Affinity Photo – Retusche Grundlagen

Affinity Photo bietet eine Vielzahl an Werkzeugen an, um Pixel zu verändern und ­Fehlstellen zu korrigieren. In diesem Artikel der Affinity Photo Serie schauen wir uns die Grundlagen der Retusche an.

Retusche in Affinity Photo ist sowohl präzise als auch schnell.

Neue Ebene
Für maximale Flexibilität ist das Retuschieren auf einer eigenen Ebene unumgänglich. Somit sollte man vor Retusche-Arbeiten immer eine leere Pixelebene anlegen und direkt danach beim Retusche-Werkzeug der Wahl überprüfen, ob man auf der aktuellen Ebene oder auf der aktuellen Ebene & darunter Bildinformation aufnimmt. Diese Einstellung findet man beispielsweise beim Klonen- und Reparatur-Werkzeug in der Optionsleiste. Falls dies nicht aktiviert ist, stempelt man transparente Pixel über transparente Pixel, was für das gewünschte Retusche-Ergebnis nicht zielführend ist.

Pinseleinstellungen
Für Werkzeuge mit Pinselspitzen – wie das Pinsel-, Stempel- und Reparatur-Werkzeug – kann man die Eigenschaften sehr gezielt vornehmen. Dafür gibt es in der Optionsleiste Regler mit denen man die Breite, die Deckkraft, den Fluss und die Härte einstellen kann.

Damit man aber schnell und intuitiv die Breite und Härte einstellen kann, gibt es folgenden wichtigen Shortcut: Auf der Tastatur hält man control + option gedrückt, klickt und hält die linke Maustaste und bewegt danach die Maus horizontal für die Breite und vertikal für die Härte der Pinselspitze.

Die Pinsel in Affinity Photo lassen sich auf unterschiedlichste Arten steuern.

Mehr Pinseleinstellungen
Des Weiteren findet man noch einen Mehr-Button, der den Pinsel-Auswahl-Dialog öffnet. Darin finden sich Allgemeine Einstellungen zu Pinsel-Spitzen aber auch der Reiter Dynamik, mit dem man digital aussehenden Pinselspitzen sehr schnell Leben einhauchen kann. Vor allem für Grafiktablett-Benutzer ist dieser Dialog von entscheidender Wichtigkeit!

Kopieren von Bildpixel
Das Klonen-Werkzeug ist der Klassiker unter den Retusche-Werkzeugen. Dabei werden Bildbereiche 1:1 an eine andere Stelle kopiert. Dafür wird mit gedrückter Optionstaste und Mausklick der Bildbereich definiert und dieser danach ohne Optionstaste eingefügt.

Bevor man aber mit der Retusche startet, sollte man, wie weiter oben erwähnt, eine neue leere Ebene anlegen.

Für weitere Flexibilität kann mit dem Klonen-Werkzeug auch die Deckkraft angepasst werden. Wenn diese reduziert ist, können Bildbereiche «Schicht für Schicht» aufgetragen und die gewünschte Retusche langsam aufgebaut werden.

Reparaturpinsel
Von der Handhabung sehr ähnlich zum Kopieren-Werkzeug ist der Reparaturpinsel. Hier wird genauso mittels Optionstaste und Mausklick die Quelle definiert und ebenso kann bzw. soll auf einer leeren Ebene gearbeitet werden.

Doch der grosse Vorteil besteht in der Verrechnung der korrigierten Bildelemente. Hier werden Pixel nämlich nicht 1:1 von der Quelle auf den Zielbereich übertragen, sondern zusätzlich die Struktur und Helligkeit miteinander verglichen und verrechnet. In den meisten Fällen ergeben sich dadurch auch wesentlich bessere Ergebnisse. Nur an Kontrastkanten kann es zu unerwünschten Farbänderungen kommen, die man aber – dank eigener Retusche–Ebene – schnell wieder wegradieren kann.

Quell-Position
Als generelle Empfehlung möchte ich noch mitgeben, häufig die Position der Quelle (Option-Klick) zu ändern und bei der Struktur möglichst an den Ziel-Pixel zu denken. Damit wird ein realistisches Ergebnis bei der Retusche erzielt. Wenn man immer den gleichen Abstand zwischen Quelle und Ziel beibehält, sind Wiederholungen im Muster sehr schnell möglich – und dadurch wird die Retusche sichtbar.

