in entscheidenden Bereichen wie Innovationskultur und Offenheit. Day war immer Teil der Open-Source-Bewegung und einer der Gründer sass bei der Apache-Foundation im Board. Diese Offenheit und Open-Source-Kultur wird auch unter Adobe weiter gelebt. So haben wir die mit dem AEM-Framework realisierte Implementierung von Adobe.com auf GitHub der Community zur Verfügung gestellt.»

Eat your own dog food

Neben seiner Funktion als Leiter des Standorts Basel ist Lukas Ryf auch für die Architektur, die Entwicklung und den Betrieb der Adobe-Website verantwortlich, was wertvolle Synergien ergebe: «Wir sind so auch unser eigener Kunde und zwar nicht irgendeiner, sondern Kunde Null! Bevor neue Features des Adobe Experience Manager für Kunden freigeschaltet werden, machen wir den Härtetest mit der Adobe-Website. Auch dieses Prinzip des eat our own dog food hatten wir schon bei Day konsequent praktiziert.»

Und die Adobe-Website als Prüfstein hat es in sich: Sie umfasst zusammen mit dem ganzen Hilfebereich und über alle Sprachen hinweg rund eine Million Seiten und verzeichnet rund 25 Milliarden Visits pro Jahr. Damit gehört sie zu den 50 meistfrequentierten Websites der Welt – und zu einer der umsatzstärksten: Rund 50 Prozent der Einnahmen generiert Adobe mit seinen Abo-Modellen und SaaS-Diensten über die eigene Website.

Schweizer Stabilität

Auf die Swissness beziehungsweise auf Schweizer Qualitäten angesprochen, welche die AEM-Lösungen auszeichnen, muss Lukas Ryf nicht lange überlegen: «Die Loya­lität der vielen Entwickler, die von den alten Day-Zeiten her immer noch mit an Bord sind, kommt dem Produkt sehr zugute. Die Stabilität beim Team spiegelt sich quasi in der Stabilität der Lösung wider. Zusammen mit Sicherheit und Verlässlichkeit sind das Werte, die vor allem auch von internationalen Grossunternehmen sehr geschätzt werden.»  

Day Software:
Die Dotcom-Blase überlebt

Das 1993 gegründete Basler Startup Day Software wurde im Frühling 2000 – auf dem Höhepunkt der Dotcom-Blase – von der Bank Vontobel mit einem Kurs von 440 Franken pro Aktie an die Börse gebracht, was dem Unternehmen 125 Millionen Franken in die Kasse spülte.
Zwei Jahre später waren davon über 100 Millionen in die Entwicklung geflossen – oder gemäss damaligem Empfinden nach dem Platzen der Internet-Blase – «verbrannt». Der Aktienkurs stürzte auf unter 3 Franken ab und die Zeitung «Finanz und Wirtschaft» bezeichnete die Chance als gering, dass es dem Unternehmen gelingen würde, in den nächsten Jahren Cash zu erwirtschaften.
Doch Day hatte namhafte und potente Kunden wie die UBS, die Schweizer Post, Sauter oder Kyocera hinter sich und schaffte den Turnaround. Bei der Übernahme im Oktober 2010 konnte Day einen Jahresumsatz von 36,3 Millionen Franken ausweisen und die von Adobe gebotenen 139 Franken pro Aktie entsprachen einem Kaufpreis von rund 255 Millionen Franken.
Für Adobe war das sicher eine sehr lohnende Investition. Der Jahresumsatz mit dem Nachfolgeprodukt Adobe Experience Manager dürfte sich unterdessen gut verzehnfacht haben.

  • Autor Martin Spaar
    Martin Spaar ist Gründer des PUBLISHER und hat diesen kontinuierlich zum führenden Magazin im Bereich Publishing und Digitaldruck im deutschen Sprachraum ausgebaut. Anfang 2019 hat er die Zeitschrift an das junge Team der Pantara GmbH übergeben. Jedoch bleibt er dem PUBLISHER als Autor weiterhin verbunden und ist über freie Mandate auch sonst aktiv in der Schweizer Publishing-Szene unterwegs.
  • Rubrik Publishing
  • Dossier: Publisher 3-2020
  • Thema Adobe Experience Cloud, Basel

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