PDF-Ausgabe – crossmedial

Kunden neigen verständlicherweise dazu, alles zu einem möglichst günstigen Preis erhalten zu wollen. Zudem ­möchten sie ihre Dateien in einem crossmedialen, sprich ausgabeneutralen Umfeld einsetzen und zukunftssicher archivieren. Dieser Beitrag geht der Frage nach, ob eine solche Produktion möglich ist. Dazu gehören die Definition einer medienneutralen Farbe und die Wahl des ­geeigneten PDF-Standards.

Farben zu definieren mag einfach erscheinen, aber diese dann digital und analog wiederzugeben, hat schon manche Menschen – auch Profis – zur Verzweiflung gebracht. Das liegt einerseits an der Komplexität des Themas «Farbmanagement», andererseits an der wenig intuitiven und oft nicht mehr zeitgemässen Benutzerführung in den meisten Anwenderprogrammen.

Crossmediale Ausgabe erhebt den Anspruch, einmalig eine Farbe zu definieren und damit sowohl digitale als auch analoge Ausgabeziele zu bedienen. Es folgt ein Überblick über die damit verbundenen Probleme, mögliche Lösungen und die Leistungsfähigkeit verschiedener Programme.

Es gibt eine Vielzahl von Farbsystemen, die nicht lizenzfrei sind und meist nur in Profi-Anwendungen zum Einsatz kommen.

Farbdefinition traditionell
In der Praxis wird Farbe oft mittels lizenzierter Farbmuster von Herstellern definiert, welche sich in einem geschlossenen System gut verarbeiten lassen. Solche Farbbibliotheken sind in professioneller Kreativ-Software grösstenteils, wenn auch in unterschiedlichem Umfang und Qualität, enthalten. Kommt andere Software zum Einsatz, stellt sich die Frage, ob diese mit den Farbsystemen umgehen kann und die Farbwerte in der Ausgabe überhaupt erreicht werden können.

Farbausgabe und ihre physikalischen Grenzen
Die Reproduzierbarkeit von Farben stösst je nach Ausgabemedium und -verfahren an physikalische Grenzen. Im Alltag spricht man hier von Farbräumen und -modellen (PUBLISHER 3-2018). Möchte man Farben in möglichst vielen Zielmedien so konstant wie möglich wiedergeben, so ist es am besten, diese Ausgaben miteinander zu vergleichen und eine Schnittmenge der physikalisch erreichbaren Farben für sämtliche gewünschten Medien zu wählen.

Ein Beispiel für Bilddaten: Sie möchten für gestrichene Papiere und in digitalen Medien ausgeben. Es empfiehlt sich dann, die Schnittmenge von eciCMYK_v2 und sRGB einzusetzen, um Farbe crossmedial und farbsicher zu produzieren (siehe auch freieFarbe.de und pro2media.ch).

Grafik- und Bilddaten sollen für den Einsatz in unterschiedlichen Programmen und Ausgaben aufbereitet werden.

Farbdefinition mit Zukunft
Farbe ist per se frei am Computer wählbar. In Programmen können wir heute Farbwerte, welche auf reinen Zahlen basieren, definieren und diese in andere Farbsysteme oder Modelle umrechnen.

Was dabei nicht berücksichtigt wird, ist die Lichtart und das Material, für das die Farbe ausgegeben werden muss. Dies hat zur Folge, dass ein offener Standard für Farbbibliotheken ins Spiel kommen muss, nämlich das von X-Rite entwickelte Color Exchange Format. CxF ermöglicht die Speicherung von Farbinformationen für verschiedene Ausgabeziele in ein und derselben Datei einerseits, die Verwendung von Spektraldaten andererseits. Darüber hinaus ist das Format so ausgelegt, dass es sowohl von Endanwendern als auch Farbherstellern verwendet werden kann.

Die Bilddaten werden im ausgabeneutralen RGB bearbeitet, jedoch mit aktiver Farbumfangwarnung. Durch die graue Markierung wird ersichtlich, was ausserhalb des gewählten CMYK zu stehen kommt.
Bei den Grafiken wird die Schnittmenge – kleinster gemeinsamer Nenner – von RGB und CMYK ­definiert, um Farben sicher und crossmedial einzusetzen.

PDF/A oder PDF/X?
Die beiden Standards PDF/A und PDF/X wurden von unterschiedlichen Interessengruppen ausgearbeitet. So ist PDF/A die Norm für die Langzeitarchivierung von Dokumenten, während es sich bei PDF/X um eine Norm für den Datenaustausch mit Druckereien handelt (A = Archive und X = Exchange).

