Made in Switzerland: SwissQprint-Drucker
Reto Eicher ist Mitgründer der Rheintaler Firma SwissQprint und hat in kurzer Zeit ein Unternehmen aufgebaut, das sich erfolgreich mit hochwertigen Flachbett- und Rollendruckern am Markt behauptet. Wir haben mit ihm über die Firmengeschichte gesprochen und blicken auf zukünftige Entwicklungen.
Das Schweizer Unternehmen SwissQprint wurde vor 12 Jahren gegründet und hat seither in grossen Schritten seine Position im Markt für Flachbettdrucker gefunden. Wie kam es dazu, eine eigene Firma im Bereich Large Format Printer (LFP) zu gründen?
Der Ursprung liegt bereits länger zurück: Mit der Firma Mechatron waren wir hauptsächlich im Bau und Verkauf von Cuttern aktiv. 1996 konstruierten wir dann eine spezielle Lösung für die Verpackungsindustrie: Schneiden, Rillen und Drucken auf derselben Maschine. Dazu verwendeten wir die HP Bubble-Jet Technology. Dies waren unsere ersten Gehversuche im Digitaldruckbereich. Nur zwei Jahre später kam Mechatron als Tochter zur Zünd Systemtechnik. Dort brachten wir in der Folge zwei Flachbettdrucker auf den Markt (2001 den UVJET 215, später den UVJET 250). Als Zünd 2006 beschloss, sich auf den Cutter-Markt zu konzentrieren, hatten wir schon mehr als 10 Jahre Erfahrung im Bereich Digitaldruck gesammelt und wollten dieses Know-how nicht einfach aufgeben. Gemeinsam mit zwei Kollegen habe ich deshalb im September 2007 die Firma SwissQprint AG gegründet und mit 5 Personen die Arbeit aufgenommen.
Welche Faktoren haben den Erfolg von SwissQprint begünstigt?
Der UV-Digitaldruck steckte zu dieser Zeit noch in der Pionierphase. Schnelle Flachbettdrucker fehlten auf dem Markt. Zwar hatten wir bei den Cuttern über viele Jahre hinweg gelernt, wie man präzise Flachbettmaschinen baut, aber uns war bewusst, dass wir mehr bieten müssten als die Konkurrenz, um am Markt bestehen zu können. Deshalb haben wir uns auf die Entwicklung einer Maschine konzentriert, die nicht nur schnell war, sondern auch über neun Farbkanäle verfügte und mit den Grundfarben (CMYK) sowie Light-Farben, Weiss, Lack, Spotfarben und Primer bestückt werden konnte. Das war zu dieser Zeit einmalig. 2008 konnten wir diese erste Maschine, Oryx, das erste Mal öffentlich präsentieren.
Die Gründungsgeschichte zeugt vom Mut und Pioniergeist der Unternehmer. Wie schwierig aber war es, die eigene Firma aufzubauen?
Zu Beginn ist der Aufbau eines Unternehmens immer schwierig. Beim Erstellen des Businessplans realisierten wir schnell, dass es viel Geld für die Entwicklung und für den Aufbau der Produktion braucht. Bei den Banken war es schwer, dieses Geld zu erhalten, da die Druckbranche von Aussenstehenden kritisch betrachtet wird. Wir mussten uns selbst fragen, was passieren würde, wenn der Markt unsere Produkte nicht annähme, ohne grosse Firma im Hintergrund ist das sehr riskant. Glücklicherweise haben wir aber einen lokalen Investor gefunden, der an uns glaubte.
SwissQprint ist sehr erfolgreich. Was treibt dich heute an?
Für unsere Region wie auch für den gesamten Standort Schweiz ist es sehr wichtig, Produkte zu entwickeln, die im Bereich Hightech angesiedelt sind. So wie unsere Grossformatdrucker. Aus heutiger Sicht denke ich, war es für Zünd Systemtechnik der richtige Entscheid, sich auf das Cutter-Business zu konzentrieren. Die Erfolge des Unternehmens zeigen es. Und unser Erfolg bestätigt, dass ich, dass wir alle recht hatten. Heute beschäftigen wir am Hauptsitz in Kriessern über 100, weltweit über 150 Personen. Hinzu kommen die vielen Zulieferer aus dem Rheintal. Wir schaffen Arbeitsplätze. Zudem sind wir Techniker geblieben und haben bis heute die Freude an Neuem nicht verloren. Der Erfolg macht uns stolz und ermöglicht uns, Visionen umzusetzen.
Wie hebt sich das Unternehmen im Wettbewerb ab bzw. was zeichnet die SwissQprint-Produkte aus?
