Nach der Scheidung ist vor der Hoch-Zeit

Die amerikanische Xerox wird von der japanischen Fujifilm Holding über­nommen. Es entsteht damit «The New Fuji Xerox», ein globaler Konzern mit voraussichtlich 18 Milliarden US-Dollar Umsatz.

Etwas über ein Jahr nach dem Spin-off von Xerox und Conduent steht nun eine neue Zweckgemeinschaft an: Xerox Corporation und Fuji Xerox Co., Ltd. werden zusammengelegt und mehrheitlich von der Fujifilm Holding übernommen. Darüber wurde eine Vereinbarung getroffen und am 31. Januar 2018 publiziert.

Fuji Xerox war seit 1962 ein Gemeinschaftsunternehmen von Xerox und Fujifilm, ursprünglich gegründet, um Xerox besseren Marktzugang und gute Wachstumsmöglichkeiten in Asien, Asia Pacific sowie speziell in Japan und China zu verschaffen. Im Jahr 2000, während der existenziell schweren Krise von Xerox, wurde das komplette China-Geschäft von Xerox an Fujifilm verkauft. Im Laufe der Jahre entwickelte sich das alte Fuji Xerox dynamisch vom Handelsunternehmen zum innovativen Technik-Entwickler, dessen Produkte nunmehr auch Xerox vermarktete und vom Umsatz her mit der heutigen Xerox Corporation fast gleichzog.

Verzweiflungsakt oder Geniestreich?

Der neue «alte» Xerox CEO Jeff Jacobson bleibt nach eigenem bekunden im Amt. Er war in den letzten Monaten heftig unter Druck geraten (was in seinem wenig smarten Video-Beitrag zum Fujifilm-Agreement deutlich spürbar ist). Grossaktionär Icahn hatte harte Attacken geführt, stigmatisierte Jacobson und sein Management-Team öffentlich als Versager. Icahn schien besorgt, dass Xerox das gleiche Schicksal wie Kodak widerfahre.

Hat sich durch das Zusammengehen nun die Situation verbessert? Es ist noch zu früh, dazu Konkretes zu sagen, soviel ist aber sicher: Kurz- und mittelfristig stehen Konsolidierung und Kosteneinsparungen in Milliardenhöhe im Fokus. Damit ist «The New Fuji Xerox» besser gewappnet gegen überstarke Wettbewerber, insbesondere Canon. Wachstum wird aber zunächst nicht statt finden können. Verlautbart wurde bereits, dass rund 10 000 Mitarbeiter der alten Fuji Xerox ihren Job verlieren werden.

«The New Fuji Xerox» wird weiter mit alten Problemen zu kämpfen haben: Statt klarer Vision klebt man am Verteidigen des Status quo (Box Selling), liefert keine erkennbaren bahnbrechenden Innovationsleistungen, die Märkte und Anleger begeistern können und Wettbewerbsprodukten überlegen sind.

Hinzu kommen verkrustete Strukturen und zumindest in der alten Xerox-Welt eine beunruhigende Kundenferne. Zu viele Xerox-Mitarbeiter sind dem Gefühl nach in Stabsfunktionen tätig und damit nicht unmittelbar wertschöpfend tätig oder konkret mit den Bedürfnissen der Kunden beschäftigt. In Europa kommt hinzu, dass das Xerox-Europa-Headquarter in UK einen echten Wasserkopf bildet, mit Massen an Verwaltungsangestellten durchsetzt und in seiner Marktrelevanz völlig diffundiert.

Aber: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Das grosse Asset von Xerox wie auch Fuji Xerox ist, dass es immer noch eine ganze Menge von fähigen Mitarbeitern gibt, die das Ruder herumreissen könnten, wenn man sie nur liesse. Das sind Experten, die sich mit Software, Workflows, Multichannel-Lösungen, Künstlicher Intelligenz und vielem anderen sinnvoll beschäftigen können. Ihnen ist zu wünschen, dass «The New Fuji Xerox» dies honoriert und in den Vordergrund rückt, um Kunden wieder zu begeistern.

Seit mehr als 25 Jahren engagiert sich Andreas Weber als international renommierter Analyst, Coach, Vortragssprecher und Blogger. Seine ­Aktivitäten fokussieren sich auf «Transformation for the Digital Age».
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