Welche Bilddaten für die Ausgabe?

In der letzten Ausgabe habe ich die Bildauflösung ppi und die Bit-Tiefe besprochen. Hier zeige ich die Zusammenhänge rund um das Druckresultat auf.

Wie ich in der letzten Ausgabe dargelegt habe, erzeugt die Kamera mehr Daten als im Druck oder auf dem Screen benötigt werden. Für den Offset- oder Digitaldruck wird eine optimale Auflösung von 300 ppi benötigt. In Photoshop kann im Menü Bild unter Bildgrösse die Auflösung eingestellt werden. 150 ppi gilt als untere Qualitätsgrenze. Der Vergleich oben mit der Kuh zeigt die Unterschiede auf. Bei der Ausgabe von Wandbildern, Roll-up-Displays oder Plakaten auf Tintenstrahldruckern ist die benötigte Auflösung weit geringer. In diesen Bereichen liefern die Dienstleister die Angaben für die Auflösung, die du benötigst.

21,3 x 14,2 cm, 300ppi, 12,1MB
Bei 300 ppi ist die optimale Bildqualität erreicht. Eine höhere Auflösung bringt keinen Qualitätsgewinn. Foto: Engstlensee, © Ralf Turtschi.

Die Umwandlung von Pixeln im RGB-Farbmodell zu Rasterpunkten im CMYK-Farbmodell wird vom Raster Image Processor (RIP) vorgenommen. Diese Software folgt vorgeschriebenen Anweisungen (Rendering Intent), die einem bestimmten RGB-Farbwert einen CMYK-Farbwert zuweist. Die Pixelwerte bestehen wie besprochen aus einer digitalen Farbadresse in RGB, abgestuft von 0 bis 255. Der RIP hat die Aufgabe, diese Werte in eine prozentuale Farbdeckung umzurechnen. Im Druck sprechen wir nicht von Tonwerten von 0 bis 255, sondern von Farbdeckung in Prozent. 0 % bedeutet also gar keine Farbe auf dem Papier, 100 % die volle Deckung. 50 % Schwarz heisst, die Hälfte des Papiers ist mit Druckfarbe bedeckt. Man kann nicht verschiedene Tonwerte drucken, sondern nur einen Volltonwert zu Papier bringen. Ein Tonwert wird durch verschieden grosse Rasterpunkten simuliert. Allerdings sind die Punkte so fein, dass sie nur mit der Lupe erkennbar sind.

Die obere Darstellung zeigt den Querschnitt der aufeinanderliegenden Druckfarben als Säulenmodell. Der runde Punkt zeigt die Säule von oben, also das, was wir auf dem Papier in der Mischung sehen. Die maximale und druckbare Farbschichtdicke beträgt in allen vier ­Farben 330 %, in der Zeitung 280 %. Eine höhere Dicke ist nicht möglich, da die Farbe sonst nicht mehr auf dem Papierbogen haftet. Es ist vergleichbar mit einem Stück Brot, welches mit Butter, Honig, Nutella und Konfitüre bestrichen wird. Das hält auch nicht aufeinander.

Es gibt verschiedene Auslegungen, um ein sattes Violett auf dem Bildschirm zu einem müden Magentablau umzuwandeln. Je nach Druckverfahren, Druckmaschine und Papiersorte wird noch ein Farbprofil hineingerechnet, welches das Druckresultat optimieren soll. Weil jeder Raster Image Processor die Farbumrechnung auf seine Weise gestaltet, ist eine exakte und vergleichbare Wiedergabe innerhalb der Druckverfahren kaum möglich. Im Beispiel mit den Farbsäulen unten links sieht man solche unterschiedlichen Auslegungen, die in der Mischung alle zu Schwarz führen. Der Druckprozess ist aber darauf ausgelegt, dass mit möglichst wenig Farbe das Resultat erreicht wird. Farbe zu sparen, bedeutet weniger Kosten und eine schnellere Trocknung der Druckbogen für die spätere Weiterverarbeitung. Die Farbgebung im Druck ist also nicht allein daraufhin ausgelegt, möglichst so wie auf dem Screen auszusehen.

