Mindmapping in der professionellen Anwendungspraxis

Sammeln, Formen und Teilen von Gedanken und Ideen

Durch Mindmapping werden sowohl ­analytisch als auch kreativ ausgerichtete Hirnareale aktiviert. Selbst unter hohem Zeit- bzw. Anpassungsdruck lassen sich mit dieser Visualisierungstechnik Denkblockaden lösen und zuverlässig Ergebnisse erzielen. Ihre Anwendung ist grundsätzlich unabhängig von konkreten Inhalten oder Aufgaben. Im Gesamtbild weisen Mindmaps die Struktur eines Baumdiagramms auf. Ausgerichtet auf ein assoziatives Denken entstehen immer weitere «Verästelungen», über die Gedanken und Ideen gesammelt, geformt und schliesslich geteilt werden können.

Rechts ausgerichtete Mindmap unter dem MindManager 21

Hintergründe
Bereits in den 1960er Jahren prägte der britische Psychologe und Neurowissenschaftler Anthony Peter «Tony» Buzan (1942 – 2019) das Mindmapping. Heute zählt dieses zu den bekanntesten Kreativitätstechniken. Sein entscheidender Vorteil begründet sich in einer abweichenden neuroanatomischen Ausbildung und damit einhergehenden Aufgabenverteilung der menschlichen Grosshirnhemisphären (Lateralisation).

Mindmaps oder auch Gedankenkarten bilden die Entwicklung von Gedanken und sich anschliessender Ideen visuell ab. Individuelle Denkpräferenzen sind dabei nicht relevant. Vielmehr sind Menschen mit einer ausgeprägten Empathie oder mit einem Drang zum Experimentellen genauso in der Lage, die Technik wirksam zu nutzen, wie diejenigen, deren Denkmuster eher rational oder organisatorisch orientiert sind.

Analoges Mindmapping
Für ein konventionelles Arbeiten spricht das parallele Ansprechen mehrerer Sinne (Synästhesie). Dieses kann kreative Prozesse deutlich fördern. Im einfachsten Fall sind dazu nur zwei Dinge erforderlich: ein Blatt unliniertes Papier im DIN A4-, besser im DIN A3-Querformat und eine möglichst hohe Anzahl an Buntstiften.

Im Zentrum wird der sogenannte Wurzelknoten, oder Hauptknotenpunkt, platziert. Von diesem her ergeben sich immer weiter ausdifferenzierende Verästelungen. In der Folge entsteht eine Form, für die sich in der Natur zahlreiche Vorbilder finden lassen: etwa die Krone oder das Wurzelwerk eines Baums, ein Spinnennetz oder ein neuronales Netzwerk.

Mindmaps nach Tony Buzan bilden eine Heugabel-Variation ab. Alternativen sind Fischgräten- bzw. Cluster-Darstellungen. Letztlich ist die Entscheidung für ein bestimmtes Muster allein von den persönlichen Vorzügen der Anwender abhängig. Entsprechende Auswirkungen auf die Effizienz der Technik bestehen nicht.

Abb. 2: Merkmale von Mindmaps bzw. Gedankenkarten

Details
Fortlaufende Äste oder Zweige werden nach dem Buzanschen Modell mit gedanklich verknüpften Begriffen beschrieben. Im Vergleich zu Listen ergibt sich damit eine enorme Flexibilität in der Anordnung der Assoziationen.

Vom Grundsatz her sind Mindmaps nicht zwingend auf die Umsetzung einer Subsumtionstechnik (Unterordnung) ausgerichtet. Gleichwohl können nicht zuletzt Kategorisierungen bzw. Hierarchisierungen das spätere «Begreifen» erheblich begünstigen. Einem «Speichern» von Gedanken und Ideen arbeiten Bilder nachhaltig zu.

Nicht nur der Haupt- bzw. Ausgangsbegriff im zentralen Knoten sollte folglich mit einem Scribble oder Symbol vom Stil eines Piktogramms in Verbindung gesetzt werden. Ebenso fordert Buzan dies für sämtliche folgenden Begriffe der Assoziationskette. Bilder mögen dabei auch dreidimensional gehalten sein. Gedanken und Ideen werden als Schlüsselwörter in Druck- bzw. Grossbuchstaben festgehalten.

