Rubrik: Kolumne

Google in die Hände gespuckt

Der Zugang zur beruflichen Grundbildung und Weiterbildung hat sich dank dem Internet sehr vereinfacht. Früher gabs ein paar Gurus, denen hingen die Zuschauer an den Promotionsveranstaltungen an den Lippen. Veranstaltungen waren ein gutes Geschäft, für die Unternehmen als Plattform, die Gurus, die Anwender, die ihre Notizbücher mit Tipps und Tricks füllten. Heute scheinen diese Zeiten vorbei zu sein. Wer heute etwas wissen will, googelt. Es gibt nichts, was Google nicht weiss. Sogar, was ich nicht weiss und deshalb google. Hat der Beruf Fachlehrer Zukunft? Google weiss es doch viel besser, aktuell und schneller! Vielleicht etwas gar provokativ gedacht, denn Google hat keine Vorstellung davon, wie Know-how in Wertschöpfung umgewandelt werden kann. Wissen ist das eine, aber wie Wissen vom Hirn über die Hände auf die Tastatur gelangt, etwas ganz anderes. Noch leben wir alle nicht davon, dass wir einfach supergescheit sind. Unsere Kunden oder Chefs wollen Taten sehen, die Wertschöpfung bedeuten.

Nur Dummheit ist umsonst

Die Vergleichbarkeit von Waren und Dienstleistungen ist mit dem Internet sehr viel einfacher geworden. Ohne grossen Aufwand lässt sich herausfinden, wie viel Pullover da und dort kosten, wie eine Politikerin im letzten Jahr abgestimmt hat oder wer die günstigsten Flüge anbietet. Diese Transparenz ist jedoch eine scheinbare. Langsam merken wir, dass die Vergleichbarkeit nur bedingt taugt, das Internet ist in diesem Sinn noch geduldiger als Papier. Sicher ist, dass Dinge und Dienstleistungen immer weniger kosten. Gerade in der Publishing- und Druckbranche ist das Preisgebaren selbstmörderisch. Die Medien selbst stellen ihre Inhalte gratis zur Verfügung – weshalb überhaupt noch für Informationen bezahlen? Werte werden verschoben.

Überflüssige Schäden

Wie der Verband Auto Schweiz veröffentlichte, waren im Jahr 2017 47,5% aller in der Schweiz verkauften Neuwagen mit Allradantrieb ausgerüstet. Bei den Premiummarken sind es sogar über 70%, die mit 4×4 unterwegs sind. Allradantrieb ist in gefühlten 99,9% aller Fälle ziemlich überflüssig und reiner Luxus. Abgesehen vom äusserst seltenen Fahren auf vereisten Bergpfaden im schweizerischen Hinterland ist Allrad nicht notwendig. Warum dann dieses Kaufverhalten, dem auch ich schon erlegen bin? Wer die Werbung analysiert, stellt fest, dass SUV darin gerne auf verschneiten Strassen abseits jeder Zivilisation dargestellt werden: Wo die Strasse aufhört, bist du in deinem SUV-Land. Bei einem kleineren SUV wie dem Opel Mokka macht der Allradantrieb etwa 90 Kilogramm Gewichtszunahme aus, was zwei zusätzlichen Jugendlichen entspricht, die mitfahren. Bei grösseren SUV entspricht die Gewichtszunahme einer prallen Campingausrüstung, die das Auto bis unters Dach füllt. Wenn wir der Einfachheit halber mal 100 Kilogramm rechnen, die ein 4×4 zusätzlich mit sich herumschleppt, und dafür einen Mehrverbrauch von 0,3 Litern pro 100 km veranschlagen, ergibt sich bei einer Fahrleistung von 15 000 km pro Jahr ein Zusatzverbrauch von 45 Litern/Jahr. Laut Bundesamt für Statistik wurden 2017 in der Schweiz total 315 032 Personenwagen neu eingelöst. Insgesamt sind bei uns 4,57 Mio. Personenwagen unterwegs. 47,5% der Neuwagen, also rund 150 000 Fahrzeuge, fahren mit Allrad. Wenn diese im Schnitt 45 Liter Treibstoff mehr pro Jahr ­benötigen, berechnen wir einen völlig unnötigen Verbrauch von 6,75 Mio. Liter (gleich etwa 225 Tanklastzüge à 30 000 Liter). CO2 und Stickoxide lassen wir einfach unbedacht in die Luft, zum Schaden von Natur und Menschen. Gleiche Überlegungen gelten übrigens generell für Fahrzeuggewichte oder auch für die 200–750 kg schweren Batterien, die hybrid grösstenteils mit herkömmlichem Treibstoff bewegt werden.