Wir setzen auf robuste, qualitativ hochwertige und wartungsarme Maschinen mit einem langen Lebenszyklus. Das erfordert aus Kundensicht zwar höhere Investitionen, ermöglicht aber auch eine höhere Kapitalrentabilität. Unsere Systeme sind modular aufgebaut und können so jederzeit nachgerüstet werden. Dadurch wächst die Maschine mit dem Unternehmen und man braucht sich nicht schon in der Gegenwart für die Zukunft festzulegen. Durch die vielseitigen Anwendungen kann sich ein Kunde einen grossen Maschinenpark ersparen und braucht dadurch schlichtweg weniger Raum. Zudem ist uns die Effizienz beim Energieverbrauch wichtig. Unsere Systeme sind gemäss ISO 20690 zertifiziert. Ein grosses Anliegen sind uns ebenfalls die Themen Ergonomie und Design. Schliesslich soll die hohe Qualität unter der Haube auch in der leichten Bedienbarkeit und im Aussehen der Karosserie zum Ausdruck kommen. Wenn man vergleichsweise ein teures Auto kauft und nur unter der Haube Hochwertiges drin steckt, dann hält der Autohersteller sein Versprechen nur teilweise. Deshalb wollen wir bei der Bedienbarkeit, der Zugänglichkeit und im Design genauso gut sein wie bei der Technik selbst.
Was braucht es als Schweizer Unternehmen, um in der Branche gegen internationale Konzerne bestehen zu können und gleichzeitig lokal zu produzieren?
Wichtig ist unsere Mentalität. Wir sind zuverlässig und haben das Ziel, unseren Kunden immer den bestmöglichen Service zu bieten. Da wir 100 Prozent unserer Maschinen im eigenen Hause entwickeln, sind wir flexibel und schnell. Wir kennen jede Komponente unser Maschinen, sei es die Mechanik, die Elektronik oder die Software. Auch den Bereich Tinte verstehen wir heute sehr gut, dank unserem neu eröffneten Tintenlabor. Sicher haben wir auch das Glück, dass uns das Label «Swiss made» hilft. Aber wir müssen auch das liefern können, was unsere Kunden erwarten. Sonst wäre das Vertrauen schnell weg. Wir haben bewiesen, dass es sich trotz anfänglich höherer Investitionen lohnt, eine Maschine bei SwissQprint zu kaufen. Unsere Maschinen funktionieren über Jahre hinweg sehr zuverlässig. Oftmals verkaufen unsere Kunden ihre Maschinen gebraucht weiter, wenn sie bei uns ein neues Modell ordern. Dies zeigt sich auch eindrücklich darin, dass praktisch alle Maschinen – inzwischen haben wir über 1250 verkauft – noch in Betrieb sind.
Mit Karibu hat SwissQprint den Schritt vom Flachbett zur Rolle gemacht. Welche Überlegungen stehen dahinter?
Wir hören auf unsere Kunden und hatten immer mehr Anfragen nach einem reinen SwissQprint-Rollendrucker als Ergänzung zum Flachbett. Zudem entwickelt sich der Soft-Signage-Markt stark und wir wollen diesen Bereich für uns erschliessen. Eine Erweiterung des Portfolios im Sinne einer Diversifizierung hilft uns, langfristig erfolgreich zu sein.
Welche weiteren Entwicklungen und Produktneuheiten stehen bevor? Gibt es neue Märkte oder Segmente, welche SwissQprint ins Auge fasst?
Wie schon erwähnt, haben wir Freude an Neuem. Deshalb gehen wir immer voran und entwickeln weiter. Grosse Messen stehen an. Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, erst über Neuentwicklungen zu sprechen, wenn sie für die Markteinführung bereit sind. Daran möchte ich mich halten. Wir werden sicher mit Neuigkeiten aufwarten. Mit der Karibu haben wir dieses Jahr an der Fespa in München unseren ersten reinen Rollendrucker präsentiert.
Welche zukünftigen Herausforderungen siehst du für dein Unternehmen und den Markt im Allgemeinen?
Wir wollen die Wünsche des Markts erfüllen, das ist zentral. Heute sieht man mehr Bildschirme, auch in Schaufenstern. Das ist für den gesamten Markt eine Herausforderung. Man kann die Bilder auf den Screens einfach austauschen, was ein Vorteil ist. Dazu entwickelt sich der Soft-Signage-Markt rasant: Heute sieht man viel mehr Spannrahmen, die hinterleuchtet sind und wertig aussehen. Der Trend geht also weg von Platten hin zu Tüchern und Textilien. Unsere Herausforderung wird es sein, neue Märkte zu finden, etwa in der Industrie oder bei Verpackungen. Dabei hilft uns die Rollen-Rollen-Maschine Karibu. Auch die asiatische Konkurrenz muss man ernst nehmen und die eigenen Vorteile ausspielen: Service, Nähe und Qualität. Das ist schliesslich Teil unserer Schweizer Mentalität.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
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Autor
Laurent Gachnang
Laurent Gachnang ist seit über 15 Jahren in der Medien- und Unterhaltungsindustrie tätig. Er gilt als Experte für digitales Publizieren und Online Marketing. Zuletzt arbeitete er bei einem Medienunternehmen als Marketingverantwortlicher und war massgeblich an der Lancierung eines Change-Prozesses beteiligt. Als Gastdozent ist er an diversen Fachhochschulen sowie ehrenamtlich als Mentor bei der Startup Academy Basel tätig. - Rubrik Werbetechnik
- Dossier: Publisher 6-2019
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