Bei der Ausgabe des Datenformates bestehen verschiedene Möglichkeiten. Wenn das Foto fertig bearbeitet ist, kann man es für Printprodukte als Photo­shop-Datei (.psd) weitergeben. Das Bild wandle ich nie in CMYK um. Bei der Umwandlung von RGB in CMYK entsteht zwangsläufig ein irreversibler Farbverlust. Viele Portale wie Fotobücher, Geschenkartikel, Wandbilder und Kalender akzeptieren nicht automatisch alle Bilddatenformate mit Dateierweiterungen wie .psd, .tiff., .png usw. JPG wird als anerkannter Standard hingegen überall verarbeitet. Ein Bild darf man also für den Druck ohne Probleme als JPG abspeichern, wenn möglich in der höchstmöglichen Qualitätsstufe. Je nach Motiv wird dabei die Dateigrösse massiv reduziert. Mit dem Programm JPEGmini Pro kann ich ein JPG nochmals verlustfrei komprimieren, sodass ich eine Bilddatei von 60 MB auf einen Zehntel verkleinern kann. Meine Bilder lasse ich meistens mit allen Ebenen, Pfaden und Kanälen als .psd. in RGB stehen und importiere sie so ins Layoutprogramm. Bei Printerzeugnissen wie Wandbildern oder bei der Fotobuchherstellung exportiere ich die Bilder im Format JPG.

Oft wird aus falscher Angst eine viel zu grosse Bilddatei zur weiteren Verarbeitung an Dienstleister weitergegeben. Nehmen wir als Beispiel die Vollformatkamera Nikon Z7, die 8256 × 5504 Pixel (45,4 Megapixel) aufzeichnet. Wenn wir daraus ein 20 cm breites Bild in einem Magazin publizieren möchten, dann benötigen wir 20 cm × 120 = 2400 Pixel. Die Höhe ergibt sich: 13,3 cm, was eine Pixelzahl von 1600 ergibt. Wir können das Bild also optimal drucken, wenn es bloss 3,84 Millionen Pixel enthält. 45,4 Millionen der Kamera sind für diese Aufgabe massiv zu viel. Wir benötigen nur gerade 8,45 % der ursprünglichen Pixel, um das Bild im Offset oder im Digitaldruck in einer Grösse von 20 × 13,3 cm optimal drucken zu können. Wenn wir das Bild in einem Fotobuch in A3-Grösse haben wollen, genügen 18 Megapixel vollauf. Die grössere Auflösung der Profikameras nützt bei der Zuschneidung von Bildern (z. B. in der Naturfotografie mit Wildtieren) oder wenn man wirklich grosse Bildformate für Wandbilder ausgeben möchte. Für die meisten Ausgabeanwendungen in der Amateur- wie auch in der Profifotografie reichen 20 Megapixel völlig aus. 

21,3 X 14,2 cm
150 ppi
3,02 MB
21,3 X 14,2 cm
100 ppi
1,34 MB
21,3 X 14,2 cm
72 ppi
713,1 kB

Bei 150 ppi ist die untere Qualitätsschwelle erreicht, ab hier beginnt die Detailzeichnung zu leiden bis hin zu Pixelstufen, die bei noch niedriger Auflösung sichtbar werden.

Dateigrösse für Social Media
Während im Qualitätsdruck die Wiedergabefeinheit durch die Rasterweite (z. B. 70er-Raster) oder im Tintenstrahldruck die dpi-Zahl (z. B. 300 dpi, 600 dpi) definiert ist, wird in digitalen Kanälen die Feinheit durch die Bauweise des Bildschirms festgelegt. Ältere Modelle basieren auf 72 oder 96 ppi, was auch heute noch als Standard für Webapplikationen gilt. Ich ziehe hier den Vergleich mit modernen Handydisplays wie dem verbreiteten iPhone 11 Pro. Es verfügt über 2436 × 1125 Pixel bei einer Pixeldichte von 458 ppi. Die Auflösung wird von Apple als Retina-Display bezeichnet, was bedeutet, dass sie feiner als das das menschliche Wahrnehmungsvermögen ist.