Liquify Persona
Für die Korrektur von Formen bietet Affinity Photo einen eigenen Arbeitsbereich – eine sogenannte Persona – an: die Liquify Persona.

Bevor man diese aber öffnet, sollte man sich über die Ebene Gedanken machen, auf die diese Persona angewendet wird. Wenn man zwecks Retusche mehrere Ebenen hat, empfiehlt es sich, alle sichtbaren Ebenen auf eine neue «gesamte» Ebene zu reduzieren, was man mittels command + option + shift + e erreicht. Nun kann über die Symbolleiste direkt in die Liquify Persona gewechselt werden und es wird ein auf das Verflüssigen optimiertes Interface geladen. Im linken Bereich findet man alle Werkzeuge und im rechten Bereich die Einstellmöglichkeiten.

Es empfiehlt sich, die Korrekturen nicht zu extrem vorzunehmen und Stück für Stück aufzubauen. Daher sollten die Pinsel-Einstellungen entsprechend angepasst und die Werte zu Deckkraft und Tempo reduziert werden. Im Wesentlichen wird hier nämlich ein Gitter transformiert, welches die Verschiebung der Pixel steuert. Dieses Gitter kann man sich zu Beginn auch einblenden, damit man besser versteht, was in dieser Persona gemacht wird.

Verflüssigt wird in einer eigenen Persona um auf alle Werkzeuge und Einstellungen übersichtlich zugreifen zu können.

Werkzeuge
Mit dem Werkzeug Vorwärts schieben können Pixel in der Mausbewegung verschoben werden. Dies ist wahrscheinlich der intuitivste Ansatz, birgt aber das Risiko «Dellen» und «Wellen» zu erzeugen, da man Pixel entlang einer längeren Kante nicht gleichmässig bewegen kann.

Das Werkzeug Nach links schieben arbeitet ähnlich wie ein Schneepflug und schiebt die Pixel nach links. So kann mit etwas Übung in einem Zug ein gleichmässiges Ergebnis erzielt werden.

Sehr angenehm ist das Rekonstruieren-Werkzeug, weil man damit lokal und gezielt Korrekturen zurücknehmen und das Gitter wieder in die ursprüngliche Form bringen kann.

Anwenden der Anpassungen
Nach Fertigstellung der Verflüssigung kann durch einen Klick auf Anwenden die Liquify-Persona verlassen werden. Die Korrekturen werden damit auf die zuvor erstellte Ebene angewendet.

Bildlook
Wenn nun noch ein Farblook gewünscht ist, kann man dies u. a. mit einer Verlaufsumsetzung anpassen. Dabei werden die Farben anhand eines Verlaufs definiert, wobei die dunklen Farben die Verlaufsfarbe der linken und die hellen Farben die Verlaufsfarbe der rechten Seite zugewiesen bekommen. Alle anderen Tonwerte werden entsprechend des Verlaufs umgefärbt.

Um nun eine Überblendung mit den Originalfarben zu erzielen, kann der Ebenenblendmodus der Anpassungsebene auf weiches Licht gestellt werden.

Verlaufsumsetzung im Blendmodus «Weiches Licht» in Affinity Photo lassen sich auf unterschiedlichste Arten steuern.

Retusche
Dies soll nun einen ersten Einblick in die Retusche-Möglichkeiten von Affinity Photo gegeben haben. Zu betonen ist, dass man als Retuscheur auch eine gesellschaftliche Verantwortung hat. Man sollte sich immer überlegen, was man mit vermeintlich perfekten Bildern bei den Betrachtenden auslöst. Somit sollte man den Umfang der Retusche anhand des Projektes und der Zielgruppe genau überlegen und abwägen. 

  • Autor Martin Dörsch
    Martin Dörsch ist Softwaretrainer und Contentcreator aus Linz/Österreich. Er ist u.a. Adobe Education Leader, Wacom Evangelist und Exklusivtrainer für Linkedin Learning. Aus seiner täglichen Praxis nimmt er viel Erfahrung mit in seine Workshops und umgekehrt.
  • Rubrik Imaging
  • Dossier: Publisher 3-2021
  • Thema Affinity

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