Beide Standards beinhalten in vieler Hinsicht gemeinsame, einzuhaltende Vorgaben zur Erstellung von PDFs, wie die Einbettung von Schriften, Vektor- und Pixeldaten. Mit spezieller Software wie dem pdfaPilot der Firma Callas, kann mit nur einem Klick nach PDF/A und PDF/X ausgeben werden.

Einfache Ausgabe nach PDF/A und PDF/X mit dem Callas pdfaPilot.

Professionelle Layout-Software und Medienneutralität
Der Layout-Marktführer InDesign schlägt sich in Sachen Medienneutralität erstaunlich schlecht. Grund ist, dass schon beim Erstellen eines neuen Dokumentes die Festlegung auf ein Ausgabeziel (z. B. Druck, Web, eBook) erzwungen wird. Immerhin unterstützt InDesign PDF/X-3 oder höher, was bedeutet, dass RGB-Daten beim Export nicht automatisch nach CMYK konvertiert werden. Möchte man aus InDesign ein PDF/A mit einem RGB Intent erzeugen, benötigt man zusätzliche Software. QuarkXPress unterstützt beim Export die PDF/X und auch PDF/A-Normen.

Ein künftiges Farben-CD sollte zwingend genaue Angaben zu gewählten RGB- und CMYK-Profilen enthalten, Lab- und Hex-Werte, wenn möglich, ebenfalls.

Office- und OpenSource-Anwendungen mit PDF-Export
Aus vielen Office-Programmen lassen sich einfach PDF/A-Dateien, auch in aktuellen Versionen, exportieren. In Sachen PDF/X funktioniert dieser Vorgang nicht, da Bürodrucker Farbdaten im sRGB-Raum erwarten. Mit CMYK-Farben können die Programme nicht umgehen, und Farbkollektionen von Herstellern wie Pantone werden nicht unterstützt. In LibreOffice kann man – nach vorausgegangener Konvertierung in das softwareinterne, sRGB-unterstützende Format – solche Dateien immerhin «unterjubeln». Verlangt ein Dienstleister trotzdem vom Kunden eine PDF/X-Datei, so müsste sich dieser zusätzliche Software anschaffen, welche in der Lage ist, hochwertige PDF/X zu erstellen. Das kommt in der Praxis kaum vor, weil es die Kosten auf der Kundenseite in die Höhe treibt.

Aus den genannten Gründen sollte sich ein Dienstleister überlegen, dem Kunden zu empfehlen, aus diesen Programmen ein PDF/A anzuliefern. Diese verwenden in jedem Fall sRGB und wären somit zumindest potentiell ausgabeneutral.

Dienstleister besitzen in ihren bestehenden Workflows Software, welche aus PDF/A im Handumdrehen PDF/X erstellen kann. Selbstverständlich müssen solche Dateien einem Proof im Hinblick auf die gewünschte Ausgabe unterzogen werden, um dem ­Kunden Farbverschiebungen rechtzeitig zu ­melden.

Bei vielen Open-Source-Programmen verhält es sich ähnlich. Doch einige, wie zum Beispiel Scribus, sind auch in der Lage, mit Schmuckfarben und CMYK-Definitionen zu arbeiten. Darüber hinaus kann Scribus als bisher einziges Anwenderprogramm mit CxF-Dateien umgehen (PUBLISHER 2-2020). Ein PDF/X-Export aus Scribus ist möglich, aber PDF/A wird noch nicht unterstützt, ­obwohl seitens der Entwickler Interesse besteht.

Dienstleister verfügen über funktionierende Farbmanagement-Lösungen, die ein Umrechnen für die gewünschte Ausgabe automatisiert handhaben.

Fazit
Vor Start eines Publishing-Projektes sollten Kunde und Dienstleister miteinander den Workflow klären, also ob Daten crossmedial oder für eine spezifische Ausgabe aufzubereiten sind. Diese Informationen gehen daraufhin in die Technik des Dienstleisters ein, der wissen sollte, was zu tun ist.

Eine professionell betreute ausgabeneutrale Aufbereitung von Daten hat viele Vorteile. Dazu gehören Zeiteinsparungen durch einfaches Farbmanagement, einfache PDF-Ausgabe, einmalige Dokumentaufbereitung, verbunden mit einem hohen Mass an Farbsicherheit. Darüber hinaus entfallen auf der Kundenseite Investitionen in zusätzliche Software oder Workflows. Es braucht jedoch die Bereitschaft, neue Wege zu gehen. 

Peter Jäger ist Ausbildner digitale ­Bildbearbeitung, Farbmanager und PDF-Experte

pro2media + com2publish
8623 Wetzikon
www.pro2media.ch

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