Bei Webapplikationen gilt jedoch nicht die Auflösung als das Mass aller Dinge, sondern die Ladegeschwindigkeit, die durch grössere Datenvolumen gebremst wird. Die Datengeschwindigkeit ist begrenzt durch die Kapazität, die in internen Netzwerken, durch Kupfer-/Glasfaserkabel oder die Funkstandards 4G/5G gegeben ist. Sie wird in der Regel mit kbit/s, Mbit/s oder Gbit/s angegeben, abgekürzt kbps, Mbps oder Gbps. Kleine Bilddaten werden im Internet schneller transportiert und auf dem Device aufgebaut. Ruckelnde Bild- oder Tondateien sind lästig, das Problem kann mit der richtigen Dateigrösse (Kompression) minimiert werden.

Erstaunlich ist nun, dass die Bildgrössen im Internet noch viel kleiner sind als ich vorangehend für den Printbereich besprochen habe. In einem Blog wird beispielsweise eine maximale Bildbreite von 1200 Pixeln erwartet, dazu eine maximale Grösse von 80 KB. Wie das?

In Photoshop gibt es eine Exportfunktion für Web: Datei > Exportieren > Für Web speichern (Legacy) … Im Pop-up-Fenster kannst du die gewünschten Einstellungen vornehmen, wie sie in der Abbildung ganz unten aufgezeigt sind. Mit dem Schieberegler beim Format JPEG stellst du den Regler bei Qualität so ein, bis die Bildgrösse unter dem Vorschaubild der gewünschten Bildgrösse entspricht, in der Abbildung ist sie 72,36 KB. Das Foto hat eine Grösse von 1200 × 800 Pixeln, also 0,96 Megapixeln. Im Vergleich mit der Auflösung von 45,4 Megapixel einer Vollformatkamera des Typs Nikon Z7 haben wir beim Blog einer Webapplikation gerade mal mit rund 2 % der Pixelzahl zu tun, die eine Vollformatkamera auf die Karte schreibt. Mit anderen Worten: Wir erzeugen damit für eine Ausgabe im Internet 98 % Pixelüberschuss. Und trotzdem scheint das Bild auf dem Handy, dem Tablet oder auf dem Laptop noch immer in ansprechender Qualität zu sein.

Kamera oder Handy?
Es stellt sich die Frage, inwieweit die Dateigrösse in der Bildwiedergabe eine Rolle spielt. Man liest ja immer von eindrücklich guten Handykameras. Mehrere Kameramodule der Handys vermögen mit Kontrasten weit besser umzugehen, als dies professionellen Kameras können. Zum Beispiel gelingt ein Sonnenuntergang mit der Profikamera fast nie, da die goldene Sonne in aller Regel weiss abgebildet wird, sofern sie nicht bildfüllend aufgenommen wird. Die drei Module eines iPhone 11 Pro zeichnen die Sonne golden auf. Die im Handy verbaute Software ist in diesem Beispiel jener in der Kamera überlegen. Hingegen stelle ich Farbsäume und Artefakte fest, die ich allerdings auf dem Handy nicht sehen kann – erst in der Vergrösserung auf dem Computerbildschirm treten sie hervor. Wer mit dem Handy unterwegs ist, sollte deshalb die Fotos im Internet veröffentlichen, und für hochwertige Prints eine teure Kamera benützen, die aber bezüglich Datengrösse nicht zwingend einen Vollformatsensor aufweisen muss.

Photoshop-Export: Datei > Exportieren > Für Web speichern (Legacy) …
Hier wird die Grösse in Pixeln festgelegt, sowie mit der JPG-Qualität die ­Dateigrösse verringert.
  • Autor Ralf Turtschi
    Ralf Turtschi ist Inhaber der R. Turtschi AG. Der Autor ist als Journalist und Fotoreporter für die Gewerbezeitung, unteres linkes Zürichseeufer und Sihltal, unterwegs. Er ist als Dozent beim zB. Zentrum Bildung, Baden,
    tätig, wo er im Diplomlehrgang Fotografie der Masterclass Fotografie und an der Höheren Fachschule für Fotografie unterrichtet.
  • Rubrik Imaging
  • Dossier: Publisher 3-2021
  • Thema Bildwiedergabe

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