Unerlässlich für das Mindmapping ist der Einsatz von Farben. Der Fantasie sind beim Ausgestalten der Schrift sowie beim Skizzieren keinerlei Grenzen gesetzt. Mehr noch: «Je bunter, umso wirksamer!» könnte als ein Leitsatz gelten.

Durch klassische Buntstifte, Textmarker und sonstige Schreibutensilien sowie durch variierende Strichstärken entstehen Priorisierungen. Und Radiergummis können helfen, die Vermischung von Sinnesebenen sichtbar zu machen.

Raumkonzept
Wie andere Kreativitätstechniken bedingt auch das Mindmapping ein bestimmtes Raumkonzept: Viel Tageslicht, eine angemessene bzw. vernünftige Raumtemperatur und ein ausreichendes Mass an Frischluft gehören zu den diesbezüglich wichtigsten Rahmenbedingungen.

Zudem trägt die Qualität von Sitzmöbeln erheblich zur Befindlichkeit der Anwender bei. Eine entsprechende Haltung wirkt sich nämlich unmittelbar auf die Sauerstoffzufuhr im menschlichen Körper aus. Für ein Arbeiten im Stehen, so unter Einsatz eines Whiteboards, trifft dies ebenso zu.

Selbstverständlich ergeben sich in der Realität unzählbare Abwandlungsmöglichkeiten in der konkreten Umsetzung der Technik. Schliesslich wird jede Anwenderin, jeder Anwender einen individuellen Weg finden, um möglichst produktive Grundlagen bzw. Bedingungen zur Erhöhung der Effizienz zu schaffen.

Praxis
Mindmapping kann unter anderem auch zur persönlichen Produktivitätssteigerung eingesetzt werden. Weitere typische Anwendungsbereiche von Mindmaps sind zum Beispiel:

  • Erstellung von Checklisten (Aufgabenmanagement)
  • Protokollierung von Sitzungen (inhaltliche Zusammenfassung)
  • Vorbereitung von Vorträgen (Gliederung komplexer Themen)
  • Lernen (Schule, Ausbildung, Studium usw.)
  • Unternehmensplanung (Business Plan)
  • Steuerung bestehender Geschäftsprozesse (Prozessoptimierung)
  • Informations- und Wissensmanagement (Innovationsentwicklung, Mindmaps als Datenbank)
Beispiel für eine Mindmap mit Mindmeister

Digitales Mindmapping
Die digitale Anwendung erlaubt seit längerem einen cloudbasierten oder/und kollaborativen Einsatz von Mindmaps, mitunter sogar in Echtzeit. So wird es im phasenbasierten, agilen oder hybriden Projektmanagement und ebenso im Geschäftsprozessmanagement (GPM) regelmässig genutzt.

Ferner ist es für die Ideenfindung im Design Thinking oder in einschlägig orientieren Meetings innerhalb von Scrum- bzw. Kanban-Teams prädestiniert. Vergleiche dazu den Beitrag des Verfassers in der
PUBLISHER-Ausgabe 5-20.

Als Ergänzung zum digitalen Mindmapping finden sich in der Rubrik «Tipps und Tricks» ausführliche Einordnungen der Standard-Applikationen MindManager (Mindjet bzw. Corel) sowie MindMeister (MeisterLabs) und ihrer Anwendungsmöglichkeiten und jeweiligen Vorteile.

Fazit
Als gehirngerechte Technik ist Mindmapping leicht und schnell zu erlernen. Kennzeichnend ist die individuelle Adaptierbarkeit – förmlich, durch Ausprägung eines ­persönlichen Stils in der Darstellung, sowie vor allem thematisch, durch Anpassung an entsprechende Inhalte und Aufgaben: etwa in der Abwandlung von Concept oder Business Maps.

Nach wie vor weist eine analoge Anwendung Pluspunkte auf. In der professionellen Praxis aber besitzt allein ein digitales Mindmapping das Potenzial einer nicht zuletzt räumlich unabhängigen Zusammenarbeit von Teammitgliedern. Lösungswege können so effektiv und vor allem effizient ­beschritten werden: Das Richtige tun, statt Irgendwas richtig tun! 

Kommentieren

60 − 55 =

*Pflichtfelder

Ihre Persoenlichen Daten werden nicht veroeffentlicht oder weitergegeben.