Weiterbildungen für die Werbetechnik

Nein, der Plural im Titel ist kein Fehler – demnächst werden gleich zwei ­Weiterbildungs­angebote zur Auswahl stehen. Ein Einblick in die Neugestaltung der ­Bildungslandschaft im Bereich Werbetechnik. 

Ich darf auf eine mittlerweile bald 25-jährige Tätigkeit und ganz unterschiedliche Aufgaben (Lernender, Atelierleiter, Ausbilder, Typografischer Gestalter, ÜK-Referent, Prüfungsexperte, Berufsschullehrer und Kommissionsmitglied) im vielfältigen Umfeld der Werbetechnik zurückblicken. Was sich während all dieser verschiedenen Tätigkeiten und Rollen nicht verändert hat, ist meine grosse Begeisterung für das Fach. Es ist sicherlich kein Zufall, dass ich heute in der Bildung tätig bin. Durch verschiedene Aus- und Weiterbildungen haben sich mir spannende berufliche Möglichkeiten eröffnet, welche ich als äusserst wertvoll erachte.

Bildungslandschaft
In einem gesellschaftlichen Umfeld, in dem die späteren Weiterbildungsmöglichkeiten bereits bei der Wahl eines Lehrberufs wichtige Kriterien sind, wird jedes Berufsfeld vor neue Herausforderungen gestellt. Die Haltung des «lebenslangen Lernens» bringt mit sich, dass sich viele Lernende unmittelbar nach dem Abschluss der Grundbildung neu orientieren. Auch im Bereich Werbetechnik ist das zu beobachten. Die Gründe dafür sind ganz unterschiedlich. Was aber sicherlich nicht unterschätzt werden darf, ist die Frage, ob jungen Berufsleuten eine reizvolle Perspektive geboten werden kann. So werden beispielsweise interessante HF-Lehrgänge im gestalterischen Bereich angeboten, die den Studierenden eine spannende Vertiefung und fachliche Qualifikation ermöglichen. Die Problematik ist jedoch, dass diese Fachleute nach Abschluss des Studiums kaum weiter in der Werbetechnik tätig sind. Und genau hier besteht dringender Handlungsbedarf.

Totalrevision als Chance
Nicht wenige Werbetechnik-Betriebe suchen nach kompetenten Fachkräften, die im Atelier mehr Verantwortung übernehmen können. Die bisher angebotene Weiterbildung «Werbetechnikerin/Werbetechniker ED» hat die Bedürfnisse der Branche offensichtlich nur bedingt abgedeckt. So wurde in diesem Zusammenhang oftmals die zu starke Fokussierung auf Management-Kompetenzen kritisiert, sodass der Lehrgang zuletzt aufgrund zu tiefer Anmeldezahlen nicht mehr zustande kam. In einem früheren Artikel (Publisher 6-17) hatten es die Autoren als «Jahrhundertchance» bezeichnet, dass zeitgleich sowohl die Grund- als auch die Weiterbildung der Werbetechnik einer Totalrevision unterzogen werden sollte. In diesem Zusammenhang wurde eine Bedürfnisanalyse innerhalb der Werbetechnik-Branche durchgeführt und die über alle Stufen vermittelten Lerninhalte auf Relevanz geprüft. Dadurch konnte der aktuelle Bedarf an Bildungsangeboten aus Sicht der Branche aufgezeigt werden. In den entsprechenden Kommissionen des Verbands Werbetechnik und Print (VWP) wurde in der Folge intensiv an der Erarbeitung der entsprechenden Bildungsprofile gearbeitet. Dabei wurde grosser Wert auf die Koordination von Lerninhalten zwischen Grund- und Weiterbildung gelegt.


Neue Weiterbildungsangebote
Für den Bereich der Weiterbildung wurden zwei aufeinander abgestimmte Ausbildungsprofile erarbeitet. So wird eine komplett neu entwickelte Berufsprüfung «Fachspezialistin/Fachspezialist Werbetechnik EFA» angeboten. Diese richtet sich an Fachleute, die im werbetechnischen Betrieb fachliche Verantwortung übernehmen und zuständig sind für konzeptionelle, gestalterische, planerische sowie koordinative Aufgaben. Weiter erhalten Interessierte die Möglichkeit, einen Abschluss als «Werbetechnikerin/Werbetechniker ED» zu erlangen. Dieser richtet sich an Berufsleute, die als Inhaber/-in, Geschäftsführer/-in oder ­Abteilungsleiter/-in einen werbetechnischen Betrieb leiten oder entwickeln möchten. Beide Lehrgänge werden berufsbegleitend während je drei Semestern angeboten. Aktuell werden die detaillierten Lerninhalte durch Fachpersonen aus der Branche, der Bildung und dem Verband entworfen. Ziel ist, dass der erste Lehrgang Fachspezialistin/Fachspezialist Werbetechnik EFA im Sommer 2021 gestartet werden kann. Die genauen Details dazu werden, sobald sie fixiert sind, über die Website des Verbands (VWP) kommuniziert.


Mehrwert für alle Beteiligten
Ich bin als Fachmann und Mitglied der Kommission für die Erarbeitung der Weiterbildungsangebote überzeugt, dass wir mit den neuen Ausbildungsprofilen den Bedürfnissen aller Beteiligten gerecht werden. Interessierte Fachleute erhalten endlich die Gelegenheit, speziell auf den Tätigkeitsbereich Werbetechnik zugeschnittene Weiterbildungen zu absolvieren. Die dadurch erweiterte Fachkompetenz soll im Betrieb Perspektiven eröffnen. Inhaber und Verantwortliche werbetechnischer Betriebe erhalten damit die wiederholt geforderte Möglichkeit, kompetente Fachleute aus den eigenen Reihen weiterzubilden oder neue gut ausgebildete Mitarbeitende einzustellen. Aus meiner Sicht entsteht hier eine klassische Win-win-Situation, welche unsere Werbetechnik-Branche nachhaltig stärkt, sofern die Angebote auch tatsächlich genutzt ­werden. 

Dominique Kerber ist Berufsschullehrer an der Schule für Gestaltung Zürich und Mitglied der Prüfungskommission HFP des VWP.

  • Autor Dominique Kerber
    Dominique Kerber ist Typedesigner, Typografischer Gestalter, Berufsfachschullehrer (Schule für Gestaltung Zürich) und Mitglied der Prüfungskommission HFP des VWP.
  • Rubrik Werbetechnik
  • Dossier: Publisher 6-2020
  • Thema Werbetechnik, Weiterbildung

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